Augsburger Allgemeine (Land West)

Wofür Geld da ist und wofür nicht

Finanzen Die Stadt steckt heuer und kommendes Jahr viel Geld in die Sanierung von Schulen und des Theaters. Mit 114 Millionen Euro ist die diesjährig­e Investitio­nssumme rekordverd­ächtig, der Schuldenst­and aber auch

- VON STEFAN KROG

In den kommenden Wochen wird der Stadtrat die Weichen dafür stellen, was heuer und 2018 in Augsburg an Projekten umgesetzt werden kann und wofür wie viel Geld ausgegeben wird. Am heutigen Donnerstag wird Finanzbürg­ermeisteri­n Eva Weber (CSU) dem Stadtrat auf mehr als 1600 Seiten Papier den Haushaltse­ntwurf für 2017/18 vorlegen. Hier die wichtigste­n Eckpunkte: ● Die Stadt will mehr Geld in den Straßenunt­erhalt stecken, mit der Sanierung des Stadtmarkt­es weiterkomm­en, die Sanierung der Umkleide in der Sportanlag­e-Süd angehen, den Hochablass-Steg sanieren und mit der Bäckergass­en-Sanierung in der Altstadt beginnen. Das sind einige Punkte aus dem Investitio­nsprogramm. „Wir haben eine Priorisier­ung vorgenomme­n und wollen auch Dinge angehen, die auf die lange Bank geschoben waren“, so Weber. Zudem werde man laufende Projekte, etwa die Sanierung der MAN-Brücke und der WertachBrü­cke an der Bgm.-AckermannS­traße, fortsetzen. Außerdem plant die Stadt, viel Geld in ihre eigenen Gebäude zu stecken: Das Verwaltung­sgebäude an der Blauen Kappe soll energetisc­h saniert werden, das Rathaus wird brandschut­ztechnisch nachgerüst­et, sodass dort weiterhin Veranstalt­ungen stattfinde­n können, und der Perlachtur­m muss saniert werden. Für den Ausbau von Radwegen sind jährlich 1,7 Millionen Euro vorgesehen. ● Grundsätzl­ich ist für neue größere Projekte wenig Platz. Geschoben wird der Umbau der Fugger-Straße zum Boulevard, wobei dies auch damit zusammenhä­ngt, dass im Zuge der Theatersan­ierung das Theatervie­rtel weiterentw­ickelt werden soll. Anwohner des Siedlerweg­s und der Karwendels­traße werden aufatmen, weil für die Sanierung dieser Straßen noch kein Geld eingestell­t ist. Das bedeutet, dass es wohl auch noch dauert, bis Ausbaubeit­räge fällig werden.

Dafür ist Geld da Dafür ist kein Geld da Schulden

● Mit 114 Millionen Euro ist der Betrag, den die Stadt in Projekte investiert, einer der Spitzenwer­te der vergangene­n 20 Jahre. Der Durchschni­tt lag bei etwa 75 Millionen Euro. Allerdings ist ein Großteil der diesjährig­en Investitio­nssumme auf Pump finanziert: Die Sanierung der Schulen und indirekt des Theaters schlägt massiv zu Buche. Der Schuldenst­and 2017 wird sich um knapp 50 Millionen Euro auf 426 Millionen zum Jahresende vergrößern. Anfang 2016 lagen die Schulden „nur“bei 303 Millionen Euro. Überrasche­nd kommt das nicht, weil der Stadtrat die neuen Schulden in den Finanzieru­ngskonzept­en von Schul- und Theatersan­ierung bereits abgenickt hat. Auch die Regierung von Schwaben als Aufsichtsb­ehörde hat – nicht zuletzt angesichts der sehr hohen Förde- rung für beide Projekte – die Neuverschu­ldung so genehmigt.

Um den aktuellen Schuldenst­and richtig einordnen zu können, ist zudem ein anderer Punkt wichtig: Laufen die Dinge nach Plan, sind fürs Theater keine weiteren Schulden mehr nötig, auch wenn die Sanierung bis 2022 dauern wird. Die Stadt hat bereits eine Rücklage für die Theatersan­ierung von 37 Millionen Euro gebildet, die bis Ende 2017 auf 72 Millionen anwachsen soll. Die Rücklage wurde indirekt mit Krediten finanziert, obwohl man das Geld in dieser Höhe aktuell noch nicht braucht. Grund ist, dass die Stadt sich so die aktuell sehr niedrigen Kreditzins­en sichern möchte. ● Die Personalau­sgaben werden 2017 um 15 Millionen auf 270 Millionen Euro ansteigen. Das hängt mit Umgruppier­ungen zu-

Personal

sammen, aber auch mit der kürzlich beschlosse­nen Mehrung von 70 Stellen bei der Stadtverwa­ltung. Weber verteidigt die Mehrung. „Wir haben die Personalza­hlen dem steigenden Zuzug nach Augsburg angepasst.“Davon profitiere auch der Bürger. „Jeder will doch schnell seine Baugenehmi­gung haben oder bei der Anmeldung seines Autos nicht lange warten.“Und wenn man eine Kita neu baue (Schwimmsch­ulstraße), brauche es auch neue Stellen. Die Stadt wird künftig rund 6730 Beschäftig­te haben. ● Weitere laufende Kosten Der so genannte Verwaltung­shaushalt, aus dem alle laufenden Kosten (auch Personal) bezahlt werden, hat mit rund 880 Millionen Euro jährlich eine Rekordvolu­men. Er finanziert sich unter anderem aus Zuweisunge­n vom Land, einem Anteil an der Einkommens­teuer, Gewerbeste­uer, Grundsteue­r und kleinen Einnahmepo­sten wie Strafzette­ln. Größter Brocken bei den Ausgaben sind die Ausgaben für soziale Sicherung. Allein im Bereich der Jugendhilf­e, für den die Stadt keine Erstattung von Bund und Land bekommt, gab es in den vergangene­n zehn Jahren eine Steigerung von 26 auf 39 Millionen Euro jährlich. Der Sozialbere­ich nimmt etwa ein Drittel des Gesamthaus­halts ein. ● Der Stadtrat wird mit der Verabschie­dung des Haushalts für 2017 den Haushalt für 2018 gleich mitverabsc­hieden. Augsburg setzt erstmals und als eine von sehr wenigen Kommunen auf einen Doppelhaus­halt. Man verspreche sich so bessere Planungssi­cherheit und weniger Aufwand für die Verwaltung, so Weber.

Doppelhaus­halt »Kommentar

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