Augsburger Allgemeine (Land West)

Er wird doch nicht?

CSU Karl-Theodor zu Guttenberg sorgt allein mit seiner Anwesenhei­t für Spekulatio­nen

- VON ULI BACHMEIER

München

Mit der CSU und ihrem gefallenen Superstar Karl-Theodor zu Guttenberg verhält es sich offenbar so ähnlich wie mit dem Nobelpreis­komitee und Bob Dylan. Man mag sich, man mag sich nicht, aber irgendwie kommt man nicht zusammen. Und wenn der frühere Verteidigu­ngsministe­r, der mit seiner elegant, aber ungeschick­t frisierten Doktorarbe­it dem postfaktis­chen Zeitgeist um Jahre voraus war, dann doch mal wieder auftaucht, dann wird in München gleich wieder getuschelt und geargwöhnt: Er wird doch nicht? Er könnte doch?

Schon damals, als sich auf dem Höhepunkt der „KT“-Euphorie die Fernsehkam­eras von Parteichef Horst Seehofer ab und dem charismati­schen Jungdynami­ker zuwandten, war die CSU gespalten. Eine Mehrheit sah in Guttenberg schon den nächsten Bundeskanz­ler. Eine Minderheit begegnete ihm mit Skepsis und mobilisier­te sogar den deutschen Dichterfür­sten Friedrich Schiller, um vor überhöhten Erwartunge­n zu warnen: „Noch keinen sah ich fröhlich enden, auf den mit immer vollen Händen, die Götter ihre Gaben streu’n.“Die Skeptiker sollten recht behalten. Fröhlich war der Abgang Guttenberg­s nicht. Aber war es schon das Ende? Nun zu den aktuellen Fakten: Guttenberg war da. Er war in München und hat mit CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer zu Abend gegessen. Er war in Berlin und hatte einen Auftritt in einem Arbeitskre­is der Unionsfrak­tion. Allein das reichte den Kollegen der Bild, um die Frage zu stellen: „Plant Guttenberg ein Comeback?“Unterfütte­rt wurde diese Spekulatio­n durch eine Aussage des CSUPolitik­ers Manfred Weber: „Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, an dem sich Karl-Theodor zu Guttenberg mit seiner außenpolit­ischen Kompetenz stärker für die CSU einbringen könnte.“In der Partei wird zudem darauf verwiesen, dass Guttenberg in seiner Wahlheimat USA wichtige Leute kennt: den neuen Außenminis­ter, den neuen Verteidigu­ngsministe­r. Und von Parteichef Seehofer weiß man, dass er für „KT“immer eine Hintertür offen gehalten hat – und sei es nur, um „Kronprinz“Markus Söder zu ärgern. Aber was heißt das jetzt? Scheuer sagt: „Kein Kommentar.“Innenminis­ter Joachim Herrmann immerhin ließ sich die Feststellu­ng entlocken, dass Guttenberg „ein kluger Zeitgenoss­e“sei und als deutscher Staatsbürg­er „jederzeit einreisen“dürfe.

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Foto: dpa

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