Augsburger Allgemeine (Land West)
Barrierefreie Bahnsteige können kommen
Zuschuss Das Bundesverkehrsministerium hat drei Millionen Euro für den Haltepunkt Gersthofen bewilligt. Die Stadt hofft nun auf eine schnellere Realisierung. Warum andere Kommunen vorerst nichts bekommen
Gersthofen/Neusäß/Diedorf
Oftmals wurde bisher bemängelt, dass am Gersthofer Bahnhof zuwenig Fahrgäste ein- und aussteigen. Doch für den von der Stadt geplanten Umbau des Areals erweist sich dieser Umstand jetzt offenbar als Vorteil: Denn das Bundesverkehrsministerium hat jetzt einen Zuschuss für den Bau barrierefreier Bahnsteige bewilligt.
Die Stadt Gersthofen profitiert damit nach Angaben des CSU-Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz von einer Modernisierungsoffensive für kleine Bahnhöfe im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms 2016–2018. Die Förderung beläuft sich demzufolge auf insgesamt drei Millionen Euro. Der Bund übernimmt die eine Hälfte der Fördersumme, der Freistaat Bayern übernimmt die andere Hälfte.
Von diesem Sonderprogramm profitieren Stationen mit weniger als 1000 Ein- und Aussteigern pro Tag. Fördermittel gehen an die DB Station&Service AG, die als Eigentümerin der Stationen und Bauherrin die Maßnahmen umsetzen wird.
„Das sind hervorragende Neuigkeiten. Der Erhalt kleiner Bahnstationen ist die Voraussetzung für ausreichende Nahverkehrsangebote in ländlichen Räumen“, so Durz. Dass Neusäß jetzt keinen solchen Zuschuss bekomme, liege nicht zuletzt daran, dass hier täglich mehr als 1000 Menschen ein- und aussteigen.
Nach Auskunft des Bundesverkehrsministeriums wurden die Bahnhöfe Neusäß und Diedorf vom Freistaat Bayern nicht für das Programm zur „Herstellung der Barrierefreiheit bei kleineren Schienenverkehrsstationen“gemeldet. Neben der guten Nutzung der Haltepunkte führt das Durz auch auf die immer noch ungeklärte Frage zurück, ob und wann es mit einem dritten Gleis in Richtung Ulm etwas wird.
„Wir haben beantragt, dass wir in diese Förderung einbezogen wer- den“, erklärt Gersthofens Stadtbaumeister Thomas Berger. Gegebenenfalls wäre die Stadt sogar bereit gewesen, selbst freiwillig einen Anteil für den Bau der barrierefreien Bahnsteige zu übernehmen. „Nach derzeitigem Stand zahlen Bund und Freistaat zusammen jetzt alles“, freut sich Berger. Ein Vorteil sei, dass die Bahn nun Geld zur Verfügung habe und der Umbau nun früher realisiert und besser in die Gersthofer Pläne eingebunden werden könne. „Würde das Geld nicht fließen, könnte es wohl bis zum Sankt-Nimmerleinstag dauern, bis die Bahn die Arbeiten realisiert.“
Wie berichtet, möchte die Stadt Gersthofen, der seit einigen Jahren das Bahnhofsgelände gehört, dort unter den Gleisen einen Tunnel einrichten, damit die Reisenden und Pendler über kurze Strecken von einer Gleisseite auf die andere beziehungsweise über den Park-and-Ride-Platz westlich der Bahnlinie zur Ostseite wechseln können. Über Aufzüge sollen die Gleise barriereDie frei angebunden werden. Dafür muss aber die Bahn die dem Unternehmen gehörenden, bislang zu niedrigen Bahnsteige entsprechend erhöhen.
Was Neusäß betrifft, hat ein Bahnsprecher bereits im Juli die Chancen auf den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Neusäß relativiert. Grundsätzlich würden die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel so eingesetzt, dass große und mittlere Bahnhöfe sowie Umsteigebahnhöfe Priorität haben. Dabei werden alle Bahnhöfe mit einem Aufkommen von über 1000 Reisenden/Tag betrachtet – auch der Bahnhof Neusäß. Ein Ergebnis entsprechender Gespräche zwischen Freistaat und Bahn steht noch aus.
Hoffnung macht Hansjörg Durz allerdings einer anderen Gemeinde: „Wir hoffen, dass relativ bald eine Förderung für Langweid kommt. Die haben ebenfalls einen Antrag gestellt und sind auf der Prioritätenliste des Ministeriums weit oben“, so Durz.