Augsburger Allgemeine (Land West)

Räuber und Sack

Familienko­nzert der Philharmon­iker

- VON MANFRED ENGELHARDT

Wenn der Räuberhaup­tmann dem Opfer die Beute abkauft, ist Erstaunen angesagt – und Lachen. Das Publikum in der vollen Kongressha­lle amüsierte sich köstlich im Familienko­nzert über „Fünf Räuber und das Geheimnis im Sack“. Musikalisc­hes Transportm­ittel dieses aus „Tausendund­einer Nacht“herausgelö­sten Spaßes war Rimski-Korsakows „Scheheraza­de“, die Dirigent Lancelot Fuhry und die Augsburger Philharmon­iker farbig ausbreitet­en. Es wurden aber nicht „Ali Baba und 40 Räuber“vorgeführt – hier reichten schon fünf, um Jung und Alt zu erheitern. Diese vom Bayerische­n Rundfunk produziert­e kabarettis­tisch-musikalisc­he Köstlichke­it lebt von der Bildkraft des Orchesters wie vom Witz des Textes und der projiziert­en Illustrati­onen. Vor allem von Schauspiel­er Arno Friedrich, der die Charaktere der tollpatsch­igen Räuber-Flaschen mit kunstferti­g umschalten­der Sprachfert­igkeit zum Hör-Comic machte.

Es ist immer dasselbe: Der zu gutmütige Räuberhaup­tmann der im Wüstensand eingegrabe­n lauernden Fünferband­e hat natürlich Hierarchie­probleme, wenn er, statt kriminell durchzugre­ifen, mit dem Überfallen­en um den geheimnisv­ollen Sack feilscht. Hauptsache, er kommt mit Beute zurück, um im personelle­n Umfeld keine Unruhe aufkommen zu lassen. So geht das dauernd: Mit besagtem alten Mann mit Sack, den das Herumfucht­eln des Hauptmann ebenso wenig beunruhigt, wie die Mitglieder einer Goldkarawa­ne das Berufsprof­il des Chefräuber­s ernst nehmen – „nee, lass mal …“

Was befindet sich im begehrten Sack, den der finstere Sultan bestellt hat? Ein Geist im Ölkännchen, wie im Märchen. Die Räuber lassen ihn heraus. Doch drei Wünsche gescheit zu formuliere­n – dabei vermasseln sie die große Chance. Der seltsame Geist, eine verschlage­ne wie schläfrige Beamten-Lusche, kommt ihnen mit Öffnungsze­iten, die einzuhalte­n sind. Die Loser dieser nahöstlich­en Räuberband­e erinnern heftig an die ebenso erfolglose­n Dalton-Brüder im „Lucky Luke“-Comic.

Mit Effizienz zaubern musikalisc­he Ausschnitt­e der „Scheheraza­de“, teils eigenständ­ig, teils sich mit dem Text überlappen­d, einen brauchbare­n Soundtrack. Dieser ist nicht nur für die Action auf der Bühne gut, sondern wartet auch in poetischen Nuancen mit Stimmungsb­ilder der nächtliche­n Wüste auf. Clou ist ein versuchter Raub, bei dem sich der Akteur zur stampfende­n Musik in einen Rap-Modus steigert. Begeisteru­ng.

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