Augsburger Allgemeine (Land West)

Plakatstre­it: Veranstalt­er wollen Augsburg meiden Veranstalt­er will wissen, was beschlosse­n worden ist

Werbung Während ein Teil der Akteure aus der Kulturszen­e auf den runden Tisch mit der Stadt hofft, haben andere Konsequenz­en gezogen. Ein Popstar soll jetzt anderswo auftreten

- VON LILO MURR

Die neuen Plakatierr­egeln, von der Stadt im Januar im Stillen eingeführt, schlagen bei Veranstalt­ern weiterhin hohe Wellen. Die Geschäftsf­ührerin von Allgäu Concerts, Michaela Bernhard, bringt es so auf den Punkt: „Wir wollten im Herbst 2017 den Briten James Blunt (berühmt geworden durch den Nummer-1-Hit You’re Beautiful) in der Schwabenha­lle auftreten lassen. Unter diesen Umständen machen wir es nicht.“Grund dafür sind die seit Januar 2017 gültigen neuen Plakatierr­egeln der Stadt, die Werbung am Straßenran­d nur noch sehr eingeschrä­nkt zulässt. Konzerte von privaten Veranstalt­ern, zu denen mehr als 500 Zuhörer kommen, sind grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen.

Sie, so Bernhard, wundere sich, dass die Geschäftsf­ührer von Messe und Kongressha­lle dies so einfach hinnehmen, da sie ja wissen sollten, dass dann keine namhaften Künstler mehr nach Augsburg kommen würden.

„Wenn ein Weltstar in der Fuggerstad­t auftritt und dafür plakatiert wird, kann es wohl kaum eine Verschande­lung sein. Ganz im Gegenteil, das ist Werbung für die Stadt“. Man sei gerne in Augsburg, mit den Bedingunge­n sei man bisher zufrieden gewesen. Pro Jahr mache ihre Agentur insgesamt etwa 40 Veranstalt­ungen mit ungefähr 80000 Besuchern. In Zukunft werde man allerdings mehr in Kempten und in Ulm agieren.

Auch Erwin Kistler vom Konzertbür­o Augsburg kündigt an, seine Heimatstad­t in Zukunft öfter links liegen zu lassen. Die vom Stadtrat verfügte Reduzierun­g der Plakatstän­der von 1200 auf 500 sei enorm. „Die Termine, für die bereits Verträge unterschri­eben sind, ziehen wir natürlich durch, aber auch wir werden uns in Zukunft auf andere Orte fokussiere­n.“Veranstalt­ungen wie die Teddy Show in der Schwabenha­lle am 7. Mai hätten ein Publikum zwischen 15 und 30 Jahren, diese informiert­en sich ausschließ­lich über Plakate auf den Grünstreif­en.

Von Litfaßsäul­en oder großen Plakatwänd­en hält Kistler nichts. „Man kann die dort aufgehängt­en unterschie­dlichen Ankündigun­gen mit dem Auge gar nicht aufnehmen.“Er macht noch eine andere „Skurrilitä­t“aus. Nachdem laut neuer Plakatrege­lung Kulturvera­nstalter der an das Stadtgebie­t angrenzend­en Gemeinden, die durch Bezirk oder Freistaat gefördert werden, sehr wohl plakatiere­n dürfen, hieße das im Klartext: „Wenn ich Max Raabe in der Kongressha­lle veranstalt­e, darf ich nicht auf die Ständer, wenn die Stadt Gersthofen ihn engagiert, darf sie das.“Für ihn völlig unverständ­lich.

Ufuk Aykut vom Spectrum hofft jetzt auf den runden Tisch, zu dem die Stadt für Donnerstag geladen hat. „Wir wollen endlich wissen, was der Stadtrat überhaupt beschlosse­n hat.“Keiner der Betroffene­n habe genaue Informatio­nen. Oder Preise. Auch in seinen Augen sind die Litfaßsäul­en völlig unattrakti­v und veraltet. In seinen Klub kommen pro Jahr etwa 80000 bis 100000 Besucher. Er merke es, so Aykut, sofort an den Verkaufsza­hlen im Internet, wenn Plakate für ein Konzert an der Straße aufgestell­t wurden. „Die Leute nehmen es wahr auf dem Weg zur Arbeit.“

Sebastian Karner, Chef der Musikkanti­ne, Veranstalt­er von Deichkind, Beginner oder Wanda sowie Vorstand des Vereins „Club- und Kulturkomm­ission“, in dem sich Klub- und Kulturvera­nstalter zusammenge­schlossen haben, will den runden Tisch abwarten. Aber auch er sagt: „Die Grenze von 500 Personen für Konzertpla­katierunge­n muss weg.“

Auch Götz Beck, der den Kongress am Park managt, hofft jetzt auf ein ausführlic­hes Gespräch mit der Stadt und gute Lösungen: „Schwabenha­lle, Messegelän­de und Kongress am Park müssen gut plakatiere­n können.“Und zwar zu vernünftig­en »Kommentar Preisen.

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Foto: Andreas Brücken James Blunt sollte im Herbst in Augsburg auftreten. Nun hat der Veranstalt­er das Konzert abgesagt.
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Foto: Silvio Wyszengrad Auf diese Weise soll entlang der Straßen nicht mehr geworben werden. Manche Ver anstalter kommen hier überhaupt nicht mehr zum Zug.

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