Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Computer erzeugt künftig die Orgeltöne

Musik In der Kirche Zusamzell gibt es ein neues digitales Instrument. Warum die Pfeifenorg­el stillgeleg­t wird

- VON MANUELA BAUER

Altenmünst­er Zusamzell

Die Pfeifenorg­el hat in der Zusamzelle­r Kirche St. Nikolaus ausgedient – zumindest vorübergeh­end. Künftig spielt der Organist auf einem digitalen Instrument. Es wird am Sonntag, 29. Januar, bei einem Konzert vorgestell­t.

Die Orgel in St. Nikolaus wurde in den Achtzigerj­ahren gebaut, erklärt Pfarrer Thomas Pfefferer: „Aber sie ist leider nicht das Gelbe vom Ei.“Die Mechanik sei teilweise defekt, das Material minderwert­ig. Es komme mit den Temperatur­schwankung­en in der Kirche nicht klar. Auch die Akustik sei in dem Gotteshaus, das 1976 gebaut wurde, nicht ideal: „Durch die Holzdecke und die Klinkerste­ine gibt es keinen Hall“, erklärt Pfefferer. Er kennt sich aus, denn vor seinem Theologies­tudium hat er eine Ausbildung zum Orgelbauer gemacht.

Die Kirchenver­waltung stand also vor der Frage: Was tun? Eine Restaurier­ung würde 50 000 bis 60 000 Euro kosten, sagt Pfefferer. „Dann wären aber nur die schlimmste­n Mängel behoben.“Deshalb hat die Gemeinde sich nun entschiede­n, die Pfeifenorg­el zunächst stillzuleg­en und später eventuell mit einem größeren Aufwand zu renovieren, wenn dafür Geld vorhanden ist.

Die Kirchenmus­ik kommt künftig aus einer digitalen Orgel, die etwa 12 000 Euro gekostet hat. Profi Pfefferer ist sehr angetan und selbst überrascht, was ein Computer alles schafft: „Für Laien ist nicht mehr hörbar, dass der Ton digital erzeugt wird.“Die Töne seien nicht im Instrument abgespeich­ert (wie bei einem Keyboard), sondern würden bei jedem Tastendruc­k neu erzeugt, erklärt der Priester. So komme der Ton dem einer Pfeifenorg­el sehr nahe. Und die digitale Orgel mit den Lautsprech­ern könne sogar die mangelnde Akustik der Kirche ausgleiche­n. „Wir können jetzt künstliche­n Hall erzeugen, der Klang ist dann viel voluminöse­r“, erklärt Pfefferer. Ein weiterer Vorteil: Das Instrument ist wartungsfr­ei und muss nicht gestimmt werden, was bei einer „normalen“Orgel ja auch Kosten verursacht.

Das Geld für die Neuanschaf­fung haben Kirchenver­waltung und Pfarrgemei­nderat durch einen Spendenauf­ruf und eine Haussammlu­ng zusammen bekommen. Bei dem Konzert am Sonntag präsentier­t Pfarrer Pfefferer, was in dem neuen Instrument steckt. O

Das Konzert mit dem Titel „Orgelfeu erwerk“findet am Sonntag, 29. Januar, um 17 Uhr in der Kirche St. Nikolaus in Zusamzell statt. Pfarrer Thomas Pfefferer improvisie­rt auf der neuen Orgel mehrere Stücke. Anschließe­nd lädt der Pfarrgemei­nderat zum Sektempfan­g ein.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Die alte Pfeifenorg­el hat ausgedient, jetzt setzen Kirchenpfl­eger Georg Hienle und Pfarrer Thomas Pfefferer gezwungene­rmaßen auf eine digitale Orgel, die andere Vorzüge hat. Wer sich davon überzeugen will: Am Sonntag gibt Pfefferer ein Konzert unter...
Fotos: Marcus Merk Die alte Pfeifenorg­el hat ausgedient, jetzt setzen Kirchenpfl­eger Georg Hienle und Pfarrer Thomas Pfefferer gezwungene­rmaßen auf eine digitale Orgel, die andere Vorzüge hat. Wer sich davon überzeugen will: Am Sonntag gibt Pfefferer ein Konzert unter...
 ??  ?? Moderne Computerte­chnik steuert die neue Orgel in der Zusamzelle­r Kirche St. Nikolaus.
Moderne Computerte­chnik steuert die neue Orgel in der Zusamzelle­r Kirche St. Nikolaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany