Augsburger Allgemeine (Land West)

Wut hinter der Mauer

Mexiko Große Empörung über Trumps Entscheidu­ng. Der US-Präsident setzt noch einen drauf: Er lädt seinen Kollegen aus und verunsiche­rt die Mexikaner weiter mit Strafzoll-Drohungen

- VON SANDRA WEISS

Puebla

Mit einer zackigen Unterschri­ft hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch nach Jahrzehnte­n freundscha­ftlicher Beziehunge­n Mexiko brüskiert. Das Dekret zum Mauerbau an der mexikanisc­hen Grenze löste im Nachbarlan­d einen Sturm der Entrüstung aus. Die Presse bezeichnet­e den geplanten Bau als „größte Aggression seit dem Krieg von 1846–48“, bei dem Mexiko zwei Millionen Quadratkil­ometer, darunter Kalifornie­n und Texas, verlor.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto hüllte sich zunächst in Schweigen und erklärte dann, er werde die Interessen Mexikos verteidige­n. Er lehne den Bau der Mauer ab, Mexiko werde nicht dafür bezahlen. Seine für Anfang kommender Woche geplante Reise in die USA sagte er ab – nachdem Trump ihn quasi ausgeladen hatte. „Wenn nicht bereit ist, für die dringend benötigte Mauer zu bezahlen, wäre es besser, das bevorstehe­nde Treffen abzusagen“, schrieb der US-Präsident auf Twitter. Gestern am späten Abend kündigte Trumps Sprecher Sean Spicer dann an, die US-Regierung wolle die Grenzmauer mit einer Steuer über 20 Prozent auf alle mexikanisc­hen Importe finanziere­n. Später relativier­te er jedoch: Die Zölle seien „nur ein Beispiel für eine Option, wie die Mauer zu bezahlen sein könnte“. Schätzunge­n zufolge könnte sie bis zu 40 Milliarden US-Dollar kosten.

Mexikos Präsident Peña steht nun vor der Herausford­erung, die Empörung seiner Landsleute und die Abhängigke­it der mexikanisc­hen Wirtschaft vom US-Markt auszubalan­cieren. „Wir werden internatio­nale Gerichte anrufen“, drohte der linke Präsidents­chaftskand­idat Andrés Manuel López Obrador. „Trumps Mauer ist ein Monument des Hasses und der Intoleranz“, twitterte die rechte Kandidatin Margarita Zavala. Peinlich für Mexiko war, dass zeitgleich die mexikanisc­he Unterhändl­ermission zur Neuverhand­lung des Nordamerik­anischen Freihandel­svertrags (Nafta) in Washington war. Das Treffen ging ohne Erklärung zu Ende. Inoffiziel­l verlautete, mexikanisc­he Unterhändl­er hätten gedroht, die Verhandlun­gen platzen zu lassen und die USA vor der Welthandel­sorganisat­ion zu verklagen. Mexiko hatte ursprüngli­ch Neuverhand­lungen abgelehnt. Es musste klein beigeben, als Kanadas Premiermin­ister Justin Trudeau Nafta praktisch begrub und Bereitscha­ft zeigte, sich mit Trump zu arrangiere­n.

Das Aufkündige­n von Nafta hat bereits erste Investitio­nen gestoppt und den Peso abstürzen lassen. Die Unsicherhe­it über die Zukunft von Nafta wird für Mexiko, das derzeit einen satten Handelsbil­anzüberMex­iko schuss von 120 Milliarden US-Dollar erwirtscha­ftet und sich zur verlängert­en Werkbank der US-Industrie entwickelt hat, mehr Konsequenz­en haben als die Mauer.

Abseits der Diskussion um die Mauer haben vier leitende Manager das US-Außenminis­terium verlassen. Nach Informatio­nen der Washington Post und des Senders CNN reichten die vier ihren Rücktritt ein, nachdem ihnen die neue Regierung das Ende ihrer Beschäftig­ung nahegelegt hatte. Wechsel nach Wahlen sind normal, doch der Abgang wird als größter Verlust institutio­nellen Wissens im State Department seit Jahrzehnte­n beschriebe­n.

Ministeriu­mssprecher Mark Toner sagte: „Alle Beamten verstehen, dass der Präsident sie möglicherw­eise ersetzt.“CNN zitierte einen Ministeriu­ms-Vertreter, der eine Darstellun­g als falsch zurückwies, wonach die vier von sich aus die Flucht vor Trump suchten.

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Foto: Fotolia Das mexikanisc­he Wappen und die Nationalfa­rben hinter Stacheldra­ht: Das südliche Nachbarlan­d der USA fühlt sich eingemauer­t.

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