Augsburger Allgemeine (Land West)
BI verweigert Debatte mit Pletschacher
Bürgerentscheid Im Vorfeld der Abstimmung wird es voraussichtlich keine öffentliche Diskussionsveranstaltung geben
Gersthofen
Wer sich am Samstag im Vorfeld des Bürgerentscheids über die Stadtmitte über Für und Wider informieren wollte, musste nur ein paar Meter gehen. Im Kirnerhaus sprach Architekt Klaus Kehrbaum über die Vorzüge seiner Entwürfe für die „Goldene Mitte“, für die die Strasser-Villa abgerissen werden soll. Auf dem Rathausplatz waren Vertreter der Bürgerinitiative für den Erhalt der Villa, während der Bürgermeister Michael Wörle im Foyer des Rathauses erklärt, warum die Stadtratsmehrheit für die Entwürfe Kehrbaums ist, die dieser im Auftrag des Dasinger Unternehmers Peter Pletschacher fertigt.
Trotz der räumlichen Nähe – zu einem direkten Austausch der Argumente kam es nicht. Und dabei wird es aller Voraussicht nach bis zum Wahltag auch bleiben. Denn am Freitag musste unsere Zeitung eine lange geplante Podiumsdiskussion mit Bürgermeister Michael Wörle, Peter Pletschacher und Vertretern der Bürgerinitiative absagen.
Grund waren die Forderungen der Bürgerinitiative, dem Investor Pletschacher das Rederecht zu beschneiden. Nur unter diesen Umständen wollte die BI mitwirken und machte damit in den Augen unserer Redaktion eine ausgewogene Diskussionsveranstaltung unmöglich.
Danach hatte es Anfang Dezember nicht ausgesehen, als sich alle drei Seiten auf Anfrage unserer Zeitung bereit erklärten, auf einem Podium miteinander zu diskutieren. Über die Details der Veranstaltung wollte man nach der Weihnachtspause diskutieren. Kurz vor Weihnachten beschloss der Vorstand der BI jedoch, nicht mit Pletschacher aufs Podium zu gehen. Begründung: Ansprechpartner seien einzig die Stadträte und der Bürgermeister, gegen deren Beschlüsse sich das Bürgerbegehren richte. Dass diese Beschlüsse mit Pletschachers Plänen begründet werden, focht die BI nicht an. Dennoch schien die öffentliche Debatte nach wie vor möglich. Vorgesehen war, dass auf dem Podium nur die BI mit der Gersthofer Stadtpolitik diskutieren würde. Pletschacher sollte aber die Chance haben, sein Projekt zu erläutern und auf andere Weise zu Wort kommen. Doch auch das war der BI zu viel.
Nach ihrem Dafürhalten verfolgt Pletschacher „ausschließlich private monetäre Interessen“. Er habe keine verbindlichen Pläne vorgelegt und könne „nicht zu einer objektiven Information beitragen“. Weiteres Zitat aus der Reaktion: Die BI werde an keiner Veranstaltung teilnehmen, „bei der Herrn Pletschacher oder einem seiner Vertreter in irgendeiner Weise Sonderrechte oder Sonderredezeiten eingeräumt werden“. Damit war es unmöglich geworden, alle drei Seiten in einer Veranstaltung ausgewogen zu beleuchten.
Bürgermeister Wörle zeigte Verständnis für die Absage, Peter Pletschacher reagierte auf das Verhalten der von Siegfried Deffner, Manfred Lamprecht und Heinz Zettl geführten BI mit deutlichen Worten. „Das finde ich abenteuerlich“, sagte der Dasinger, der seit Monaten in Gersthofen mit Nachdruck für seine Lösung wirbt. Wegen des Ansinnens, seine Redezeit zu beschneiden, zog Pletschacher das Demokratieverständnis der BI-Führung in Zweifel. „Herrscht in Gersthofen eine Diktatur?“Die Spitze der Bürgerinitiative wolle sich wohl vor einem Austausch der Argumente drücken und das sei gegenüber den Gersthofer Bürgern „in gewisser Weise unfair“.