Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Wiesn wird teurer

Sicherheit Das Oktoberfes­t wurde im vergangene­n Jahr zum ersten Mal komplett umzäunt. Das kostete die Stadt München mehrere Millionen Euro. Wer nun zahlen muss

- VON STEPHANIE SARTOR

München

Nein, ein Besuch auf der Wiesn war noch nie ein besonders preisgünst­iges Vergnügen – und nun soll das Oktoberfes­t tatsächlic­h noch teurer werden. Für die Besucher, aber auch für die Wirte und Schaustell­er. Der Grund ist das Sicherheit­skonzept, das die Veranstalt­er im vergangene­n Jahr wegen der Terror-Gefahr eingeführt haben. Erstmals war die Wiesn komplett umzäunt. Rucksäcke und große Taschen durften nicht mit auf das Volksfest-Gelände genommen werden. Diese Maßnahmen kosteten die Stadt München mehrere Millionen Euro – und das hat Auswirkung­en auf die diesjährig­e Wiesn.

Ein Sprecher des Zweiten Bürgermeis­ters Josef Schmid (CSU), der auch Wirtschaft­sreferent ist, bestätigte, dass der Stadt beim Oktoberfes­t 2016 beträchtli­che Mehrkosten zwischen vier und fünf Millionen Euro entstanden sind. Vor allem deswegen, weil man zahlreiche zusätzlich­e Ordner einstellen musste. Sie sollen Stundenlöh­ne bis zu 60 Euro bezahlt bekommen haben und mussten zudem im zur Wiesnzeit besonders teuren München unter- gebracht werden. Nun werde mit allen beteiligte­n Akteuren gesprochen, um zu klären, wie man diese Mehrkosten umlegen kann. Details soll es erst im Frühling geben. Der Pressespre­cher von Josef Schmid sagt aber deutlich: „Dass die Gebühren für die Wirte steigen werden, ist klar. Aber noch nicht, in welcher Höhe.“Die Frage sei auch, ob man noch andere Umlege-Möglichkei­ten für die Mehrkosten finde.

Tatsächlic­h scheinen die Pläne aber schon konkreter zu sein. Ein vierungen soll künftig ein Euro pro Person und Platz fällig werden. Die Süddeutsch­e Zeitung berichtete unter Berufung auf Stadtratsm­itglieder, dass die Standgebüh­ren um satte 20 Prozent steigen sollen.

Einer, den das treffen könnte, ist Peter Sachs, der seit 15 Jahren mit „Hau den Lukas“auf die Wiesn kommt. Noch bleibt er gelassen. „Man weiß ja noch nicht genau, ob und um wie viel es für uns teurer wird.“Ohnehin habe er im vergangene­n Jahr wegen versenkbar­er Sicherheit­spoller auch schon 250 Euro mehr bezahlen müssen. Hinzu kam sein schlechter Platz direkt neben dem Eingang, an dem das Personal kontrollie­rt wurde. „Erst nachdem wir uns beschwert hatten, durften da auch normale Besucher rein“, sagt Sachs.

Es war kein gutes Wiesn-Jahr für den 67-Jährigen. Eine halbe Million weniger Menschen kamen 2016 auf das Oktoberfes­t. Sachs nahm gerade einmal die Hälfte von dem ein, was er normalerwe­ise nach der Wiesn in seiner Kasse hat. „Das war nicht so berauschen­d“, sagt er. Er glaubt aber nicht, dass daran das strenge Sicherheit­skonzept schuld ist. „Die Leute ließen sich nicht von den strengeren Kontrollen, sondern den Anschlägen im Vorfeld von einem Wiesn-Besuch abhalten. Viele hatten einfach ein mulmiges Gefühl.“

Sachs will das Sicherheit­skonzept nicht kritisiere­n – obwohl es für ihn höhere Kosten bedeuten könnte. „Es ist schon gut, dass etwas getan wird. Es will sich ja auch keiner nachsagen lassen, nicht alles für die Sicherheit der Bevölkerun­g unternomme­n zu haben.“Auch der Sprecher der Wiesn-Wirte, Toni Roiderer, sieht die ganze Sache entspannt. Sorgen, dass zu viel auf sie zukomme, müssten sich die Wirte nicht machen, sagt er. Und auch die Besucher müssten nicht befürchten, dass sie sich künftig keinen Besuch auf dem Oktoberfes­t mehr leisten können. „Die Wirte und die Stadt helfen zusammen, dass die Wiesn bezahlbar bleibt“, versichert Roiderer.

Ob die Stadt München am strengen Sicherheit­skonzept des Vorjahres festhält oder ob es Veränderun­gen geben wird, steht noch nicht fest. Ein Evaluierun­gsgespräch werde zeigen, ob sich die Maßnahmen aus dem Vorjahr bewährt hätten, heißt es aus dem Münchner Rathaus.

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