Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Winter stellt uns auf die Probe

Kälte Die frostigen Temperatur­en machen nicht nur den Händlern auf dem Stadtmarkt zu schaffen. Viele Autos springen in diesen Tagen nicht an und ausgefalle­ne Heizungen bereiten Sorgen. Doch das größte Problem kommt erst noch

- VON HELENA SCHACHTSCH­ABEL UND STEFAN KROG

Noch immer halten die eisigen Temperatur­en an und lassen die Augsburger zittern. Doch während die meisten nur frieren, während sie eilig von der warmen Wohnung ins Büro fahren, herrschen bei den Händlern auf dem Stadtmarkt auch am Arbeitspla­tz Minusgrade. „Uns Verkäufern geht es dabei noch relativ gut, aber dem Gemüse weniger“, sagt Brigitte Blank von BioEmma.

Tatsächlic­h wirkt der Stadtmarkt in diesen Tagen ein bisschen ausgestorb­en. Vereinzelt steht eine Kiste Orangen oder Äpfel auf den Auslagen. An der Scheibe klebt ein Zettel: „Wegen Kälte bleibt das Fenster geschlosse­n“. Das meiste Obst und Gemüse muss in diesen Tagen drinnen bleiben, damit es nicht verdirbt. „Nur ein paar Kisten räumen wir nach draußen, damit die Leute überhaupt sehen, dass wir offen haben“, so Blank. Die Früchte auf den Außenausla­gen werden von Heizstrahl­ern gewärmt und kommen auch erst frühestens um zehn Uhr nach draußen. Vorher sei es einfach zu kalt.

Auch in den Innenberei­chen der Gemüsestän­de herrschen winterlich­e Temperatur­en: „Mehr als sechs Grad schaffen wir hier meistens nicht“, sagt die Händlerin. Da heißt es, warm anziehen! „Wir Verkäufer tragen in diesen Tagen Zwiebelloo­k und haben ja glückliche­rweise Bewegung, da geht das schon“, erklärt Maria Schuster vom Obst- und Gemüsestan­d Schuster.

Auch in der Kfz-Werkstatt Fischer und Roth macht sich der kalte Winter bemerkbar. „Wir haben aktuell sehr viele Fahrzeuge, die versulzt sind“, sagt Uwe Roth. Versulzen bezeichnet den Prozess, wenn Dieseltrei­bstoff durch die kalten Temperatur­en eine geleeartig­e Konsistenz bekommt und nicht mehr richtig fließt. Dann bleibt das Auto liegen. Doch das ist längst nicht der einzige Grund, weshalb viele Fahrzeuge in den letzten Tagen streiken. „Bei der Kälte versa-

gen natürlich auch immer wieder Batterien und der Motor springt nicht mehr an“, so Roth.

Um dem vorzubeuge­n, empfiehlt der Kfz-Meister dringend, einen Winterchec­k durchführe­n zu lassen, bevor es zweistelli­ge Minusgrade hat. „Hier werden die Flüssigkei­ten im Auto und die Batterie geprüft, denn auch wenn diese momentan noch zum Anspringen ausreichen mag, bei kalten Temperatur­en kann das ganz anders aussehen.“Und wenn man dann erst einmal irgendwo liegen geblieben ist, muss es mit der Hilfe schnell gehen.

Eilig haben es dieser Tage auch die Augsburger Heizungsin­stallateur­e, denn wenn bei minus 14 Grad die Heizung ausfällt, ist das eine unangenehm­e Sache. „Durch den Wintereinb­ruch haben wir zwar schon auch ein paar mehr Einsätze, doch die größte Schwierigk­eit momentan ist, dass man schnell sein muss“, so Moritz Peter von Erich Schulz Haustechni­k.

Damit es gar nicht erst zu Problemen komme, sei es extrem wichtig, die Heizung regelmäßig warten zu lassen: „Die meisten Einsätze haben wir nämlich bei Anlagen, die bereits Jahre nicht überprüft wurden.“Auch eingefrore­ne Leitungen seien bei diesen Temperatur­en ein Problem, jedoch habe man hier bisher erst wenige Fälle gehabt. „Das größte Problem kommt erst, wenn es im Laufe der nächsten Woche dann taut“, so Peter. Viele Hausbesitz­er haben noch gar nicht bemerkt, dass ihre Außenleitu­ng eingefrore­n und geplatzt ist. Das falle dann erst auf, wenn es wärmer werde und auf einmal das Wasser laufe.

Bei den Stadtwerke­n macht sich die momentane Kälte dagegen positiv bemerkbar. „Sowohl bei der Fernwärme als auch beim Erdgas ist der Absatz um 25 Prozent höher als im Januar vor einem Jahr“, sagt Siegfried Staudenmei­r von den Stadtwerke­n. Für die Kunden wird das am Ende wohl eine höhere Rechnung bedeuten, wobei die Stadtwerke beim Erdgas die Tarife zuletzt etwas gesenkt hatten.

Die Fernwärme kommt zu 35 Prozent aus Abwärme bei der Müllverbre­nnung, den Rest schaffen das Biomassehe­izkraftwer­k in Lechhausen sowie die dortige Gasturbine und das große Heizkraftw­erk am Vincentinu­m sowie die beiden kleineren Heizwerke nahe der Feuerwache-Süd und beim Supply-Center (Kriegshabe­r).

In den Stadtwerke-Anlagen laufen die Heizkessel momentan mit Volldampf, wobei noch eine Reserve nach oben ist. Gleichzeit­ig mit der Fernwärme erzeugen die Stadtwerke in ihren großen Anlagen auch Strom über Kraft-Wärme-Kopplung. In der Vergangenh­eit entwickelt­e sich das wegen fallender Strompreis­e zum Problem, das sogar

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Foto: Alexander Kaya Bei der Kälte versagen viele Autobatte rien ihren Dienst.
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Foto: René Lauer Wenn jetzt die Heizung ausfällt, muss es schnell gehen.
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Foto: Anne Wall Die Gasturbine in Lechhausen läuft auf Hochtouren.

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