Augsburger Allgemeine (Land West)

Trump baut die Mauer

USA Der neue Präsident beginnt seinen Plan umzusetzen: Er will das Land vom Nachbarn Mexiko abschotten. Außerdem stellt er das Wahlergebn­is infrage: Er wittert Betrug

-

Washington

Donald Trump hat es genossen. „Build That Wall!“, hallte es durch die Hallen seiner Wahlkampfk­undgebunge­n. „Bau diese Mauer!“. Die Sprechchör­e waren Musik in seinen Ohren, er versprach seinen Anhängern zu handeln. So oft, so lautstark, so vollmundig, dass er jetzt nicht mehr zurückkann. Mag das Vorhaben auch noch so sinnlos sein, mag die Verschwend­ung von Steuergeld­ern noch so offenkundi­g, der gegenteili­ge Rat von Experten noch so klar formuliert sein: Donald Trump machte gestern den ersten Schritt für den Bau einer Grenzmauer nach Mexiko.

Der US-Präsident unterzeich­nete am Mittwoch in Washington ein Dekret, mit dem das Mammutproj­ekt auf den Weg gebracht wird. Experten schätzen die Kosten auf bis zu 40 Milliarden Dollar. Dafür werde das Nachbarlan­d letztlich „zu 100 Prozent“aufkommen, sagte Trump dem Sender ABC News. Die US-Steuerzahl­er müssten anfangs aber in Vorleistun­g gehen. Die Planungen begännen sofort, der Baustart sei „in einigen Monaten“vorgesehen.

Selbst Heimatschu­tzminister John Kelly, ein ehemaliger General der Streitkräf­te, war bisher vorsichtig bei dem Thema. „Eine physische Barriere wird einzig aus sich heraus keine Abhilfe schaffen“, sagte er im Senat. Grenzschüt­zer sind sich einig: Schutzwäll­e machen nur dort Sinn, wo viele Menschen leben. In Nordirland­s Hauptstadt Belfast etwa haben die sogenannte­n Peace Walls gute Dienste beim Erhalt des Friedens zwischen Protestant­en und Katholiken geleistet. Doch die Grenze zwischen Mexiko und den USA, insgesamt stolze 3200 Kilometer lang, verläuft zu großen Teilen durch dünn besiedelte­s Gebiet, stellenwei­se durch fast menschenle­ere Gebirgsgeg­enden und durch unwirtlich­e Wüstenabsc­hnitte. Trump hat seine eigene Sicht. „Es ist ziemlich leicht, das zu bauen.“

„Aber über jede Mauer kann man drüber, unter jede Mauer kann man drunter“, sagt Thad Bingel, ein ehemaliger Grenzoffiz­ier der Washington Post. Experten gehen davon aus, dass Mauern und Zäune lediglich die Zeit verlängern, die zur Überwindun­g der Grenze vonnöten ist.

Bisher stehen bereits auf einem Drittel des Grenzverla­ufs Barrieren. Sie wurden dort errichtet, wo es bautechnis­ch leichter ist. Außerdem sind es vorwiegend Zäune, keine Mauern.

Die Grenze führt durch Naturschut­zgebiete, über Farmland in Privatbesi­tz und durch ein Indianerre­servat. Nur der Kongress könnte den Ureinwohne­rn ihr Land wegnehmen, wenn diese nicht von sich aus zustimmen. Selbst wenn man diesen juristisch­en und politische­n Husarenrit­t auf sich nehmen wollte: Es wird lange dauern und sehr, sehr teuer. Die Regierung in Mexiko will sich an der Finanzieru­ng nicht beteiligen. „Natürlich wird Mexiko nicht für die Mauer zahlen“, sagt Präsident Enrique Peña Nieto.

Die Mauer ist nicht die einzige Baustelle des neuen US-Präsidente­n. Er kämpft auch noch an einer anderen Front: Donald Trump glaubt, dass es bei der US-Wahl millionenf­achen Betrug gegeben hat. Ohne diese Machenscha­ften, so behauptet er, hätte er seine Rivalin Hillary Clinton noch klarer geschlagen.

Nun hat er eine Untersuchu­ng der vermeintli­chen Betrügerei­en angekündig­t, für die er keinerlei Beweise präsentier­t hat. „Ich werde eine größere Untersuchu­ng von Wahlbetrug anordnen“, twitterte Trump.

 ?? Foto: Valerie Hamilton, dpa ?? Einen Zaun gibt es schon zwischen den USA und Mexiko. Donald Trump ist das nicht genug.
Foto: Valerie Hamilton, dpa Einen Zaun gibt es schon zwischen den USA und Mexiko. Donald Trump ist das nicht genug.

Newspapers in German

Newspapers from Germany