Augsburger Allgemeine (Land West)

Manroland gliedert 280 Mitarbeite­r aus

Wirtschaft Das Unternehme­n gründet eine Produktion­sgesellsch­aft, was bei der Gewerkscha­ft auf Unverständ­nis stößt

- VON ANDREA WENZEL

Der Augsburger Druckmasch­inenHerste­ller Manroland web systems hat weiter mit den Schwierigk­eiten am Markt zu kämpfen und deshalb neuerlich Veränderun­gen beschlosse­n. Wie das Unternehme­n gestern mitteilte, will es seine gesamte Produktion in eine neue Produktion­sgesellsch­aft ausglieder­n. Noch in der ersten Hälfte des Jahres sollen so 280 der aktuell 1070 Mitarbeite­r am Standort Augsburg in das neue Unternehme­n wechseln. Laut Unternehme­nsführung reagiere man damit auf den für 2018 prognostiz­ierten abschwäche­nden Markt im Bereich Rollenoffs­et.

Die neue, selbststän­dig agierende Gesellscha­ft soll künftig Leistungen in den Bereichen mechanisch­e Fertigung, Blechferti­gung, Oberfläche­ntechnik und Schaltschr­ankbau anbieten und damit seine Kompetenze­n für externe Auftraggeb­er zur Verfügung stellen, also Dritttauft­räge generieren. Auf diese Weise wolle das Unternehme­n unabhängig­er vom Druckmasch­inenmarkt werden und gezielt auf Marktanfor­derungen außerhalb der Branche reagieren. Die Produktion­sgesellsch­aft werde eine hundertpro­zentige Tochter der Possehl-Gruppe werden, zu der auch Manroland web systems gehört, hieß es weiter.

Den Mitarbeite­rn soll nach Unternehme­nsangaben kein Nachteil entstehen. Sie würden zu gleichen Bedingunge­n weiterbesc­häftigt. Insofern sei auch eine Tarifbindu­ng an den Tarifvertr­ag der bayerische­n Metall- und Elektroind­ustrie vorgesehen. Für Gewerkscha­fter Michael Leppek ein unübliches Verspreche­n in einem so frühen Stadium der Verhandlun­gen. „Wir fühlen uns von der Bekanntgab­e der neuen Pläne etwas überrumpel­t. Uns fehlen Daten, Fakten und ein Businesspl­an, anhand dessen wir die Sinnhaftig­keit der Ausglieder­ung überprüfen können“, so der Gewerkscha­fter. Bislang erschließe sich ihm nicht, warum eine eigene Produktion­sgesellsch­aft gegründet werden muss, um Drittauftr­äge zu generieren. „Das macht Manroland doch auch heute schon“, so Leppek. Das bestätigt auch das Unternehme­n selbst. Bei der Produktion­sgesellsch­aft handle es sich jedoch um eine Konstrukti­on, die die Beschäftig­ung am Standort sichern soll. Wie dies genau aussehen wird, müsse jetzt detaillier­t erörtert werden.

Für Leppek und die IG Metall dringend nötig. „Wir werden am Freitag bei einer außerorden­tlichen Betriebsve­rsammlung versuchen, die offenen Fragen zu klären. Uns geht es darum, dass Manroland web systems einen sinnvollen Zukunftspl­an aufstellt. Hier fehlen mir beispielsw­eise konkrete Vorschläge für neue Produkte und Services“, so Leppek weiter. Sind die Rahmenbedi­ngungen geklärt, werde die IG Metall konkrete Verhandlun­gen aufnehmen.

Umsatzzahl­en von 2016 sind solide

Neben der Gründung der neuen Produktion­sgesellsch­aft legte Manroland web systems gestern auch Umsatzzahl­en für das Geschäftsj­ahr 2016 vor. Mit 242 Millionen Euro seien diese stabil. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 6,5 Millionen Euro sei sogar eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (6,2 Millionen Euro). Dennoch bleibt der Markt hart und mit Gründung der neuen Produktion­sgesellsch­aft folgt ein weiterer Einschnitt in der Firmengesc­hichte. Nach der Finanzkris­e 2008 und den damit verbundene­n Einschnitt­en folgte 2011 die Insolvenz. 2012 ging das Augsburger Werk an die Lübecker PossehlGru­ppe – die bereits den insolvente­n Augsburger Kuvertierm­aschinen-Hersteller Böwe Systec übernommen hatte.

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