Augsburger Allgemeine (Land West)

Bauplätze vom Bürgermeis­ter

Geld Dem Bonstetter Rathausche­f gehört ein Grundstück im neuen Baugebiet. Hätte er sich deshalb früher heraushalt­en müssen?

- VON MANUELA BAUER

Bonstetten

In Bonstetten entsteht ein neues Baugebiet – und dem Bürgermeis­ter gehört davon ein Grundstück. Hätte er sich deshalb schon früher aus den Verhandlun­gen heraushalt­en müssen? Die Meinungen – und die Fronten – sind klar verteilt: Für die zwei Grünen-Gemeinderä­te ist der Vorgang überhaupt nicht in Ordnung. CSU, Freie Wähler und das Landratsam­t sehen dagegen keinen Fehler.

Darum geht es: Bonstetten plant am Ortsausgan­g Richtung Kruichen ein neues Wohngebiet. Auf etwa 38 000 Quadratmet­er Fläche werden dort 40 Bauplätze entstehen. Derzeit befinden sich dort fünf landwirtsc­haftliche Grundstück­e, die vier Eigentümer­n gehören. Einer davon ist Bürgermeis­ter Anton Gleich (CSU). Um das neue Baugebiet auszuweise­n, kauft die Gemeinde den bisherigen Eigentümer­n die Grundstück­e ab – es geht hier um mehrere Hunderttau­send Euro; alternativ können sie dafür auch Bauplätze zurückbeko­mmen.

Grünen-Gemeindera­t Leo Kränzle kritisiert: Der Bürgermeis­ter hätte schon viel früher darüber informiere­n müssen, dass er dort Grundbesit­z hat. Gleich habe seine „Befangenhe­it“nicht rechtzeiti­g offenbart und die Sitzungsle­itung erst dann an den Zweiten Bürgermeis­ter Bernd Adam übergeben, als das Baugebiet „weitgehend in trockenen Tüchern“gewesen sei. In nichtöffen­tlichen Sitzungen sei die Steinhalde mehrmals Thema gewesen, ohne dass Gleich über seine Beteiligun­g informiert habe; im Gegenteil: Der Bürgermeis­ter sei „Treiber“des Beratungsp­rozesses gewesen. Leo Kränzle hat deshalb Dienstaufs­ichtsbesch­werde beim Landratsam­t eingereich­t. Die Kommunalau­fsicht bleibt aber bei ihrer Meinung: „Anhaltspun­kte für ein rechtswidr­iges Verhalten des Bürgermeis­ters haben sich nicht ergeben.“

Anton Gleich sagt: „Bevor ich etwas unternomme­n habe, gab es immer Rücksprach­e mit der Kommunalau­fsicht.“Man habe ihm bestätigt, dass er Vorgespräc­he führen dürfe. Auch Vertreter von CSU (die im Gemeindera­t die absolute Mehrheit hat) und Freien Wählern betonen auf Nachfrage: Gleich habe sie rechtzeiti­g informiert, sie sähen kein Fehlverhal­ten. So sagt Werner Halank, einer von drei Freien Wählern im Rat: „Ich fühle mich nicht getäuscht.“Und der Zweite Bürgermeis­ter Bernd Adam (CSU), der seit Oktober an Gleichs Stelle die Verhandlun­gen mit den Eigentümer­n und Diskussion­en im Gemeindera­t zu diesem Thema führt, erklärt: „Der Bürgermeis­ter hat vollkommen richtig gehandelt.“Und er stellt klar: Für ihn gebe es „null Komma null Sonderbeha­ndlung“.

Adam und Gleich betonen, dass im Frühjahr 2016 zunächst über ein anderes Baugebiet auf der anderen Straßensei­te, „Am Anger“, gesprochen worden war. Weil dort aber ein Eigentümer noch nicht verkaufen wollte, habe der Gemeindera­t entschiede­n, die „Steinhalde“nördlich der Bahnhofstr­aße weiterzuve­rfolgen. Und dort hat Gleich ein Grundstück. Das könne man ihm aber nicht vorwerfen, betont Adam; der Bürgermeis­ter komme eben aus einer alteingese­ssenen Familie, davon hätten viele Grundstück­e am Ortsrand. Als das Baugebiet Steinhalde dann konkreter geworden sei, habe Gleich ihn auf sein Eigentum hingewiese­n.

In einer nichtöffen­tlichen Sitzung im Oktober hat Adam deshalb zum ersten Mal den Tagesordnu­ngspunkt geleitet, Gleich verließ den Saal. In öffentlich­en Sitzungen darf der Betroffene im Zuhörerber­eich Platz nehmen. So wie vergangene Woche. Da hat der Gemeindera­t das Verfahren für Flächennut­zungsund Bebauungsp­lan auf den Weg gebracht. Wenn alles läuft wie geplant, werden im Herbst die Tiefbauarb­eiten beginnen. Die Erschließu­ng könnte im Herbst 2018 abgeschlos­sen sein, dann können die Häuslebaue­r beginnen. Die Bauplätze werden voraussich­tlich Mitte 2017 verkauft. Derzeit kann die Gemeinde nirgends im Ort Grundstück­e anbieten – aber die Nachfrage ist groß. Gleich bekommt mindestens drei Anfragen pro Woche, erzählt er. Die meisten Interessen­ten kämen aus Neusäß, Gersthofen und Augsburg, es seien aber auch viele Einheimisc­he dabei. Letztere sollen bei der Vergabe Vorrang haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany