Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Tote Meer stirbt
Umwelt Kann eine 180-Kilometer-Pipeline das Naturwunder retten?
Das Tote Meer gilt als eines der eindrucksvollsten Naturwunder der Erde. Seine besonderen Heilkräfte sind seit Jahrtausenden bekannt. Doch der einzigartige Salzsee ist vom Austrocknen bedroht.
Wegen des zehnmal höheren Salzgehalts als im Ozean kann man sich im Toten Meer treiben lassen wie ein Korken, der nicht untergeht. Es ist ein einzigartiger Ort, gelegen am tiefsten begehbaren Punkt der Erde, etwa 420 Meter unter dem Meeresspiegel. Doch die Idylle ist in Gefahr. Das als Heilquelle für Hautkranke und Allergiker bekannte Meer verlandet. „Gut einen Meter sinkt der Wasserspiegel im Jahr“, sagt die deutsche Umweltschützerin Gundi Schachal, die in einem Kibbuz in der Nähe lebt. Ein Grund dafür: Syrien, Israel, Jordanien und die Palästinenser pumpen das Grundwasser aus seinem Hauptzufluss, dem Jordan, fast komplett ab.
Auch der Weg zum Meer hat seine Tücken. Die Erde ist porös, bei jedem Schritt muss man fürchten, der Boden könnte einbrechen. Der Strand ist nur noch an wenigen Stellen zugänglich und die Zahl der Touristen kräftig gesunken.
Zur Rettung des Toten Meers haben sich Israel, Jordanien und die Palästinenser mit der Weltbank auf den Bau eines Kanals geeinigt. Vom Roten Meer soll Wasser in eine Entsalzungsanlage in der jordanischen Küstenstadt Akkaba gepumpt und dort zu Süßwasser verwandelt werden. Die übrig gebliebene Salzlake soll durch eine Pipeline ins 180 Kilometer entfernte Tote Meer gepumpt werden. Umweltschützer warnen jedoch vor den möglichen Folgen für das Ökosystem. Das Wasser im Roten Meer, argumentieren sie, habe eine ganz andere Chemie als das Wasser im Toten Meer.