Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Mensch erscheint im Neolithikum
Der amerikanische Evolutionsbiologe Jared Diamond sieht die Sesshaftigkeit des Menschen, die im Neolithikum – also vor 12 000 Jahren – ihren Ursprung hat, nicht als große, zivilisatorische Errungenschaft an. Im Gegenteil, er bezeichnet sie als den „größten Fehler der Menschheit“. Vor der Sesshaftigkeit des Menschen zogen dieselben in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler durch die Gegend und jeder kannte jeden in der Gruppe. Wahrscheinlich hat die Sesshaftigkeit des Menschen auch den Nachbarschaftsstreit hervorgebracht.
Sesshaft in Reihenhäusern streiten sie über vernunftwidrig geparkte Autos, Hundegebell, Baulärm, Rasenmäher und im Herbst besonders heftig über das Laub, das über den Gartenzaun hinweg ins eigene Grundstück fällt. Nicht selten endet ein solcher Zwist vor dem Kadi.
Noch schlimmer wird es im Winter, wenn der Nachbar Schnee auf den Gehsteig oder sogar auf den eigenen Carport schaufelt. Dann kann es vorkommen, dass die Schneeschippen auch als Waffen eingesetzt werden.
Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau hat einst geschrieben, dass das Unglück des Menschen begann, als er einst einen Pflock in die Erde gerammt hat, um dadurch zu bekunden: „So, dieses Grundstück ist jetzt meins.“
Aber die Sesshaften haben sich nun einmal durchgesetzt. Jäger gibt es nur noch gegen den Wildverbiss und Sammler (weiblich) tragen massenhaft Schuhe zusammen. Wandern in der Gruppe gibt es nur noch im Herbst bei Föhn in den Alpen. Da wird der Homo anonymicus sogar freundlich und grüßt wildfremde Wanderer, die ihm entgegenkommen. Wenn’s nicht grad die Nachbarn sind …