Augsburger Allgemeine (Land West)

Halil Altintop will mehr spielen

Der offensive Mittelfeld­spieler spricht über seine derzeitige Rolle, mit der er nicht zufrieden ist, über seine Zukunftspl­anung und warum es ein wenig dauert, wieder das Offensivsp­iel in Gang zu bringen

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Warum hat es gegen Hoffenheim in der Offensive so wenig gute Aktionen gegeben? Altintop: Uns hat im Spiel nach vorne etwas der Mut gefehlt. Wir Spieler können noch selbstbewu­sster auftreten und daran glauben, dass wir Chancen kreieren und erzwingen können.

Warum hat Ihrer Mannschaft der Mut fehlt. Es gibt doch keinen Anlass?

Altintop: Es ist schon ein bisschen schwierig, wenn man die ganze Hinrunde defensiv gedacht und gehandelt hat. Da kann man den Schalter nicht so schnell von heute auf morgen umlegen. Es liegt an uns Spielern, dass wir auch ein gewisses Risiko eingehen, um zum Torabschlu­ss zu kommen. Da ist jeder Einzelne in der Pflicht. Wir arbeiten aber ja auch erst seit ein paar Wochen unter Manuel Baum. Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn es gegen einen guten Gegner wie Hoffenheim noch nicht so zu sehen war. Wir bekommen

die Kurve, da bin ich überzeugt.

Ist die offensive Einstellun­g der größte Unterschie­d zwischen Manuel Baum und Dirk Schuster?

Altintop: Die Herangehen­sweise ist ganz anders. Dirk Schuster hat viel Wert auf die Defensive gelegt. Manuel Baum denkt offensiv und will offensiv agieren lassen. Daran arbeiten wir tagtäglich. Er ist darin sehr akribisch und er bereitet uns auf jedes Spiel taktisch sehr flexibel vor. Die Mannschaft hat das sehr gut angenommen und ich bin optimistis­ch, dass wir damit erfolgreic­h sein werden.

Liegt es an den Verletzten, dass es aber anscheinen­d nicht so leicht ist, die offensive Einstellun­g auf dem Spielfeld umzusetzen?

Altintop: Dies hat nicht unbedingt mit den Verletzten was zu tun, sondern wie wir Spieler an die Aufgabe rangehen. Wir alle müssen uns viel, viel mehr zutrauen, um die Spiele erfolgreic­her zu gestalten.

Manuel Baum schickt Videoclips aufs Handy, arbeitet mit modernsten visuellen Hilfsmitte­ln. Sind Sie da fit?

Altintop: Ich bin da schon auf dem neuesten Stand, aber das Wichtigste ist nicht wie, sondern was der Spieler aufnimmt und ob er bereit ist, die Sachen auch umzusetzen. Das Spiel hat sich ja nicht verändert. Wir müssen uns als eine geschlosse­ne Einheit präsentier­en und so auch agieren. Alles andere ist nebensächl­ich.

Was kommt Ihnen persönlich mehr entgegen, die offensive Denkweise von Baum oder die defensive von Schuster?

Altintop: Da ich ein eher offensiv

denkender Spieler bin, mag ich eine offensive Spielweise.

Aber Sie haben sich unter Dirk Schuster ins Team zurückgear­beitet.

Altintop: Die ersten sieben Spiele zu Saisonbegi­nn habe ich, wie jetzt auch unter Manuel Baum, nur Kurzeinsät­ze bekommen. Aber im Laufe der Saison habe ich mich durchgeset­zt. Und ich bin überzeugt, dass ich das auch jetzt schaffen werde, weil ich an meine Stärken

glaube. Und daran glaube, dass ich vor allem der Mannschaft helfen kann.

Was sind Ihre Stärken?

Altintop: Es ist schwierig, über sich selbst zu sprechen, aber ich gehöre zu den offensiven Spielern, die zeigen wollen, dass sie mehr Torgefahr ausstrahle­n können als bisher. Das Allerwicht­igste ist aber, dass wir mit dem FCA unser Ziel erreichen, und dieses Ziel ist der Klassenerh­alt.

Hat Manuel Baum mit Ihnen über Ihre Situation gesprochen?

Altintop: Ich bin im Mannschaft­srat und daher oft im Austausch mit dem Trainer. Aber über meine persönlich­e Situation hat er nicht explizit mit mir gesprochen. Das ist aber auch völlig in Ordnung. Wichtig ist: Ich fühle mich gut und bin überzeugt, dass ich der Mannschaft weiterhin helfen kann.

Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Mit Jan Moravek und Christoph Janker hat der FCA verlängert. Hat es mit Ihnen schon Gespräche gegeben?

Altintop: Über die Vertragsve­rlängerung haben wir noch nicht gesprochen. Aber wir sind im engen Austausch und pflegen einen engen Kontakt. Wir haben einen großen Kader, aber der Verein weiß, was er an mir hat, und ich weiß, was ich am Verein habe.

Würden Sie gerne bleiben?

Altintop: Wichtig ist, dass der Verein seine Ziele erreicht. Dann werden wir sehen, in welche Richtung es geht. Ich fühle mich mit meiner Familie in Augsburg weiterhin sehr wohl, trotz allem muss man gucken, wie sich alles entwickelt. Mit wenigen Einsatzmin­uten will ich mich nicht zufriedeng­eben. Ich will mich nicht festlegen, dass ich mit aller Macht hierbleibe­n will oder dass ich sage, ich höre auf. Ich bin entspannt, lasse alles auf mich zukommen. Ich will mich nicht an etwas festkralle­n und dann die Zähne ausbeißen. Die Zeit wird zeigen, was kommt.

Am Samstag wartet jetzt der VfL Wolfsburg. Ist die Mannschaft noch mit der der Vorrunde zu vergleiche­n?

Altintop: Nach einem Spiel ist das schwierig zu sagen. Aber von außen spürt man, dass dort viel investiert wird, dass sich viele Gedanken gemacht wird, wie man Sachen verbessern kann. Natürlich müssen wir uns mit Wolfsburg beschäftig­en, aber wichtiger ist, was wir machen wollen. Wir haben das letzte Spiel in Wolfsburg 2:0 gewonnen. Ich denke, daran sollten wir denken, diese positive Herangehen­sweise kann Kräfte freisetzen.

Interview: Robert Götz

O

Zur Person Halil Altintop (geb. am 8. Dezember 1982 in Gelsenkirc­hen) – 336 Bundesliga­spiele (FCA: 100, Frank furt: 49, Schalke: 96, Kaiserslau­tern: 91), 38 Länderspie­le für die Türkei. Altin top hat mit Frau Laura zwei Kinder. Er ist der Zwillingsb­ruder von Hamit Altintop.

„Mit wenigen Einsatzmin­uten will ich mich nicht zufrie dengeben.“Halil Altintop

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Halil Altintop (rechts) wird für Jan Moravek eingewechs­elt. Unter dem neuen Chef Trainer Manuel Baum hat es der Deutsch Türke noch nicht zum Stammspiel­er geschafft.
Foto: Ulrich Wagner Halil Altintop (rechts) wird für Jan Moravek eingewechs­elt. Unter dem neuen Chef Trainer Manuel Baum hat es der Deutsch Türke noch nicht zum Stammspiel­er geschafft.

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