Augsburger Allgemeine (Land West)
Räuber und Sack
Familienkonzert der Philharmoniker
Wenn der Räuberhauptmann dem Opfer die Beute abkauft, ist Erstaunen angesagt – und Lachen. Das Publikum in der vollen Kongresshalle amüsierte sich köstlich im Familienkonzert über „Fünf Räuber und das Geheimnis im Sack“. Musikalisches Transportmittel dieses aus „Tausendundeiner Nacht“herausgelösten Spaßes war Rimski-Korsakows „Scheherazade“, die Dirigent Lancelot Fuhry und die Augsburger Philharmoniker farbig ausbreiteten. Es wurden aber nicht „Ali Baba und 40 Räuber“vorgeführt – hier reichten schon fünf, um Jung und Alt zu erheitern. Diese vom Bayerischen Rundfunk produzierte kabarettistisch-musikalische Köstlichkeit lebt von der Bildkraft des Orchesters wie vom Witz des Textes und der projizierten Illustrationen. Vor allem von Schauspieler Arno Friedrich, der die Charaktere der tollpatschigen Räuber-Flaschen mit kunstfertig umschaltender Sprachfertigkeit zum Hör-Comic machte.
Es ist immer dasselbe: Der zu gutmütige Räuberhauptmann der im Wüstensand eingegraben lauernden Fünferbande hat natürlich Hierarchieprobleme, wenn er, statt kriminell durchzugreifen, mit dem Überfallenen um den geheimnisvollen Sack feilscht. Hauptsache, er kommt mit Beute zurück, um im personellen Umfeld keine Unruhe aufkommen zu lassen. So geht das dauernd: Mit besagtem alten Mann mit Sack, den das Herumfuchteln des Hauptmann ebenso wenig beunruhigt, wie die Mitglieder einer Goldkarawane das Berufsprofil des Chefräubers ernst nehmen – „nee, lass mal …“
Was befindet sich im begehrten Sack, den der finstere Sultan bestellt hat? Ein Geist im Ölkännchen, wie im Märchen. Die Räuber lassen ihn heraus. Doch drei Wünsche gescheit zu formulieren – dabei vermasseln sie die große Chance. Der seltsame Geist, eine verschlagene wie schläfrige Beamten-Lusche, kommt ihnen mit Öffnungszeiten, die einzuhalten sind. Die Loser dieser nahöstlichen Räuberbande erinnern heftig an die ebenso erfolglosen Dalton-Brüder im „Lucky Luke“-Comic.
Mit Effizienz zaubern musikalische Ausschnitte der „Scheherazade“, teils eigenständig, teils sich mit dem Text überlappend, einen brauchbaren Soundtrack. Dieser ist nicht nur für die Action auf der Bühne gut, sondern wartet auch in poetischen Nuancen mit Stimmungsbilder der nächtlichen Wüste auf. Clou ist ein versuchter Raub, bei dem sich der Akteur zur stampfenden Musik in einen Rap-Modus steigert. Begeisterung.