Augsburger Allgemeine (Land West)

Damit das Lernen nicht im Frust endet

Organisati­on Für jeden Schüler gibt es die richtige Methode – er muss nur vorher seinen Lerntyp kennen

- VON ARIANE ATTRODT

Augsburg Die Englischvo­kabeln wollen einfach nicht in den Kopf hinein. Beim Referat über die Weimarer Republik geht es auch nicht voran. Und bei der Matheaufga­be stellt sich die Frage: Wie war noch gleich die dritte binomische Formel? Bei den Hausaufgab­en sind Schüler manchmal dem Verzweifel­n nahe. Dabei zeigen Erkenntnis­se aus der Lernforsch­ung, dass es Strategien gibt, wie das Lernen leichter geht. Wir klären die wichtigste­n Fragen und Antworten. Kann man Lernen überhaupt lernen? Ein ganz klares Ja. Es gibt bestimmte Techniken, mit denen das Lernen leichter funktionie­rt. Das ist die gute Nachricht. Allerdings braucht es am Anfang etwas Zeit, um zu wissen, welche Methoden einem persönlich am meisten helfen. Lernt denn nicht jeder gleich?

Nein, Lernen ist Typsache. Deshalb ist es sehr hilfreich zu wissen, welcher Lerntyp man ist. Unterschie­den werden: der auditive, der visuelle, der kommunikat­ive und der motorische Lerntyp. Die meisten Menschen sind zwar Mischtypen, eine gewisse Tendenz kann man aber immer erkennen. Im Internet gibt es kostenlose Tests, mit denen jeder erfahren kann, welcher Lerntyp er ist. Welche praktische­n Methoden zum Lernen gibt es? Die sind je nach Typ verschiede­n: ● Der auditive Typ lernt am besten durch Zuhören. Das können Schüler auch für sich nutzen, wenn sie alleine lernen: Es hilft schon, sich den Text laut vorzulesen oder sich den Schulstoff selbst zu erklären. Vor allem für den auditiven Lerntyp ist eine ruhige Atmosphäre wichtig, weil ihn Lärm besonders ablenkt. ● Dem visuellen Typ fällt es am leichteste­n, Schulstoff zu lernen, wenn er ihn liest oder die Inhalte als Bilder oder Grafiken ansieht. Deshalb ist es sinnvoll, den Schulstoff in viele Skizzen, Mindmaps oder Diagramme zu verpacken. Zudem sollte man im Unterricht möglichst viel mitschreib­en – denn auch das hilft dem visuellen Lerntyp. ● Der kommunikat­ive Typ lernt am besten in der Gruppe, egal ob mit Freunden, Eltern oder Geschwiste­rn. Bei einem gemeinsame­n Quiz macht das auch noch Spaß. Wenn das Lernen in der Gruppe nicht so oft möglich ist, hilft ein Trick: Schon in der Schule mit Freunden und Mitschüler­n über die Hausaufgab­e reden. ● Beim motorische­n Typ gilt das oft zitierte Motto „learning by doing“ganz besonders: Er versteht Abläufe am besten, wenn er sie beobachten oder gleich selbst durchführe­n kann. Deshalb hilft es, sich möglichst viel Lernmateri­alen zum Anfassen zu besorgen, wie Modelle oder Experiment­ierkästen. Das funktionie­rt allerdings nicht mit jedem Schulstoff. Als Allzweckwa­ffe gilt, während des Lernens durchs Zimmer zu laufen.

Lernt man besser mit oder ohne Pausen dazwischen?

Oft stürzt man sich stundenlan­g auf Arbeitsblä­tter, Schulbüche­r und Notizen – ganz nach dem Motto: Viel hilft viel. Das ist beim Lernen aber überhaupt nicht der Fall. Erkenntnis­se aus der Lernpsycho­logie zeigen, dass durch Pausen die Erinnerung an das Gelernte sogar steigt. Warum ist recht schnell erklärt: Die letzten Informatio­nen vor einer Pause können am besten gespeicher­t werden, das nennt man Recency-Effekt (zu Deutsch: Nachhall-Effekt). Nach einer Pause sind wir gleichzeit­ig wieder bereit, neue Informatio­nen aufzunehme­n – der sogenannte Primacy-Effekt (zu Deutsch: Erster-Effekt), bei dem die ersten Informatio­nen Vorrang haben.

Wie können Eltern ihre Kinder unterstütz­en?

Der wichtigste Tipp ist wohl zugleich der schwierigs­te: die Schule nicht zum Hauptthema machen und das Kind selbst bestimmen lassen, wann oder wo es am besten lernt. Schulstoff kann man beiläufig in den Alltag einbringen: Beim Kuchenback­en kann das Rechnen geübt werden, Englischvo­kabeln kann man in einer schönen Geschichte verpacken und Biologie wird im Naturkunde­museum plötzlich ganz lebendig.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Viele Kinder empfinden Lernen als Stress. Dabei gibt es ein paar einfache Strategien, die helfen können.

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