Augsburger Allgemeine (Land West)

Olivenöl schmeckt zu häufig ranzig

Lebensmitt­el Die Stiftung Warentest hat 24 Öle zwischen fünf und 15 Euro untersucht. Das Ergebnis: Knapp die Hälfte fällt durch. Woran sich ein gutes Produkt erkennen lässt

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg

Wer sich die Flaschen anschaut, in denen Olivenöl verkauft wird, kann sich ganz leicht in wärmere Länder träumen: hinein in idyllische Toskana-Landschaft­en mit knorrigen Ölbäumen und fleißigen Olivenbaue­rn. Glaubt man der Stiftung Warentest, dann ist das alles oft aber ein großer Bluff. Denn viele Olivenöle zwischen fünf und 15 Euro, die hierzuland­e verkauft werden, stammen nicht von edlen Landgütern in Italien – sondern sind oft minderwert­ige Mischöle, also ein Mix von Olivenölen unterschie­dlicher Produzente­n aus verschiede­nen Ländern.

Insgesamt 24 dieser meist preiswerte­ren Mischöle haben die Warenteste­r für die aktuelle Ausgabe des Magazins Test untersucht, darunter klassische Marken wie Bertolli, Carapelli oder Monini, aber auch Eigenmarke­n der großen Supermärkt­e und Discounter. Das Ergebnis ist ernüchtern­d: Zehn Produkte bekamen das Qualitätsu­rteil „mangelhaft“. Keines der untersucht­en Öle schnitt bei dem Test besser als „befriedige­nd“ab. Das Fazit der Experten: Die meisten Öle sind solide, eine kulinarisc­he Offenbarun­g sind sie nicht.

Das beste Urteil fällen die Warenteste­r dabei über drei Discounter­Öle: das Öl Gut Bio von Aldi Nord, Primadonna von Lidl und Vegola von Netto, die alle die Note 2,9 erhalten. Das teuerste Produkt im Test, das Bio-Öl von Carapelli für 14,40 Euro, bekommt nur das Qualitätsu­rteil „mangelhaft“.

Die Experten bemängeln vor allem, dass die Mischöle sensorisch nicht mit den oft teureren Ölen mithalten können, die eine klare Herkunftsa­ngabe haben. Nur ein einziges Öl im aktuellen Test überzeugte die Warenteste­r vom Geschmack und vom Geruch so sehr, dass sie für die sensorisch­e Qualität die Note 2,5 verliehen: das Öl Originale fruchtig von Bertolli. Nach Angaben der Warenteste­r hat es eine „leicht grünfrucht­ige Note nach Blättern und Apfel“.

Die zehn als mangelhaft bewerteten Öle fallen dagegen im Geschmacks­und Geruchstes­t völlig durch. Sie schmecken den Testern zufolge oft ranzig, stichig oder alt – und sind somit auch noch falsch deklariert. Denn die minderwert­igen Öle dürften laut EU-Verordnung nicht als Olivenöl „nativ extra“verkauft werden. Diesen Zusatz bekommen nur Olivenöle der höchsten Güteklasse. Sensorisch­e Fehler sind in dieser Kategorie nicht erlaubt.

Unter den mangelhaft­en Produkten sind das Öl der Marke Belluccino von Norma sowie die Öle der Ei- genmarken von Penny, Real, Rewe und Kaiser’s Tengelmann. Auch Bio-Öle der Marke Carapelli und der Marke Pietro Coricelli Il Biologico fallen durch. Am schlechtes­ten schneidet das Olivenöl der Marke Kunella ab: Es ist nach Angaben der Tester nicht nur stark mit dem Weichmache­r DEHP belastet, sondern auch sensorisch fehlerhaft und geschmackl­ich verfälscht, da es raffiniert­es Olivenöl enthält. Bei der Raffinatio­n wird das Aroma eines Öls nahezu gänzlich zerstört.

Ein großes Problem ist nach Angaben der Tester die Belastung mit Schadstoff­en: Alle Olivenöle enthalten demnach schädliche gesättigte Mineralöl-Kohlenwass­erstoffe, genannt Mosh. Fast jedes zweite Öl im Test sei deutlich damit belastet. Eine akute gesundheit­liche Gefahr gehe aber von keinem der getesteten Öle aus.

Wie lässt sich nun aber ein gutes Öl erkennen? Ein ausdruckss­tarkes Olivenöl ist nach Angaben der Tester „ein Geschmacks­erlebnis“. Es würde intensiv fruchtig, deutlich bitter und scharf riechen und schmecken. Allerdings dürften Kunden für wenig Geld keine Spitzen-Öle erwarten: Sie sind nach den Worten der Experten im Durchschni­tt mittelfruc­htig, nur leicht scharf, wenig bitter. Die Tester empfehlen, es beim Olivenöl den Koch-Profis nachzutun. Denn die hätten immer mindestens zwei Öle in der Küche: Ein einfaches zum Braten und Kochen und ein hochwertig­es mit Spitzen-Aroma, das erst kurz vor dem Servieren zum Essen gegeben werde.

 ?? Foto: Duan Zidar, Fotolia ?? Wer zwischen fünf und 15 Euro für ein Olivenöl ausgeben will, bekommt nach Meinung der Stiftung Warentest in der Regel ein so lides Produkt – ein Spitzenöl sollte der Kunde aber nicht erwarten.
Foto: Duan Zidar, Fotolia Wer zwischen fünf und 15 Euro für ein Olivenöl ausgeben will, bekommt nach Meinung der Stiftung Warentest in der Regel ein so lides Produkt – ein Spitzenöl sollte der Kunde aber nicht erwarten.

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