Augsburger Allgemeine (Land West)

Hoch Zeit für Noroviren

Gesundheit Die Darmgrippe-Erreger sind hoch ansteckend. In diesem Winter sind sie schon sehr aktiv. Welche Symptome auftreten und was Ärzte raten

- VON SIBYLLE HÜBNER SCHROLL

Die kalte Jahreszeit ist nicht nur die Hoch-Zeit der Grippe, sondern auch der Noroviren. In Bayern wurden in den ersten zwei Wochen des Jahres über 760 Fälle registrier­t, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 400 Fälle gewesen. Die hochanstec­kenden Erreger lösen schwere Durchfälle und Erbrechen aus. Wir recherchie­rten beim Robert-Koch-Institut (RKI), der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BzgA) sowie der Deutschen Gesellscha­ft für Verdauungs­und Stoffwechs­elkrankhei­ten (DGVS) und beantworte­n wichtige Fragen:

Wo kommen Noroviren vor?

Noroviren sind weltweit verbreitet. Sie infizieren vor allem Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen über 70 Jahren, die oft auch schwerer erkranken als andere Altersgrup­pen. Dies trägt dazu bei, dass Norovirus-Erkrankung­en die überwiegen­de Ursache von akuten Ausbrüchen in Gemeinscha­ftseinrich­tungen, Krankenhäu­sern und Altenhei- men sind. Bei Säuglingen und Kleinkinde­rn stellen sie nach den Rotaviren die zweithäufi­gste Ursache einer akuten Darmgrippe dar.

Wann treten Norovirus-Infektione­n vor allem auf?

Infektione­n mit Noroviren können das ganze Jahr über auftreten, wobei ein saisonaler Gipfel in den Monaten Oktober bis März zu beobachten ist.

Wie werden Noroviren übertragen?

Meist werden Noroviren per „Schmierinf­ektion“von Mensch zu Mensch übertragen. Dabei werden die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlreste­n oder Erbrochene­m der Erkrankten an den Händen weitergege­ben. Von der Hand gelangen die Viren leicht in den Mund. Sehr ansteckend sind auch winzigste virushalti­ge Tröpfchen in der Luft, die während des Erbrechens entstehen. Daneben gibt es die Übertragun­g über verunreini­gte Gegenständ­e, denn die Erreger können auch an Türgriffen oder Armaturen haften und über die Hände leicht in den Mund gelangen. Schließlic­h gibt es noch die Übertragun­g über Nah- rungsmitte­l: Rohe Lebensmitt­el wie Salate, Obst, Krabben oder Muscheln können mit Noroviren belastet sein und ebenso zu einer Ansteckung führen wie verunreini­gtes Wasser oder andere Getränke.

Wie lange dauert die Inkubation­szeit, also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung?

Die Erkrankung bricht in der Regel schnell aus, in einem Zeitraum zwischen sechs Stunden und zwei, maximal drei Tagen.

Welche Symptome treten auf?

Die Erkrankung beginnt plötzlich mit heftigem Durchfall, Übelkeit und schwallart­igem Erbrechen. Dazu kommt häufig ein starkes Krankheits­gefühl mit Bauch- und Muskelschm­erzen, gelegentli­ch mit leichtem Fieber und Kopfschmer­zen. Die starken Brechdurch­fälle können rasch zu einem Flüssigkei­tsmangel im Körper führen, welcher sich durch ein ausgeprägt­es Schwächege­fühl oder Schwindel bemerkbar machen kann. Die Beschwerde­n klingen meist nach ein bis zwei Tagen vollständi­g ab.

Wie lange bleibt man ansteckung­sfähig?

Betroffene sind mit dem Auftreten der Krankheits­zeichen hoch ansteckend. Bis etwa 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerde­n werden noch relativ viele Erreger mit dem Stuhl ausgeschie­den. Aber auch bis zu zwei Wochen oder in Einzelfäll­en sogar noch länger können Erkrankte die Viren ausscheide­n und noch ansteckend sein, auch wenn Erbrechen und Durchfall abgeklunge­n sind.

Was raten Ärzte?

Erkrankte sollten sich körperlich schonen und den Kontakt zu anderen möglichst einschränk­en. Da die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyt­e entzieht, ist es wichtig, viel zu trinken (verdünnte Säfte, Brühe oder gezuckerte­n Tee, gegebenenf­alls auch Elektrolyt­lösungen aus der Apotheke). Zudem sollten Betroffene ihre Erkrankung gut auskuriere­n und mindestens zwei Tage, nachdem die Symptome abgeklunge­n sind, noch zu Hause bleiben. Eine wichtige Maßnahme, eine Ansteckung zu vermeiden, ist häufiges und gründliche­s Händewasch­en.

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