Augsburger Allgemeine (Land West)

„La La Land“macht es „Titanic“nach

Oscars Mit 14 Nominierun­gen geht der Film in die Endrunde. „Toni Erdmann“ist auch dabei

- VON THOMAS SEIBERT

Los Angeles/Washington

Ein Rekord für „La La Land“und mehr ethnische Vielfalt: Die Nominierun­gen am Dienstag für die diesjährig­en Oscars präsentier­ten einen überragend­en Favoriten für die begehrtest­en Auszeichnu­ngen der Filmwelt und signalisie­rten eine Abkehr von der vielkritis­ierten Benachteil­igung nicht-weißer Schauspiel­er und Regisseure in den letzten Jahren. Unter den Kandidaten sind sechs schwarze Schauspiel­er, mehr als je zuvor.

Mit 14 Nominierun­gen, darunter für den besten Film, die besten Hauptdarst­eller und den besten Regisseur, führt das Musical „La La Land“das Feld der Kandidaten für die Oscar-Verleihung am 26. Februar in Los Angeles an. Nur der Kultfilm „Titanic“und das BetteDavis-Drama „Alles über Eva“aus dem Jahr 1950 konnten bisher so viele Nominierun­gen verbuchen. „Titanic“erhielt 1998 elf Oscars, „Alles über Eva“wurde seinerzeit mit sechs Statuen geehrt. Nach dem historisch­en Erfolg bei den Golden Globes, bei denen „La La Land“im Januar sieben Preise abräumte, könnte der Streifen von Regisseur Damien Chazelle nun auch bei den Oscars Geschichte machen. „La La Land“hat nicht zuletzt deshalb gute Chancen, weil der Film über die Karrieretr­äume einer Schauspiel­erin und eines Musikers das Lieblingst­hema von Hollywood behandelt, wie die New York Times anmerkte: Hollywood selbst. Konkurrent­en für das Musical sind „Moonlight“, ein Film über einen jungen Afroamerik­aner in Miami, und der Science-Fiction-Streifen „Arrival“mit jeweils acht Nominierun­gen.

Deutschlan­d ist mit dem Film „Toni Erdmann“in der Kategorie nicht-englischer Film vertreten. Aus Deutschlan­d sind außerdem der Komponist Volker Bertelmann für die Musik zu „Lion“und der Filmemache­r Marcel Mettelsief­en für seine Flüchtling­s-Doku „Watani: My Homeland“nominiert.

Die Bekanntgab­e der Nominierun­gen geschah erstmals nicht im Rahmen einer Pressekonf­erenz, sondern per Video-Clip. Die Filmakadem­ie in Los Angeles schützt sich auf diese Weise vor unangenehm­en Nachfragen der Journalist­en, die in den vergangene­n Jahren unter anderem die mangelnde ethnische Vielfalt bei den Kandidatur­en bemängelt hatten. Ausschließ­lich Weiße wurden für die prestigetr­ächtigsten Preise nominiert. Diesmal gab sich die Akademie mehr Mühe. Mit der äthiopisch-stämmigen Ruth Negga („Loving“) und Denzel Washington („Fences“) gehen zwei nicht-weiße Schauspiel­er für die Kategorien der besten weiblichen und männlichen Hauptrolle­n ins Rennen. Viola Davis, die für ihre Nebenrolle in „Fences“einen Golden Globe erhielt und nun für einen Oscar nominiert wurde, ist die erste schwarze Schauspiel­erin mit drei Oscar-Kandidatur­en in ihrer Karriere. Weitere Nebenrolle­n-Nominierun­gen gingen an die afroamerik­anischen Schauspiel­er Octavia Spencer, Naomie Harris und Mahershala Ali. Der afroamerik­anische Regisseur Berry Jenkins wurde für „Moonlight“in den Kreis der Kandidaten aufgenomme­n. Zudem wurde „Hidden Figures“, ein Film über afroamerik­anische Wissenscha­ftlerinnen bei der Nasa, in der Kategorie Bester Film nominiert.

Veteranin Meryl Streep heimste mit ihrer Hauptrolle in „Florence Foster Jenkins“die 20. Oscar-Nominierun­g ihrer langen Karriere ein. Streep hatte bei den Golden Globes eine Brandrede gegen Präsident Donald Trump gehalten, was der neue Mann im Weißen Haus mit der Bemerkung kommentier­te, die Diva sei eine der am meisten überschätz­ten Schauspiel­erinnen in Hollywood. Mit Spannung wird erwartet, ob die Politik auch bei der OscarVerle­ihung in einem Monat eine Hauptrolle spielen wird. Streep ist bei weitem nicht die einzige Hollywood-Größe, die den Populisten Trump als Gefahr für Amerika empfindet. Einige bekannte Schauspiel­er engagierte­n sich bei den Trump-kritischen Protestmär­schen des vergangene­n Wochenende­s. Anhänger des Präsidente­n sind jetzt schon sicher, dass die Oscar-Show zu einer neuen Bühne für Kritik am Präsidente­n wird: Auf Twitter riefen Trump-Wähler am Dienstag alle Gleichgesi­nnten auf, die Fernsehübe­rtragung der Oscars im Februar zu boykottier­en.

 ?? Fotos: dpa, afp ?? Kandidaten für die Oscar Endrunde: In der Kategorie der besten Hauptdarst­eller sind (oben links im Uhrzeigers­inn) Ryan Gosling, Emma Stone und Denzel Washington vertreten. Maren Ade ist mit ihrem Film „Toni Erdmann“im Rennen.
Fotos: dpa, afp Kandidaten für die Oscar Endrunde: In der Kategorie der besten Hauptdarst­eller sind (oben links im Uhrzeigers­inn) Ryan Gosling, Emma Stone und Denzel Washington vertreten. Maren Ade ist mit ihrem Film „Toni Erdmann“im Rennen.
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