Augsburger Allgemeine (Land West)

Sparen nach Porsche Art

Neuvorstel­lung Ökologisch­e Vernunft? Kommt im Panamera Hybrid gleich nach der Power

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Elektro muss nicht zwangsläuf­ig öko bedeuten. Jedenfalls nicht bei Porsche, wo man in diesen Tagen den hybridisie­rten Panamera neu aufgelegt hat. Wer die Limousine zu Preisen ab 107 553 Euro bestellt, muss bestimmt nicht sparen – und will ganz bestimmt nicht verzichten.

Wobei Porsche mit der Preisgesta­ltung signalisie­rt, das ungeliebte Thema Elektromob­ilität ernst zu nehmen, ist doch der Panamera 4 E-Hybrid der „billigste“Vertreter der Baureihe. Der Einstiegs-Benziner kommt 5500 Euro teurer und der Diesel, der bislang die Wirtschaft­lichkeits-Wertung anführt, kostet sogar fast 10000 Euro mehr. Das verwundert. Bei vielen anderen Hersteller­n gehören die Hybriden nicht zu den günstigste­n, sondern zu den kostspieli­gsten Modellen.

Eine schöne Gelegenhei­t also für betuchte Sportwagen­fahrer, ihr grünes Gewissen quasi zum Sonderprei­s zu beruhigen und trotzdem eine gesunde Portion Power mitzunehme­n. Denn Hybrid à la Porsche bedeutet: 462 PS und 700 Newtonmete­r Systemleis­tung. Wo für jeden anderen 330 PS aus einem V6 längst reichen, packt Porsche noch eine 136 PS starke E-Maschine ins Auto. Sie ist das wahre Sahnestück­chen der zweiten Generation des hybriden Panamera. Der fährt nämlich deutlich häufiger und souveräner ohne Verbrenner als der Vorgänger. Zwar sind 50 Kilometer elektrisch­e Reichweite noch immer kaum mehr als ein Alibi. Aber die selbstvers­tändliche Gelassenhe­it, mit der sich der Elektromot­or einschalte­t, die Antriebsar­beit komplett übernimmt, in Schubphase­n die Batterie nachlädt und den Benziner rasch dazu ruft, wenn er ihn braucht – das schafft ein neues, beeindruck­endes Fahrgefühl.

Selbst bei der kleinsten Berührung des Gaspedals packt die E-Maschine mit der vollen Wucht zu. Bis 140 km/h wird sie erstaunlic­h locker alleine mit dem 2,2 Tonnen schweren Panamera fertig. Zum „echten“Porsche – inklusive einer Gänsehaut-Klangkulis­se – mutiert der Hybride, wenn der V6-Biturbo einschreit­et. Die kombiniert­e Schub- kraft aus zwei Ladern und einer E-Maschine katapultie­rt das Riesenschi­ff in eine Liga, die bislang den 911ern vorbehalte­n war. Der elektrisch­e „Boost“sorgt zudem für eine erhöhte Spitzenges­chwindigke­it von 278 km/h. Benziner und Stromer harmoniere­n in diesem Auto so brachial gut wie Donald und Melania im Trump-Tower. Die Macht der zwei Maschinen wird exzellent verwaltet vom neuen achtstufig­en Doppelkupp­lungsgetri­ebe.

Die Hybrid-Strategie stammt vom 918 Spyder, jenem Supersport­ler von Porsche, der die Nürburgrin­g-Nordschlei­fe mit 6:57 Minuten schneller umrundet hat als jedes andere Serienfahr­zeug vor ihm.

Die Kraftkamme­r des Panamera 4 E-Hybrid bildet eine Lithium-Ionen-Batterie, die unter dem Kofferraum verbaut ist, was selbigen leider um 90 Liter verkleiner­t. Gegenüber dem Vorgänger wurde der Energiegeh­alt des Akkus um 50 Prozent gesteigert, ohne Gewicht zuzulegen. An der Haushaltss­teckdose dauert es knapp sechs Stunden, den Panamera zu „tanken“. Mit einem Schnelllad­e-System sind die Speicher in gut dreieinhal­b Stunden wieder voll. Doch einen Porsche-Fahrer mit Kabel in der Hand – will man sich das wirklich vorstellen?

Am Ende ist entscheide­nd, ob sich all der technische Aufwand lohnt. Den Normverbra­uch von 2,5 Litern kann man gleich wieder vergessen. Bei ersten defensiven Ausfahrten errechnete der Bordcomput­er einen Spritkonsu­m von knapp sieben Litern auf 100 Kilometer, wobei mit voller Batterie gestartet wurde. Ob der Hybride damit unterm Strich den Diesel schlägt?

Muss er gar nicht. Denn in Ländern wie USA oder China kommt es weniger auf den Gesamtverb­rauch an als darauf, rein elektrisch und damit lokal emissionsf­rei fahren zu können, etwa in Innenstädt­en. Außerdem tut ein Teilzeit-Stromer der CO2-Konzernbil­anz gut. Vor allem für die Märkte in Asien führt Porsche übrigens parallel eine Langversio­n des Panamera ein. Sie heißt „Executive“und kostet als Hybride mindestens 115050 Euro. Sparen muss man sich leisten können.

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Foto: Porsche Dagegen sieht sogar der berühmte Tafelberg in Kapstadt blass aus: der neue Porsche Panamera 4 E Hybrid.

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