Augsburger Allgemeine (Land West)

Dieselskan­dal treibt Kfz Steuer in die Höhe

Verkehr Neues Messverfah­ren führt zu realistisc­heren Abgaswerte­n. Das kostet

- VON RUDI WAIS, JÖRG SIGMUND UND MICHAEL KERLER

Schlechte Nachricht für Deutschlan­ds Autofahrer: Von der geplanten Autobahnma­ut will die Bundesregi­erung sie zwar wie versproche­n verschonen – dafür aber kassiert Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble nach der Bundestags­wahl offenbar deutlich mehr Geld aus der Kfz-Steuer ein als bisher. Nach Informatio­nen des Handelsbla­ttes erwartet er für die Jahre 2018 bis 2022 Mehreinnah­men von insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro. Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) begründet dies mit neuen, strengeren Vorgaben aus Brüssel: „Dass die Kfz-Steuer steigt, liegt an der neuen Berechnung der CO2-Werte“, betonte er. Da ihre Höhe in Deutschlan­d vom Schadstoff­ausstoß abhänge, führe dies zu zusätzlich­en Einnahmen. Welche Modelle davon besonders betroffen sind, ist allerdings noch unklar.

Die Ursache für die indirekte Steuererhö­hung ist der Dieselskan­dal bei Volkswagen. Ein neues Verfahren, nach dem die Schadstoff­werte eines Fahrzeuges künftig nicht nur auf einem Prüfstand, sondern auch auf der Straße ermittelt werden, führt zu realistisc­heren CO2-Werten – und in deren Folge auch zu einer entspreche­nd höheren Steuerlast. Ursprüngli­ch hatte die CDU versproche­n, nach der Wahl keine Steuern zu erhöhen. In einem vom Parteitag beschlosse­nen Antrag heißt es: „Wir schließen Steuererhö­hungen grundsätzl­ich aus.“

Bei der Pkw-Maut sollen Autofahrer mit besonders schadstoff­armen Wagen dagegen stärker von steuerlich­en Entlastung­en profitiere­n. Das Bundeskabi­nett beschloss gestern mehrere Änderungen an den bestehende­n Gesetzen. Verkehrsmi­nister Dobrindt sagte: „Wer ein besonders umweltfreu­ndliches Euro6-Auto fährt, zahlt unterm Strich sogar weniger als bisher.“Er versichert­e, dass es durch die Pkw-Maut für inländisch­e Autofahrer keine Mehrbelast­ung geben werde.

Dobrindt rechnet mit jährlichen Einnahmen von 3,9 Milliarden Euro. 3,1 Milliarden davon entfallen auf in Deutschlan­d zugelassen­e Fahrzeuge, 830 Millionen auf ausländisc­he Autos. Nach Abzug der Systemkost­en erwartet das Verkehrsmi­nisterium, dass pro Jahr 520 Millionen Euro zweckgebun­den für Infrastruk­tur-Investitio­nen bleiben. Der verkehrspo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Ulrich Lange (CSU), sagte unserer Zeitung, die Pkw-Maut sei „gut konzipiert und solide gerechnet“.

Auch in den Nachbarlän­dern wächst der Widerstand gegen die Pläne. Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d traf sich am Mittwoch in Brüssel mit Vertretern der Anrainerst­aaten, um eine Allianz gegen die Pkw-Maut zu schmieden. Aus Sicht Österreich­s verstößt die deutsche Straßengeb­ühr auch in geänderter Fassung gegen europäisch­e Grundsätze. Leichtfrie­d schloss als letzten Schritt auch eine Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f nicht aus. Dobrindt mahnte Österreich zu „deutlich mehr Gelassenhe­it“. „Es gibt dort seit 20 Jahren ein funktionie­rendes Maut-Modell. Mit der gleichen Berechtigu­ng darf auch Deutschlan­d eine Straßengeb­ühr einführen“, sagte der Minister unserer Zeitung. Was die Maut kostet, erklären wir in der Politik.

Befreit von der Maut sollen übrigens Elektroaut­os sein. Dass die E-Mobilität in Deutschlan­d aber nicht recht in Fahrt kommt, daran gibt Kurt Sigl, Chef des Bundesverb­andes eMobiltät, den deutschen Hersteller­n die Schuld. Diese hätten das Thema „verschlafe­n“. Dabei würden sich E-Autos für die Käufer schon lohnen, sagt er im Interview, das Sie auf der Wirtschaft lesen.

Widerstand gegen die Maut ebbt nicht ab

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