Augsburger Allgemeine (Land West)

Rechtsextr­eme sollen Terroransc­hläge geplant haben

Fahndung Bei Razzien werden auch Waffen und Sprengstof­f gefunden. Kopf der Vereinigun­g ist offenbar ein „Reichsbürg­er“

-

Während die Bedrohung durch islamistis­che Fanatiker die Sicherheit­skräfte bundesweit in Atem hält, rückt jetzt eine weitere potenziell­e Gefahr stärker in den Fokus: Rechtsextr­emisten sollen nach Erkenntnis­sen der Bundesanwa­ltschaft Anschläge auf Juden, Asylbewerb­er und Polizisten in Deutschlan­d geplant haben. Am Mittwoch durchsucht­e die Polizei in mehreren Bundesländ­ern zwölf Wohnungen und andere Objekte. Bei den Razzien wurden diverse Waffen, eine große Menge an Munition sowie Sprengmitt­el sichergest­ellt. Im Fokus der Ermittler steht ein Mann aus Schwetzing­en bei Heidelberg, der der Bewegung der „Reichsbürg­er“nahestehen soll. Erkenntnis­se zu konkreten Anschlagsp­lanungen gebe es jedoch nicht, teilte die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe mit.

Die sieben Beschuldig­ten sind zwischen 35 und 66 Jahre alt. Gegen sechs besteht der Verdacht, sich zu einer rechten Terrorvere­inigung zusammenge­schlossen zu haben. Der siebte Mann soll sie unterstütz­t haben. Die Verdächtig­en sollen vorwiegend über soziale Medien miteinande­r vernetzt gewesen sein und seit Frühjahr 2016 die Angriffe geplant haben. Sicherheit­skreise bestätigte­n Medienberi­chte, wonach sich die Männer untereinan­der teilweise als „keltische Druiden“bezeichnet haben sollen.

Unklar war zunächst, ob noch weitere „Reichsbürg­er“unter den Verdächtig­en sind. Sogenannte Reichsbürg­er erkennen die Bundesrepu­blik nicht an. Sie behaupten, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Die Bewegung wird inzwischen bundesweit vom Verfassung­sschutz beobachtet. Viele Akteure sind nach Einschätzu­ng der Behörden in der rechtsextr­emen Szene aktiv. Die Durchsuchu­ngen hatten am Morgen in Wohnungen und weiteren Räumen in Baden-Württember­g, Berlin, Brandenbur­g, Niedersach­sen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt begonnen. Razzien soll es im Raum Schwetzing­en in BadenWürtt­emberg und in Rietz-Neuendorf nahe Fürstenwal­de in Ostbranden­burg gegeben haben. An dem Einsatz waren etwa 200 Polizeibea­mte beteiligt. Ziel sei gewesen, weitere Beweismitt­el für das tatsächlic­he Bestehen einer Vereinigun­gsstruktur sowie zu möglichen geplanten Straftaten zu gewinnen.

In Deutschlan­d gibt es mehrere tausend sogenannte­r Reichsbürg­er. Im Oktober hatte einer von ihnen bei Nürnberg einen Polizisten erschossen. Immer wieder begehen die Anhänger der Szene Straftaten. „Wir rechnen derzeit rund 10000 Personen der Reichsbürg­er-Szene zu“, sagte der Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz (BfV), Hans-Georg Maaßen gestern in Berlin.

 ?? Foto: Zinken, dpa ?? Auch in Berlin gab es eine Razzia gegen Rechtsextr­emisten.
Foto: Zinken, dpa Auch in Berlin gab es eine Razzia gegen Rechtsextr­emisten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany