Augsburger Allgemeine (Land West)
Damit das Lernen nicht im Frust endet
Organisation Für jeden Schüler gibt es die richtige Methode – er muss nur vorher seinen Lerntyp kennen
Augsburg Die Englischvokabeln wollen einfach nicht in den Kopf hinein. Beim Referat über die Weimarer Republik geht es auch nicht voran. Und bei der Matheaufgabe stellt sich die Frage: Wie war noch gleich die dritte binomische Formel? Bei den Hausaufgaben sind Schüler manchmal dem Verzweifeln nahe. Dabei zeigen Erkenntnisse aus der Lernforschung, dass es Strategien gibt, wie das Lernen leichter geht. Wir klären die wichtigsten Fragen und Antworten. Kann man Lernen überhaupt lernen? Ein ganz klares Ja. Es gibt bestimmte Techniken, mit denen das Lernen leichter funktioniert. Das ist die gute Nachricht. Allerdings braucht es am Anfang etwas Zeit, um zu wissen, welche Methoden einem persönlich am meisten helfen. Lernt denn nicht jeder gleich?
Nein, Lernen ist Typsache. Deshalb ist es sehr hilfreich zu wissen, welcher Lerntyp man ist. Unterschieden werden: der auditive, der visuelle, der kommunikative und der motorische Lerntyp. Die meisten Menschen sind zwar Mischtypen, eine gewisse Tendenz kann man aber immer erkennen. Im Internet gibt es kostenlose Tests, mit denen jeder erfahren kann, welcher Lerntyp er ist. Welche praktischen Methoden zum Lernen gibt es? Die sind je nach Typ verschieden: ● Der auditive Typ lernt am besten durch Zuhören. Das können Schüler auch für sich nutzen, wenn sie alleine lernen: Es hilft schon, sich den Text laut vorzulesen oder sich den Schulstoff selbst zu erklären. Vor allem für den auditiven Lerntyp ist eine ruhige Atmosphäre wichtig, weil ihn Lärm besonders ablenkt. ● Dem visuellen Typ fällt es am leichtesten, Schulstoff zu lernen, wenn er ihn liest oder die Inhalte als Bilder oder Grafiken ansieht. Deshalb ist es sinnvoll, den Schulstoff in viele Skizzen, Mindmaps oder Diagramme zu verpacken. Zudem sollte man im Unterricht möglichst viel mitschreiben – denn auch das hilft dem visuellen Lerntyp. ● Der kommunikative Typ lernt am besten in der Gruppe, egal ob mit Freunden, Eltern oder Geschwistern. Bei einem gemeinsamen Quiz macht das auch noch Spaß. Wenn das Lernen in der Gruppe nicht so oft möglich ist, hilft ein Trick: Schon in der Schule mit Freunden und Mitschülern über die Hausaufgabe reden. ● Beim motorischen Typ gilt das oft zitierte Motto „learning by doing“ganz besonders: Er versteht Abläufe am besten, wenn er sie beobachten oder gleich selbst durchführen kann. Deshalb hilft es, sich möglichst viel Lernmaterialen zum Anfassen zu besorgen, wie Modelle oder Experimentierkästen. Das funktioniert allerdings nicht mit jedem Schulstoff. Als Allzweckwaffe gilt, während des Lernens durchs Zimmer zu laufen.
Lernt man besser mit oder ohne Pausen dazwischen?
Oft stürzt man sich stundenlang auf Arbeitsblätter, Schulbücher und Notizen – ganz nach dem Motto: Viel hilft viel. Das ist beim Lernen aber überhaupt nicht der Fall. Erkenntnisse aus der Lernpsychologie zeigen, dass durch Pausen die Erinnerung an das Gelernte sogar steigt. Warum ist recht schnell erklärt: Die letzten Informationen vor einer Pause können am besten gespeichert werden, das nennt man Recency-Effekt (zu Deutsch: Nachhall-Effekt). Nach einer Pause sind wir gleichzeitig wieder bereit, neue Informationen aufzunehmen – der sogenannte Primacy-Effekt (zu Deutsch: Erster-Effekt), bei dem die ersten Informationen Vorrang haben.
Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen?
Der wichtigste Tipp ist wohl zugleich der schwierigste: die Schule nicht zum Hauptthema machen und das Kind selbst bestimmen lassen, wann oder wo es am besten lernt. Schulstoff kann man beiläufig in den Alltag einbringen: Beim Kuchenbacken kann das Rechnen geübt werden, Englischvokabeln kann man in einer schönen Geschichte verpacken und Biologie wird im Naturkundemuseum plötzlich ganz lebendig.