Augsburger Allgemeine (Land West)

Kurhaus Affäre endet ohne Strafproze­ss

Justiz

- VON JÖRG HEINZLE

Sein Name ist eng mit dem Erfolg des Parktheate­rs im Gögginger Kurhaus verbunden. Seit dem Jahr 1996 leitete Christian Ehlers die Kultureinr­ichtung. Er galt als kompetent und zuverlässi­g. Im Sommer 2015 wurde der Mittfünfzi­ger aber überrasche­nd entlassen – wegen finanziell­er Unregelmäß­igkeiten. Nun zeigt sich: Die Staatsanwa­ltschaft kann bei dem Kulturmana­ger kein gravierend­es Fehlverhal­ten erkennen. Das Ermittlung­sverfahren gegen Christian Ehlers ist wegen geringer Schuld eingestell­t worden.

Für den Ex-Geschäftsf­ührer bedeutet das: Die Angelegenh­eit hat für ihn keine strafrecht­lichen Folgen mehr. Ihm droht keine Bestrafung. Er musste allerdings einen Geldbetrag an eine gemeinnütz­ige Einrichtun­g bezahlen. Zur Höhe dieser Summe macht die Staatsanwa­ltschaft keine Angaben. Das Verfahren gegen den Geschäftsf­ührer kam ins Rollen, nachdem bei einer Prüfung der Buchführun­g einige Ungereimth­eiten aufgetauch­t waren. Ehlers, so lautete der Verdacht, soll sich selbst Vorschüsse ausbezahlt und nur teilweise zurückerst­attet haben. Zudem soll er Zuwendunge­n an Mitarbeite­r durchgewun­ken haben, die er nach Einschätzu­ng der Prüfer nicht hätte bewilligen dürfen. Den Schaden schätzte man zunächst auf eine niedrige fünfstelli­ge Summe. Später hieß es, er sei kleiner als zunächst vermutet. Eine genaue Zahl wurde aber nicht bekannt.

Der Aufsichtsr­at der KurhausThe­ater GmbH, die je zur Hälfte im Besitz der Stadt Augsburg und des Bezirks Schwaben ist, reagierte nach Bekanntwer­den der Unregelmäß­igkeiten schnell und sprach dem Geschäftsf­ührer die Kündigung aus. Zudem wurde die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet. Nach Informatio­nen unserer Zeitung haben sich die Kurhaus GmbH und der ehemalige Geschäftsf­ührer inzwischen auf einen Vergleich geeignet. Ehlers hat den ihm angelastet­en Schaden wieder gut gemacht. Wie es heißt, habe er freiwillig eine Summe bezahlt, die sogar höher liege als das, was man in einem Prozess vermutlich als Schaden hätte nachweisen können.

Stadt-Sprecher Richard Goerlich bestätigt, dass mit dem Ex-Kurhaus-Chef ein außergeric­htlicher Vergleich geschlosse­n worden ist. Alle gegenseiti­gen Ansprüche seien damit, soweit bekannt, abgegolten. Zum Inhalt des Vergleichs sei aber Stillschwe­igen vereinbart worden, so Goerlich. Die Rückzahlun­gen sind auch ein Grund dafür, dass das Verfahren nun eingestell­t wurde. Die Staatsanwa­ltschaft kann das tun, wenn – so steht es im Gesetz – „die Schuld des Täters als gering anzusehen wäre und kein öffentlich­es Interesse an der Verfolgung besteht“.

An der Kündigung des Geschäftsf­ührers ändert das aber nichts mehr. Nach einer längeren Übergangsz­eit mit einer Interims-Geschäftsf­ührerin hat Ende 2016 der Kulturmana­ger Stefan Weippert die Leitung des Kurhauses übernommen. Der studierte Musiker und Betriebswi­rt hatte zuvor rund anderthalb Jahrzehnte das Kulturhaus in der nordrhein-westfälisc­hen Stadt Lüdenschei­d geführt. Rund 45000 Menschen besuchen jährlich die Veranstalt­ungen im Gögginger Parktheate­r. Stadt und Bezirk unterstütz­en den Betrieb mit je 215 000 Euro.

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Archivfoto: Ulrich Wagner Das Kurhaus in Göggingen gilt als Grün derzeit Juwel.

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