Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Todesursache Nummer eins
Bericht Experten zufolge sind Herzkrankheiten für zwei Drittel aller Todesfälle verantwortlich. Warum besonders Frauen betroffen sind
Berlin
Seit Jahren sterben in Deutschland mehr Frauen an Herzkrankheiten als Männer. Den Ursachen wollen Mediziner jetzt auf den Grund gehen. Die Deutsche Herzstiftung vermutet Unterschiede in der medizinischen Versorgung.
Besonders auffällig seien Geschlechterunterschiede beim Risiko, an Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Herzklappenerkrankungen zu sterben. „Frauen mit diesen Herzkrankheiten haben offensichtlich eine ungünstigere Prognose“, erklärte der Vorsitzende der Stiftung, Thomas Meinertz, bei der Präsentation des Deutschen Herzberichts.
Dabei würden Männer mit derartigen Erkrankung deutlich häufiger in Kliniken eingewiesen. Dies müsse „Anlass für genauere Untersuchungen sein, um Engpässe in der medizinischen Versorgung von Herzpatientinnen auszuschließen“, betonte der Herzspezialist.
Es müsse auch geprüft werden, ob hormonelle Unterschiede, Differenzen bei der Wirkung von Medikamenten oder anatomische Unterschiede der kleinen Herzkranzgefäße mitwirkten. Ein Faktor könne auch sein, dass Herzinfarktsymptome bei Frauen seltener erkannt würden. Die Sterblichkeitszahlen von Männern und Frauen weichen der Stiftung zufolge seit Jahren teils drastisch voneinander ab. An Herzschwäche etwa starben im Jahr 2014 statistisch betrachtet 68,9 Frauen pro 100000 Einwohner, bei Männern waren es 40,3. Der Wert für Frauen war damit um 71,2 Prozent höher. Nur bei Erkrankungen der und sportliche Inaktivität. Diese seien gerade bei Menschen mit niedrigem Sozialstatus verbreitet.
Weiterhin gibt es regionale Unterschiede beim Sterblichkeitsrisiko. In Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist es am höchsten. Die Spitzenposition nimmt Sachsen-Anhalt mit 391 Toten je 100 000 Einwohner ein, in Berlin dagegen sind es mit 169 weniger als halb so viele und in Bayern liegt die Zahl bei 241 Toten. Als Ursachen gelten neben den Abläufen und Strukturen im Rettungs- und Versorgungswesen auch Unterschiede beim Vorhandensein der gängigen Risikofaktoren.
An einem akuten Herzinfarkt starben 2014 deutschlandweit 48 181 Menschen – in Bayern waren es 6997. Die Sterbeziffer, also die Zahl der Gestorbenen pro 100000 Einwohner, lag damit bei 55. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt lag die Sterbeziffer beim Herzinfarkt bei 97. Eine Herzinsuffizienz kostete in Bayern im Jahr 2014 6108 Menschen das Leben. An Herzrhythmusstörungen starben im Freistaat 4109 Menschen.