Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Wette brachte ihn zum Singen und ins Theater
Porträt Sebastian Baumgart übernimmt in einer inszenierten Erzählung Dostojewskis seine letzte Rolle in dieser Spielzeit
Nein, es war nicht sein großer Traum, auf der Bühne zu stehen. Eher konnte sich Sebastian Baumgart vorstellen, Jurist zu werden. „Ich bin ein gerechtigkeitsliebender Mensch“, sagt der Schauspieler. Sich mit ihm über Träume zu unterhalten ist derzeit naheliegend. Heute Abend hat er mit dem Stück „Der Traum eines lächerlichen Menschen“nach einer Erzählung von Fjodor M. Dostojewski Premiere im Hoffmannkeller. In dieser fantastischen Erzählung bewegen sich die Tänzerin Katrin Schafitel und der Schauspieler Sebastian Baumgart an der Grenze zwischen Träumen, Leben und Sterben.
Seit der Spielzeit 2013/14 ist Sebastian Baumgart Ensemble-Mitglied des Theaters Augsburg. Schon während seiner Ausbildung an der Münchner Theaterakademie August Everding spielte er als Gast beim Theater Augsburg: den Skinny in „Im Dickicht der Städte“. Schauspielleiter Markus Trabusch engagierte ihn, als er seinen Abschluss in der Tasche hatte. Seitdem war der 30-Jährige, der in Trier geboren und im Saarland aufgewachsen ist, in den unterschiedlichsten Rollen zu sehen: In „Cabaret“, in „Geierwally“, in „Der Boxer“, in „Ein Sommernachtstraum“, einer umstrittenen Inszenierung von Christoph Wehlers.
Für Sebastian Baumgart war sie der bisherige Höhepunkt seines Engagements in Augsburg. „Eine mutige und entschiedene Inszenierung war das, die eine herausfordernde Ästhetik hatte und mich als Schauspieler weiter gebracht hat“, sagt er, auch wenn er weiß, dass viele Zuschauer diese Ästhetik obszön fanden. Doch macht das für Baumgart gerade den Reiz seines Berufs aus, auf der Bühne eine Reibungsfläche zu bieten. Er meint: „Wenn eine Aufführung nur nett, schön und romantisch ist, wird ihre Dringlichkeit nicht deutlich.“
Die Rolle in „Der Traum eines lächerlichen Menschen“nach einer Erzählung von Dostojewski ist seine letzte in dieser Spielzeit. Wie es danach für ihn beruflich weitergeht, darüber will der Schauspieler nicht sprechen. Dass diese Spielzeit durch einen doppelten Umbruch geprägt ist – den bevorstehenden Wechsel der Intendanz und die plötzlich Schließung des Großen Hauses – beschäftigt ihn. „Eine Ära geht zu Ende, die Strukturen lösen sich auf, aber wir alle kämpfen für ein gutes Gelingen dieser Saison“, sagt er.
Dass Sebastian Baumgart doch nicht Jurist geworden ist, ist einem Zufall zu verdanken. In der Schule ging er, der aus einem „kunstfernen“Elternhaus stammt, mit fünf Freunden eine Wette ein, wer es länger im Chor aushalten würde. Ein Kasten Bier war der Einsatz – „und ich habe ihn gewonnen“, deutet er an, wie es zu seiner Begeisterung für einen künstlerischen Beruf kam. Eine A-cappella-Band und die Ausbildung an einer Hamburger Musical-Schule waren dann nur noch Zwischenschritte auf die Theaterbühne.
Wenn man ihm jetzt zuhört, wenn er über Theater spricht, hat man den Eindruck, es war mehr als ein Kasten Bier, den er gewonnen hat. O
„Der Traum eines lächerli chen Menschen heute um 20.30 Uhr im Hoffmannkeller (ausverkauft); weitere Termine am 5., 16. und 24. Februar
Premiere