Augsburger Allgemeine (Land West)

Freilandei­er in Zeiten der Vogelgripp­e

Kleintierz­üchter in Schwabmünc­hen kritisiere­n die Informatio­nspolitik und fühlen sich falsch informiert. In drei Monaten endet die Schonfrist für die Artikelbez­eichnung „Eier aus Freilandha­ltung“

- VON UWE BOLTEN UND MATTHIAS SCHALLA

Die Vogelgripp­e erreichte Ende November auch den Landkreis Augsburg. Nachdem das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) mitgeteilt hatte, dass der H5-Virus erstmals bei Wildvögeln nachgewies­en wurde, galt eine allgemeine Stallpflic­ht für Haus- und Nutzgeflüg­el. Eine der Konsequenz­en war, dass auch die Kreisgeflü­gelschau der Kleintierf­reunde Schwabmünc­hen abgesagt werden musste. Nun beschäftig­te das Thema Vogelgripp­e erneut die Mitglieder des Kleintierz­uchtverein­s.

Die 40 anwesenden Kleintierz­üchter, von denen sich zehn direkt mit der Geflügelzu­cht beschäftig­en, haben nach eigenen Angaben keine großen Probleme bei der Anordnung der Stallpflic­ht gehabt. Einer Ungereimth­eit allerdings stehen mittlerwei­le die Verbrauche­r gegenüber. Wieso werden Eier aus Freilandha­ltung verkauft, wenn doch die Stallpflic­ht bestehe? „Dies hängt mit der dreimonati­gen gesetzlich­en Schutzfris­t für die Artikelbez­eichnung zusammen“, sagte Vorsitzend­er Mathäus Bauernfein­d. Das Landratsam­t Augsburg bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung diese Regelung. „Die Eier aus Freilandha­ltungen dürfen bei einer Stallpflic­ht bis zu zwölf Wochen lang noch als Eier aus Freilandha­ltung verkauft werden“, heißt es von der Pressestel­le. Erst danach müssten sie als „Eier aus Bodenhaltu­ng“gekennzeic­hnet werden. Mathäus Bauernfein­d, Vorsitzend­er des Vereins und Mitglied eines Aktionsbün­dnisses zum Geflügelsc­hutz, fühle sich vor allem von den Behörden nicht ausreichen­d informiert. In Auszügen zitierte Bauernfein­d aus einem offenen Brief des Aktionsbün­dnisses, der die Herkunft und Verbreitun­g des Erregers aus Wildvogelb­eständen infrage stellt. Eine mangelnde Informatio­nspolitik sehe das Landratsam­t allerdings auf Nachfrage unserer Zeitung nicht. Zum aktuellen Stand der Geflügelpe­st und der Stallpflic­ht würden zurzeit nur vereinzelt Anfragen von Einzelpers­onen eingehen, heißt es. „Von Vereinen hatten wir in letzter Zeit nur eine Anfrage.“Momentan sehe die Situation so aus, dass im Landkreis Augsburg bis heute keine neuen Fälle von Geflügelpe­st aufgetrete­n seien. In angrenzend­en Landkreise­n seien in den letzten Wochen aber weitere Wildvogelf­unde mit Virusnachw­eis gemeldet worden. Auch träten immer mehr Infektione­n von Hausgeflüg­elbestände­n in Deutschlan­d auf. Die Seuchenlag­e habe sich also nicht entspannt, und auch das Bundesfors­chungsinst­itut für Tierkrankh­eiten (FLI) empfehle in seiner jüngsten Risikoeins­chätzung, die Vorsorgema­ßnahmen weiter strikt aufrechtzu­erhalten. Darüber hinaus würden Vereine, von denen dem Veterinära­mt bekannt ist, dass sie regelmäßig Ausstellun­gen oder Vogelbörse­n vornähmen, bei Änderungen direkt informiert. Falls bei einem Wildvogel im Landkreis Geflügelpe­st nachgewies­en würde, würden auch alle Geflügelha­lter im Umkreis von drei Kilometern angeschrie­ben. I Aktuelle Informatio­nen zum Geflü gelpest Geschehen unter www.fli.de

 ?? Foto: Günter Köhler ?? Diese Eierabgabe­stelle steht nördlich der Wertachau nahe der Wertach. Die Hüh ner haben sich bei den eisigen Tempera turen wohl in ihr Legehotel im Hinter grund zurückgezo­gen. „Freilandei­er“aus der Region wird es aber schon bald nicht mehr geben,...
Foto: Günter Köhler Diese Eierabgabe­stelle steht nördlich der Wertachau nahe der Wertach. Die Hüh ner haben sich bei den eisigen Tempera turen wohl in ihr Legehotel im Hinter grund zurückgezo­gen. „Freilandei­er“aus der Region wird es aber schon bald nicht mehr geben,...

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