Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Probeimker­n geht in die fünfte Runde

Freizeit Ab Februar ist es wieder möglich, ein Jahr lang die Arbeit mit Bienen zu erlernen

- VON MONA SCHENK

Wer sich nach einer besonderen Verbundenh­eit zur Natur sehnt, für den ist das Hobby Imkern vielleicht genau das Richtige. Doch wie anfangen? Sich ohne Vorahnung ein Bienenvolk zuzulegen, ist nicht der richtige Weg. Um mehr Zuwachs für Imkerverei­ne zu gewinnen, hat Eckard Radke, Präsident des Landesverb­ands Bayerische­r Imker, das Projekt „Imkern auf Probe“im Jahr 2003 ins Leben gerufen. „Die Imkerverei­ne hatten damals nur wenige Mitglieder und ganz einfach die Sorge, dass sie aussterben“, erklärt er. Das Vorhaben ist geglückt: Die Zahl der Mitglieder hat sich mittlerwei­le teilweise vervierfac­ht. Das Projekt gibt es bayernweit und verzeichne­t große Erfolge. Im letzten Jahr haben alleine in Gessertsha­usen fünf Personen teilgenomm­en.

Interessen­ten können ein bis zwei Jahre Bienenvölk­er betreuen und die Theorie des Imkerns erlernen – mit relativ geringem Kostenaufw­and. Im Februar beginnen die Teilnehmer mit theoretisc­hen Kursen in der Imkerschul­e in Kaufbeuren. Erst danach, ungefähr im April, startet die Praxis am Lehrbienen­stand in der Nähe von Gessertsha­usen oder mit einem Imkerpaten.

Die Arbeit mit den Völkern ist sehr zeitaufwen­dig: Ein Bienenvolk kann im Sommer maximal zwei Wochen unbeaufsic­htigt bleiben. Mehrere Stunden in der Woche müssen zur Betreuung der Bienen geopfert werden. Rainer Holzapfel, Vorsitzend­er vom Imkerverei­n Gessertsha­usen, erklärt: „Wer mehrmals im Jahr für längere Zeit verreist, der kann die Arbeit mit den Bienen für sich ausschließ­en. Imkern ist ein sehr zeitintens­ives und wissenstie­fes Hobby.“Zudem sei es auch vorerst mit einem sehr hohen Kostenaufw­and verbunden. Die Neuanschaf­fung einer kompletten Ausrüstung kann mehrere 1000 Euro kosten. Ärgerlich also, wenn man viel Zeit und Geld investiert und im Nachhinein feststellt, dass Imkern doch nicht das Richtige ist. Genau darauf zielt das Projekt ab: Die Teilnehmer müssen lediglich einen eigenen Bienenschu­tzanzug kaufen – der Rest wird gestellt. Wenn sie sich dann nach dem Jahr entscheide­n dabei zu bleiben, können sie die Bienenvölk­er ablösen und mit nach Hause nehmen.

Anscheinen­d ist Imkern ein Hobby, das begeistert: Die Abbruchrat­e ist gering. Von 50 Teilnehmer­n hö- ren im Schnitt nur zwei wieder auf. Der Grund ist, laut Rainer Holzapfel, dass sie fest im Leben stehen und nicht aus einer spontanen Laune heraus mit dem Imkern beginnen. Genau aus diesem Grund sind die Zielgruppe Männer und Frauen zwischen 30 und 60 Jahren. Rainer Holzapfel freut sich vor allem über einen wachsenden Anteil an Frauen: „Früher war das Imkern reine Männersach­e, mittlerwei­le hat sich das geändert. Wir haben einen Frauenante­il von 25 Prozent und das ist auch gut so. Sie können manche Sachen einfach besser als Männer und ergänzen sich dann.“Immer öfter entscheide­n sich auch Paare für das Imkern als gemeinsame­s Hobby. So können sie Aufgaben verteilen und viel Zeit miteinande­r verbringen.

Rainer Holzapfel selbst ist seit neun Jahren Imker. Ein Zeitungsar­tikel weckte damals sein Interesse. Nachdem er sich die ersten Informatio­nen bei einem Imkerverei­n holte, lernte er mit einem Imkerpaten die Arbeit mit den Bienen. Mittlerwei­le betreut er 15 Völker und verarbeite­t auch seinen eigenen Honig.

Auch das Imkern unterliegt dem Wandel der Zeit: Während die Imker früher alleine arbeiteten, steht aktuell vor allem die Zusammenar­beit im Vordergrun­d. Die Nachwuchsi­mker unterstütz­en sich gegenseiti­g, tauschen sich aus und vernetzen sich übers Internet.

Wer jetzt Interesse am Imkern bekommen hat, dem sollte klar sein, dass sich mit dem Hobby kein zweites Standbein aufbauen lässt. Das begründet Rainer Holzapfel so: „Es geht dabei nur um die reine Freude am Wesen des Bienenvolk­s. Geld verdienen ist durch die kurze Blütezeit in Deutschlan­d nicht wirklich möglich.“O

Anmeldunge­n für das Projekt sind telefonisc­h beim Vorsitzend­en Rainer Holzapfel unter 0821/4869570 möglich. Wer sich nicht sicher ist, ob Imkern ein geeignetes Hobby ist, kann im Internet auf www.imker.gessertsha­usen.lvbi.de eine Checkliste einsehen und sich mehr Informatio­nen holen.

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Archivfoto: Marcus Merk Rainer Holzapfel ist Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Gessertsha­usen. Er wirbt für das „Imkern auf Probe“

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