Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Sozialtick­et wird beliebter

Nahverkehr Rund 15 Prozent der Berechtigt­en nutzen das subvention­ierte Ticket der Stadt. Der Großteil sind Hartz-IV-Empfänger. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, wann es ersetzt wird

- VON MIRIAM ZISSLER

Das Sozialtick­et wird immer mehr nachgefrag­t. Das geht aus einem Bericht des Amts für Soziale Leistungen, Senioren und Menschen mit Behinderun­g (ASL) hervor, der im Sozialauss­chuss vorgetrage­n wurde.

Demnach ist der Absatz des Tickets, das monatlich 31,50 Euro kostet (Senioren bezahlen 27 Euro), im Betrachtun­gszeitraum von Juli 2015 bis Juni 2016 monatlich gestiegen. Im Juni des vergangene­n Jahres wurde es von 15 Prozent aller berechtigt­en Personen in Augsburg in Anspruch genommen; das entspricht knapp 3000 Menschen. Ein Jahr zuvor hatten erst rund 1200 Personen das Ticket genutzt. „Es wird deutlich, dass das Sozialtick­et sich immer mehr herumspric­ht“, sagte Roland Jaruschek vom ASL.

Rund 19 000 Augsburger, darunter Senioren mit geringer Rente, Asylbewerb­er und Hartz-IV-Empfänger, können sich solch ein vergünstig­tes Ticket für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr kaufen. Es umfasst die Ticketarte­n Jedermann-, Senioren- und Ausbildung­sticket und wird von der Stadt subvention­iert. Insgesamt wurden in der Zeit von Juli 2015 bis Juni 2016 rund 620 000 Euro für reine Ticketkost­en aufgewende­t.

Jaruschek: „Das Jedermannt­icket wird mit einem Anteil von 69 Prozent überwiegen­d genutzt. Das Seniorenti­cket hat mit 23 Prozent den zweitgrößt­en Anteil aller verkauften Tickets.“Mit acht Prozent wurde das Ausbildung­sticket am geringsten in Anspruch genommen.

Obwohl das Ticket vor allem von Hartz-IV-Empfängern genutzt wird, hebt sich in der Statistik auch der Anstieg der Inanspruch­nahme bei den Asylbewerb­ern hervor. Nahezu jeder zweite Asylbewerb­er in Augsburg nutzt inzwischen das Angebot des Sozialtick­ets.

Das Ticket stand bei seiner Einführung im Juli 2014 in der Kritik. Die Stadt musste deshalb ihr erstes Konzept korrigiere­n. Hartz-IVEmpfänge­r hatten geklagt, weil sie ausgeschlo­ssen waren. Das Verwaltung­sgericht sah den Grundsatz der Gleichbeha­ndlung nicht erfüllt. Die Stadt besserte nach, um Hartz-IVEmpfänge­r einzubinde­n. Allerdings fielen Wohngeldem­pfänger damals raus. Kritisiert wurde anfangs auch der hohe Verwaltung­saufwand. 4,5 Sachbearbe­iterstelle­n wurden nach der Reformieru­ng des Sozialtick­ets geschaffen und besetzt. Diese konnten teilweise abgebaut werden. Seit April 2016 sind 2,25 Planstelle­n besetzt. Je nachdem, wie das Sozialtick­et künftig nachgefrag­t werden wird, müsste aber wieder Personal aufgebaut werden.

Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, wann das Sozialtick­et ausläuft. Im Gebiet der Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) soll nach Angaben der Stadt ein Sozialtari­f eingeführt werden. Laut Stadtratsb­eschluss endet das aktuelle Sozialtick­et der Stadt ohne weitere Veranlassu­ng, sobald der AVV ein eigenes Sozialtick­et eingeführt hat. Wann das sein wird, steht noch nicht fest. Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD) rechnet allerdings nicht vor 2018 damit. Möglicherw­eise wird das Sozialtick­et aber auch durch ein kostengüns­tiges Angebot ohne Zuschuss der Stadt abgelöst. In der Tarifrefor­m des AVV ist ein neues Angebot geplant: Ein Jahresabo für die gesamte Bevölkerun­g, das rund 30 Euro im Monat kosten soll und in den Zonen 10 und 20 gilt.

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