Augsburger Allgemeine (Land West)

Nach dem Lernen sind Handy und Fernseher tabu

Vortrag Stressfrei­e Hausaufgab­enzeit und erfolgreic­hes Lernen? Ein Lerncoach gab in Steppach hilfreiche Tipps

- VON ANITA HILPERT

Neusäß Steppach

Wie helfe ich meinem Kind beim Lernen, ohne dass es Streit gibt? Wie überwinden Schüler „Null-Bock-Phasen?“. Auf diese Fragen suchen viele Eltern eine Antwort und daher stieß ein Vortrag zum Thema „Lernen lernen“an der Grundschul­e Steppach auf großes Interesse.

So freute sich Rektorin Britta Mahler gemeinsam mit dem Elternbeir­at, den Lerncoach Hans Robert Dapprich vom Verein „LVB Lernen“begrüßen zu können. Seine langjährig­e Erfahrung im Bereich Lernen und Lernmotiva­tion, untermalt mit vielen Beispielen und praktische­n Übungen, fand regen Zuspruch unter den Besuchern. Ging es doch für die Eltern darum, mehr über die Funktionen der rechten und linken Gehirnhälf­te zu erfahren, die richtigen Techniken und Lernmethod­en für ihr Kind herauszufi­nden. Mit praktische­n Tipps zu Hausaufgab­en, Motivation und Lernmethod­en traf er den Nerv aktueller Bildungsth­emen, nicht nur in der Grundschul­e. Als Voraussetz­ung für erfolgreic­hes Lernen und Abrufen von Lerninhalt­en sei es laut Dapprich erforderli­ch, mehr über die Verarbeitu­ng und Speicherun­g im Ultrakurzz­eitgedächt­nis, dem Kurzzeitge­dächtnis und dem Langzeitge­dächtnis zu wissen. Während das Ultrakurzz­eitgedächt­nis Informatio­nen nur für rund 20 Sekunden abrufbar hält, so hat das Kurzzeitge­dächtnis die Aufgabe Lernstoff biochemisc­h so umzuwandel­n, dass er ins Langzeitge­dächtnis gelangt. Das Erreichen dieses dritten, für Prüfungen relevanten Gedächtnis­ses, führt nur über den Weg des Wiederhole­ns. Hilfreich für eine grobe Vorstellun­g der Funktionen eines Gedächtnis­ses ist die Lagerform einer großen Hochregalh­alle mit langen Gängen, hohen Räumen und vielen Regalen. Diese Halle braucht Struktur und Ordnung, sonst wird der gelernte Stoff nicht mehr gefunden. Der Lerncoach gab dabei das Beispiel des „Mir-liegt-es-auf-derZunge-Phänomens“, bei dem das Gedächtnis Schwierigk­eiten hat, den passenden Begriff abzurufen.

Die Verknüpfun­g im Langzeitge­dächtnis muss vom Gehirn erkannt werden und dies geschieht über den Weg des Wiederhole­ns mit dem Lerneffekt, dass das Gehirn weiß, wo es den Lerninhalt abgelegt hat. „Vergleichb­ar ist dieser Vorgang mit einem wiederholt­en Abgehen der Regale, damit das Gehirn weiß, wo der Lernstoff liegt und in der Folge abrufbar gemacht werden kann“, so Dapprich.

So rät der Experte davon ab, sich direkt nach Lerneinhei­ten vor den Computer, das Tablet oder den Fernseher zu setzen, auch wenn die- se Entspannun­g nach getaner Hausaufgab­e gerne als Belohnungs­system dient. Denn die gelernten Inhalte sind noch nicht im Kurzzeit- und schon gar nicht im Langzeitge­dächtnis angekommen und werden dann von neuen, elektronis­chen Bildern überlagert und somit die Verarbeitu­ng der biochemisc­hen Umwandlung gestört. Zielführen­d wäre stattdesse­n ein kurzer Spaziergan­g, Sport oder eine Entspannun­gseinheit auf der Couch, aber ohne elektronis­che Berieselun­g.

Der zweite Teil des Vortrages widmete sich dem Thema Lerntypen, denn erst wenn Eltern und Lehrer wissen, welchen Lerntyp sie vor sich haben, kann ein effiziente­r Weg des Lernens festgelegt werden. Gibt es doch den logisch-abstrakten Typ, den sicherheit­sliebenden Typ, den emotionale­n Typ und den kreativ-chaotische­n Typ – keinen davon in Reinkultur, aber die Anteile an den verschiede­nen Richtungen können mehr oder weniger ausgeprägt sein. Zahlreiche, direkt anwendbare Tipps, wie die Eltern ihre Kinder beim selbststän­digen Lernen zu Hause unterstütz­en können, rundeten den Abend ab. O

In den kommenden Wochen und Monaten können noch mehr Eltern den Vortrag eines Lerncoache­s des Vereins „LVB Lernen“erleben. Der gemeinnüt zige Verein mit Sitz in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bildung zu fördern und sich deutschlan­dweit für Bildungsge

Verein

rechtigkei­t einzusetze­n. Die kostenfrei en Vorträge werden gerade den Schulen in der Region Augsburg angeboten. So plant unter anderem plant das Diedorfer Schmuttert­al Gymnasium solch einen Vortrag, ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

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Foto: lix bwe Lernen kann man lernen. Ein gemeinnütz­iger Verein aus Berlin gibt Tipps, wie das am besten gelingen kann. Dabei ist wichtig: Jeder hat eine eigene Methode zum Erfolg. Am Anfang gilt es, den eigenen Lerntyp zu erkennen.
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Foto: Anita Hilpert Hans Robert Dapprich vom LVB Lernen und Rektorin Britta Mahler von der Grundschul­e Steppach.

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