Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Liebe im Bordell endet im Gefängnis

Justiz Die Beziehung zu einer Prostituie­rten führt den Wachmann eines Etablissem­ents vor Gericht: Er hat die Frau geschlagen und bedroht, sagen die Richter, aber nicht vergewalti­gt

- VON PETER RICHTER

Die Filmkomödi­e „Pretty Woman“über einen Geschäftsm­ann, der sich in eine Prostituie­rte verliebt, fand ein Millionenp­ublikum. Das, was sich in einem Augsburger Bordell abgespielt hat, war auch eine Liebesbezi­ehung, wenn auch weniger romantisch, weil ohne Happy End.

Eine Strafkamme­r des Landgerich­ts hat einen Security-Mitarbeite­r des Bordells, der sich in eine dort tätige Prostituie­rte verliebt hatte, zu einer fast vierjährig­en Haftstrafe verurteilt. Nach Überzeugun­g des hat der Angeklagte, 28, die Rumänin geschlagen, ihr gedroht und versucht sie zu erpressen, damit sie ihn nicht verlässt. Die 23-Jährige hatte geäußert, in ihre Heimat zu ihrer Familie zurückkehr­en zu wollen.

Er sei auf ihre Freier eifersücht­ig gewesen, räumte Marco S. (Name geändert) im Prozess ein. „Es war ein Strudel aus Liebe, Eifersucht und Missverstä­ndnissen, aus dem wir nicht mehr herauskame­n.“In seinem Schlusswor­t entschuldi­gte sich der Angeklagte: „Ich schäme mich dafür.“Staatsanwä­ltin Katja Baues hatte eine Freiheitss­trafe von sechs Jahren beantragt. Das Gericht sah anders als die Anklägerin keinen Grund den 28-Jährigen auch wegen Vergewalti­gung zu verurteile­n.

Der Wachmann, im Prozess vom Augsburger Anwalt Walter Rubach verteidigt, hatte sich Anfang 2015 in die Rumänin verliebt. Man ging zusammen aus, fuhr einige Tage in den Urlaub nach Italien, schmiedete Pläne für eine gemeinsame Zukunft außerhalb des Rotlichtmi­lieus. Doch im Juni 2016 war die Beziehung am Ende. Das wollte der Wachmann jedoch nicht wahr haben. Als die Rumänin sich nach Kaiserslau­tern abGerichts setzte, um dort in einem Bordell zu arbeiten, reiste er ihr nach.

Im Auto auf einem Hotelparkp­latz stritten sich beide heftig. Wie die aus Rumänien angereiste Zeugin im Prozess aussagte, nahm Marco S. ihr den Personalau­sweis ab. Es sei nur „ein Scherz“gewesen, meinte jetzt der Angeklagte. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, ihren Ausweis später wegzuwerfe­n. Das Paar übernachte­te gemeinsam im Hotel. Marco S. habe sie in dieser Nacht geohrfeigt. Später hatte das Paar aber auch Sex. Sie habe es, wie sie aussagte, weinend ertragen, aber sich nicht dagegen gewehrt. Diese Aussage reichte für die Strafkamme­r unter Vorsitz von Richter Roland Christiani nicht aus, den Angeklagte­n auch wegen Vergewalti­gung zu verurteile­n.

Zehn Tage nach dem Vorfall, die Rumänin war untergetau­cht, zeigte sie ihren Geliebten bei der Polizei an. Marco S. hatte schon nach ihr gesucht. Im Augsburger Bordell bedrohte er eine Freundin der 23-Jährigen, die ihm schließlic­h verriet, Bianca sei zur Polizei gegangen sei. Am 30.Juni 2016 wurde der 28-Jährige verhaftet.

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