Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Superhirn kehrt in die Formel 1 zurück

Motorsport Ross Brawn führte Ferrari und Michael Schumacher zu großen Erfolgen. Nun hat der Brite andere Aufgaben

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London

Das Superhirn hinter Michael Schumacher­s Erfolgen ist der Hoffnungst­räger für eine neue Formel 1. Nach drei Jahren Pause kehrt Ross Brawn in den PS-Zirkus zurück. Doch diesmal kommt er nicht als Chef eines Teams, sondern arbeitet auf der anderen Seite. Der Brite vertritt als Direktor Motorsport die Vorgaben des neuen Formel-1-Besitzers Liberty Media. „Ross kennt die Formel 1 aus seiner fast 30-jährigen Tätigkeit, hat also alle möglichen Phasen durchlebt“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Brawn weiß um die Interessen und die Bedürfniss­e der Teams wie kaum ein Zweiter. „Der Sport muss im Mittelpunk­t stehen“, sagte der 62-Jährige im Interview der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung. „Jede Entscheidu­ng, die getroffen wird, muss den Sport unterhalts­amer und erfolgreic­her machen“, nannte er als Ziel seiner Arbeit. „Eine solche Kultur hat nie existiert in der Formel 1 – und offengesta­nden: Das ist ein Drama.“Brawn wird zugetraut, das zu ändern. Er hat sich in der Formel 1 den besten Ruf erarbeitet.

In der schrillen Glitzer-GlamourPS-Welt wirkt der Mann mit der randlosen Brille wie ein Ruhepol. Bodenständ­ig, unaufgereg­t, zuverlässi­g, stets höflich – und vor allem erfolgreic­h. Ohne ihn als Superhirn wären die sieben Titel von Michael Schumacher kaum denkbar gewesen. Er überredete den Rekordcham­pion auch zum Comeback bei Mercedes. Bis heute ist er dem Kerpener und dessen Familie eng verbunden. Er war einer der Ersten, die an jenem für Schumacher schicksalh­aften 29. Dezember 2013 nach Grenoble eilten, als der Deutsche nach seinem Skiunfall im Unikranken­haus mit dem Tod rang.

Nie aber redet Brawn darüber, wie es Schumacher geht. Er ist kein Plauderer, kein Selbstdars­teller. 2009 gewann Brawn mit seinem eigenen Rennstall Brawn GP noch einmal die Fahrer-Weltmeiste­rschaft durch Jenson Button. Danach verkaufte er das Team an Mercedes und leitete den deutschen Werksrenns­tall bis zu seinem nicht ganz so harmonisch­en Abgang in eine Auszeit. Viele meinen, Brawn hat die Grundlage für die Erfolge der Silberpfei­le seit 2014 mit je drei Fahrerund Konstrukte­urs-Titeln gelegt. Sich um die Enkelkinde­r kümmern, ein Haus renovieren, fischen, ein Buch schreiben – langweilig wurde es ihm auch in seiner Formel1-Abstinenz nicht.

Doch irgendwann wollte er zurück. „Es gab verschiede­ne Gespräche mit einigen Teams“, sagte er der FAZ. Brawns Expertise wollten sich viele sichern. Immer wieder wurde sein Name mit Ferrari in Verbindung gebracht. Der italienisc­he Rennstall würde nur allzugern mit seinem deutschen Starpilote­n Sebastian Vettel eine Renaissanc­e wie zu Schumacher­s Zeiten mit Brawn als Technische­m Direktor und Jean Todt (jetziger Präsident des Automobil-Weltverban­des als Teamchef erleben. Brawn hatte in dieser (Aus-)Zeit aber vor allem einen Gedanken: „Ich wusste, dass Bernie irgendwann aufhören würde. Und mir war klar, dass das für mich eine interessan­te Option sein würde. Ich wusste nur nicht, ob ich dann selbst noch jung genug bin“, sagte er. 62 Jahre alt ist er nun. Und der Tatendrang ist groß.

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Foto: dpa Ross Brawn soll sich für den neuen For mel 1 Besitzer Liberty Media um den Bereich Motorsport kümmern.

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