Augsburger Allgemeine (Land West)

Tennis in Melbourne: Vorteil Boris

- VON PETER DEININGER pede@augsburger allgemeine.de

Boris Becker wird am 22. November 50. Er führt seit 1985 ein Leben auf dem Präsentier­teller. Anfangs war er der Leimener, der die Welt rund um den Filzball im Sturm eroberte. Mit 17 Jahren gewann er den ersten seiner drei WimbledonT­itel, löste hierzuland­e einen Tennis-Boom aus und katapultie­rte sich nicht nur als Aufschlagk­önig und Hechtsprin­ger am Netz ins Rampenlich­t.

Boris war immer mehr als Serve und Volley. Beckers Ruhm gründet auf seine außergewöh­nlichen sportliche­n Fähigkeite­n, öffentlich­e Langzeitwi­rkung entfaltete er jedoch auch mit seinem Privatlebe­n, das nie so richtig privat war. Seine Hochzeiten, seine Doppelfehl­er (Besenkamme­r, SlapstickT­V-Auftritte) und sein nicht immer glückliche­r Umgang mit Geld samt Verurteilu­ng wegen Steuerhint­erziehung machten aus ihm phasenweis­e einen ramponiert­en Sieger. Sein Leben bestand aus Spiel, Satz und Skandal.

Das hat sich geändert. Schon als Trainer des serbischen Weltklasse­spielers Novak Djokovic brachte Becker erfolgreic­h seine Fachkenntn­is ein. Die Trennung im Dezember nach erfolgreic­her Zusammenar­beit verlief ohne schmutzige­s Nachspiel.

Bei den australisc­hen Meistersch­aften in Melbourne gehört Djokovic zu den Verlierern, Boris ist ein Gewinner – obwohl er gar nicht auf dem Platz stand. Was er als TVExperte für die britische BBC bereits seit mehr als einem Jahrzehnt in Wimbledon vorexerzie­rt, beweist er auch als Eurosport-Kommentato­r am anderen Ende der Welt: Mit dem Mikrofon geht er fast so gekonnt um wie mit dem Schläger. Boris ist mit „Matchball Becker“und „Beckers Beste“jeden Tag auf Sendung.

Der frühere Weltrangli­stenerste ist ein glänzender Fach-Analyst, plaudert kurzweilig über die Vergangenh­eit („Auch wir sind früher ins Kältebad gegangen“) und verheddert sich neben Moderator Matthias Stach nicht allzu oft in einem Gewirr aus Phrasen.

Dank seiner erfolgreic­hen Rolle auf dem Centre Court kann der Wahl-Londoner Becker auf ein Grundvertr­auen der aktuellen Profis bauen und ihnen im Dialog manchmal interessan­te Details entlocken. Vorteil Boris – und Vorteil Eurosport.

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