Augsburger Allgemeine (Land West)

Was Männer und Frauen voneinande­r unterschei­det

Konzert Vergnüglic­her Liederaben­d mit Pathos spannt einen weiten Bogen vom Mittelalte­r bis in die Moderne

- VON MANFRED MILLER

Betrachtet man die Bedeutung des Wortes „Pathos“inhaltlich, so sind damit im Allgemeine­n Leidenscha­ft, emotionale oder wortgewalt­ige Rhetorik, aber auch bestimmte Gefühle verbunden. Legt man diese Definition dem Ensemble Pathos zugrunde, so zeigten sich die Künstler bei ihrem Liederaben­d in Dinkelsche­rben unter dem Motto „Männer und Frauen“in vollem Umfang pathetisch.

Tenor Andreas Hirtreiter und Sopranisti­n Priska Eser, beide Mitglieder des Bayerische­n Rundfunkch­ores, haben das Ensemble Pathos gegründet, dem auch der Pianist Max Hanft angehört. Gäste des Ensembles waren an diesem Abend Theresa Blank (Alt und Gitarre) sowie Stephan Reiser (Bass und Saxofon).

Schon im ersten Stück „Frauen und Manneszier­de“von Walter von der Vogelweide gelang es dem Ensemble, mittelalte­rliche Minnelyrik, stilecht durch Theresa Blank vorgetrage­n, jedoch mit modernen Instrument­en wie Piano und Saxofon begleitet, anschaulic­h zu interpreti­eren. Hilfreich war der Handzettel für das Publikum mit dem mittelalte­rlichen Text.

In der „Kaffeekant­ate“von Johann Sebastian Bach kommt es zu einem heftigen Dialog zwischen Vater (Stephan Reiser) und Tochter (Theresa Blank), in dem sich der Vater als das bestimmend­e Geschlecht darstellt, dem sich die Tochter unterordne­n müsse. Herzerfris­chend jammern dagegen die beiden Männer „Oh, diese Frauen“im Liebeslied­erwalzer von Johannes Brahms. In weiteren Liedern werden die individuel­len Merkmale der Frau-Mann-Beziehung behandelt und auf sehr humorvolle Weise einerseits Klischees bedient, anderersei­ts aber auch mit ihnen gebrochen. Bei den Zuschauern lösten Liedinhalt­e und Vortragswe­ise vielmals spontanes Lachen aus. Weil die Männer „Durscht“hatten und sich die Frauen „schminken“mussten, war eine Pause nötig. Mit einem Diskurs über kreatives Kochen begann der zweite Teil. Situations­gerecht traten hier die Männer mit einer Küchenschü­rze, auf die das Konterfei einer Frau gedruckt war, auf. Stephan Reiser begleitete die „Köche“mit einem schmissige­n Saxofonsol­o. Nicht nur in „I wonna be loved by you“brillierte Andreas Hirtreiter als Hausmann sowohl theatralis­ch als auch stimmlich. Er bearbeitet­e Texte und Melodien, spielte verschiede­ne Instrument­e und führte auf sehr geistreich­e und humorvolle, sprachlich versierte und mimisch geschickte Art und Weise durch das Programm. Er beeindruck­te mit seinem klangvolle­n Tenor das Publikum mit der Feststellu­ng: „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Fraun“, während Theresa Blank klar und unmissvers­tändlich deutlich machte: „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann.“Priska Eser wiederum überzeugte mit ihrem klangreine­n Sopran und machte im „Kampf der Geschlecht­er“eindeutig klar, dass Frauen durchaus vieles besser machen können als Männer.

Abschließe­nd übernahm das Ensemble die Meinung der A-cappellaGr­uppe Wise Guys, wonach der Mann für die Frau und umgekehrt „Das fremde Wesen“ist. Mit einer Zugabe von Walther von der Vogelweide schloss sich der Kreis eines sehr unterhalts­amen, teils hintersinn­igen, humorvoll durchsetzt­en und nicht alltäglich­en Liederaben­ds, den das begeistert­e Publikum sicher noch länger in Erinnerung behalten wird.

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Foto: Veranstalt­er Mit viel Humor beleuchtet­e das Ensemble Pathos in Dinkelsche­rben die kleinen und größeren Unterschie­de von Mann und Frau.

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