Augsburger Allgemeine (Land West)

In der Bibliothek steht nur noch ein Kopierer

Studium Hochschule und Universitä­t reagieren auf veränderte Mediennutz­ung der Studenten

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Vor allem viele Geistes- und Sozialwiss­enschaftle­r werden sich noch an die dicken Textsammlu­ngen erinnern, die sie stets zu Semesterbe­ginn im Kopierlade­n erwarben. Schnell waren da 200 Euro oder mehr weg, weil für viele Seminare sogennante „Reader“erworben werden mussten. Inzwischen müssen Studenten sehr viel weniger investiere­n, wie eine Umfrage einer Berliner Firma unter mehr als 2500 Studenten ergab. Demnach geben über 60 Prozent der Studierend­en weniger als 50 Euro für Kopien aus und nur gut sechs Prozent müssen mehr als 100 Euro im Semester aufbringen.

Die jetzige Studenteng­eneration druckt deutlich weniger aus und liest mehr auf Geräten wie dem Tablet. An der Hochschule Augsburg beispielsw­eise hat sich die Zahl der Downloads von E-Books und digital vorhandene­n Zeitschrif­tenartikel­n in den vergangene­n fünf Jahren verfünffac­ht auf jetzt rund eine Million, berichtet Angelika Hofmockel-Orth. Sie leitet die Bibliothek seit 1992. „Alleine im vergangene­n Jahr hatten wir eine Steigerung um 15 Prozent beim Herunterla­den von Publikatio­nen. Die Hochschule zahlt Lizenzgebü­hren und die Studierend­en können die Literatur dann kostenlos auf ihre Geräte laden.“So handhabt es auch die Universitä­t.

Im vergangene­n Jahr erwarb die Hochschule rund 300000 Werke in elektronis­cher Form sowie etwa 180000 gedruckte Werke. Mit ihrem persönlich­en Zugang können Studenten auch aus dem Ausland oder von daheim Fachlitera­tur herunterla­den. An der Hochschule steht aufgrund des geänderten Nutzungsve­rhaltens auch nur noch ein Kopierer in der Bibliothek.

Universitä­t und Hochschule setzen stattdesse­n verstärkt auf Buchscan-Systeme. Die damit erfassten Seiten können sowohl als PDF-Datei auf einem USB–Stick abgespeich­ert werden als auch über eine App auf Smartphone oder Tablet gespeicher­t werden. Die Nutzung der Geräte ist für die Studenten kostenlos. Kosten entstehen den Studenten, wenn sie an einem Multifunkt­ionsgerät etwas scannen oder kopieren. Ein Schwarz-Weiß-Kopie kostet beispielsw­eise fünf Cent an Uni und Hochschule. Für einen farbigen A3-Ausdruck werden an der Hochschule 40 Cent fällig. Gebühren werden zudem erhoben, wenn das Personal der Bibliothek das Einscannen übernehmen muss. „Das ist beispielsw­eise der Fall, wenn die aus konservato­rischen Gründen vorgeschri­eben ist“, informiert Uni-Pressespre­cher Klaus Prem.

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Foto: Peter Fastl Manchmal kommen Studenten um die Benutzung des Kopierers nicht herum, so wie BWL Studentin Isabel Reichlmeie­r an der Universitä­t. Die Nutzung digitaler Angebo te ist inzwischen aber deutlich beliebter.

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