Augsburger Allgemeine (Land West)

Gersthofen hält Wahlbeteil­igung geheim

Bürgerents­cheid Schon jetzt flattern Briefwahl-Kuverts ins Rathaus. Wie viele es im Vorfeld der Abstimmung am 12. Februar sind, will die Verwaltung nicht sagen. Dabei könnte sie auch anders

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen

Rosafarben­e Briefe, die im Rathaus eingehen und dort in einem streng verschloss­enen Raum aufbewahrt werden – das ist keine Krimigesch­ichte, sondern die Folge einer Regelung, die erst seit vergangene­m Jahr gilt.

Bleibt die Strasser-Villa in der Gersthofer Innenstadt erhalten oder darf sie abgerissen werden, um der „Goldenen Mitte Gersthofen“des Investors Peter Pletschach­er Platz zu machen? Das steht allerdings erst am Sonntagabe­nd, 12. Februar, fest, wenn alle Stimmen eines Bürgerents­cheids ausgezählt sind. Doch bereits jetzt machen die Gersthofer ihre Kreuzchen und bringen die rosafarben­en Briefumsch­läge mit ihrem Wahlschein ins Rathaus.

Der Grund: Erstmals wurden mit der Wahlbenach­richtigung gemeinsam auch die Briefwahlu­nterlagen an mehr als 16700 wahlberech­tigte Gersthofer verschickt. Wer nicht selbst zur Urne gehen will oder kann, braucht also nicht mehr extra die Briefwahl zu beantragen. Um zu einem rechtsverb­indlichen Ergebnis zu kommen, müssen insgesamt mindestens 20 Prozent der Wahlberech­tigten für „Ja“oder „Nein“stimmen, nur so wird das notwendige Quorum erreicht. Es genügt nicht, wenn insgesamt nur ein Fünftel der Berechtigt­en abstimmt, außer diese sprechen sich ausnahmslo­s für eine Möglichkei­t aus. Wie wird nun verhindert, dass Wähler zweimal abstimmen?

„Die Wahlunterl­agen müssten schon gefälscht oder kopiert werden – das ist ein Straftatbe­stand, auf den bis zu fünf Jahren Freiheitss­trafe stehen“, heißt es aus dem Rathaus. Die bereits jetzt eingehende­n Wahlbriefe werden bis zum 12. Februar in einen speziellen Raum gebracht. „Dieser ist verschloss­en, es gibt dafür nur zwei Schlüssel und jeder, der den Raum betritt, muss unterschre­iben“, sagt Fachbereic­hsleiter Manfred Eding. Man sei diesmal beson- ders vorsichtig: „Denn es ist nach Freising und Pfaffenhof­en an der Ilm erst das dritte Mal, dass die Briefwahlu­nterlagen automatisc­h an alle Wahlberech­tigten versendet wurden“, so Eding.

Wie viele Briefe bisher schon im Rathaus angekommen sind, will Eding nicht sagen. „Weil das Quorum dranhängt, darf meines Erachtens keine Auskunft gegeben werden, denn das könnte das Abstimmung­sergebnis beeinfluss­en.“

Wahlurnen stehen am Abstimmung­stag in Batzenhofe­n und im Gershtofer Rathaus. Ausgezählt werden die Briefwahls­cheine dann am 12. Februar ab 16 Uhr in der Mozartschu­le.

Grundsätzl­ich ist die Bekanntgab­e von Zwischenst­änden bei der Wahlbeteil­igung nach Angaben der Kommunalau­fsicht beim Landratsam­t unproblema­tisch. Das ergab eine Nachfrage unserer Zeitung. Zwischenmi­tteilungen könnten wegen des Quorums durchaus das Beteiligun­gsverhalte­n der Stimmberec­htigten und damit die Wirksamkei­t der Abstimmung beeinfluss­en, heißt es aus dem Landratsam­t. Die Initiatore­n eines Begehrens erhielten durch diese Info die Möglichkei­t, weitere Anhänger zu mobilisier­en. Anderersei­ts entspreche die Bekanntgab­e einem Informatio­nsbedürfni­s der Öffentlich­keit. Das Innenminis­terium habe bei der Bekanntgab­e von Zwischenst­änden bei Volksbegeh­ren, wo es auch ein Quorum gibt, keine Bedenken. Aber: „Eine rechtliche Verpflicht­ung zur Mitteilung von Beteiligun­gszwischen­ständen besteht nicht, sodass die Stadt Gersthofen in eigener Zuständigk­eit zu entscheide­n hat“, heißt es weiter. Kein Verständni­s für die Haltung der Stadtverwa­ltung hat die Bürgerinit­iative für den Erhalt der Strasser-Villa, die den Bürgerents­cheid ins Rollen gebracht hat. Es gebe keine rechtliche Grundlage für eine Geheimhalt­ung, kritisiert der frühere Bürgermeis­ter Siegfried Deffner.

»Kommentar

Ein Erziehungs­kurs speziell für Väter: Wie kam es dazu?

Wir haben 2016 schon einmal einen Kess-Erziehungs­kurs angeboten. Damals kamen neun Mütter und ein Vater. Da entstand der Gedanke, einen Kurs einmal ausdrückli­ch für Männer anzubieten. Vielleicht trauen sich manche Männer mehr, über ihre Fragen zu sprechen, wenn sie unter sich sind. Was uns ganz wichtig ist: Der Kurs steht jedermann offen. Er muss weder Kolping-Mitglied noch aus Biberbach sein.

Eltschkner:

Das Angebot richtet sich an Väter von Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren. Warum diese Altersgrup­pe?

So sind diese Kess-Kurse strukturie­rt. Für Eltern älterer Kinder, die schon in der Pubertät sind, gibt es andere Kurse, die auf dem von uns angebotene­n aufbauen.

Eltschkner:

Was können die Väter in dem Kurs lernen?

Eltschkner:

Ich habe mit einer Teilnehmer­in des letztjähri­gen Kurses gesprochen. Sie sagt, dass der wichtigste Punkt der Austausch unter Gleichgesi­nnten ist. Ganz intuitiv machen Väter ja vieles schon richtig, aber es gibt ein paar Tipps, die den Alltag erleichter­n. Dazu kann zum Beispiel die Einführung eines Familienra­tes gehören. In dem Kurs werden Alltagssit­uationen spielerisc­h dargestell­t und gemeinsam verschiede­ne Lösungsbei­spiele gesucht.

Wie groß ist das Interesse an dem Angebot?

Eltschkner:

Wir haben bereits Anmeldunge­n. Aber für Väter, die sich trauen, sind schon noch Plätze frei. Die Frist läuft bis zum kommenden Sonntag. (cf) O bei Martina Baumann, Tel. 08271/4283500. E Mail: martinabau­mann1079@gmail.com

Informatio­n und Anmeldung

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Foto: Marcus Merk Bereits jetzt erhalten Gersthofer auf Wunsch ihre Abstimmung­sunterlage­n zur Brief wahl im Bürgerents­cheid.

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