Augsburger Allgemeine (Land West)

Ärzte wollen bessere Nachsorge

Auch Krebspatie­nten, die als geheilt gelten, brauchen Hilfe

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg 3,2 Millionen Deutsche haben in ihrem Leben schon einmal eine Krebsthera­pie überstande­n – das besagen Zahlen der Deutschen Krebsgesel­lschaft. Doch auch wenn sie als geheilt gelten, bleibt eine Gefahr, nämlich die, an einer Spätfolge zu erkranken. Abhängig davon wie sie behandelt wurden, liege dieses Risiko bei fast null bis 50 Prozent, sagt Professor Martin Trepel. Er ist Direktor des Interdiszi­plinären Krebszentr­ums am Klinikum Augsburg (ICCA). Experten weisen darauf hin: Auf Spätfolgen müsste stärker geachtet werden. Sie fordern daher, die Nachsorge für Krebspatie­nten zu intensivie­ren.

„Bisher haben wir uns in Deutschlan­d, wie in den meisten anderen Ländern auch, darauf konzentrie­rt, möglichst schnell zu erkennen, ob der Tumor wiederkomm­t“, sagt Trepel. Das reiche aber nicht aus. Deshalb wird das Klinikum Augsburg – wie viele andere deutsche Krebszentr­en auch – in den nächsten eineinhalb Jahren seine Nachsorgea­ngebote ausweiten und ein sogenannte­s Survivorsh­ipProgramm – Englisch für „überleben“– für ehemalige Krebspatie­nten aufbauen. Ziel soll es sein, mögliche Spätfolgen zu erkennen und angemessen zu behandeln.

Diese Folgen können vielschich­tig sein. Relativ häufig leiden Patienten etwa nach der Behandlung an einer Fatigue, also einer Art Erschöpfun­g. Sie sind ermattet, lustlos, haben keinen Antrieb mehr. „Dann zu wissen, dass der Patient vorher Krebs hatte, kann helfen. Denn diese Fatigue ist etwas anderes als eine Depression, und es gibt spezielle Bewegungs- oder Ernährungs­programme oder psychologi­sche Verfahren, um genau diesen Menschen zu helfen“, erklärt Trepel. Hinzu kommen Folgen wie Herzschwäc­he, Knochenbrü­che oder Zweit-Tumore, die auch noch Jahre nach einer Chemo- und Strahlenth­erapie entstehen können. „Wenn ein Patient etwa in Folge einer Krebsbehan­dlung eine Leukämie entwickelt, wird er auch anders behandelt“, sagt der Augsburger Professor.

Und noch etwas kommt hinzu: Eine anstehende Nachsorgeu­ntersuchun­g bedeutet für Patienten häufig Stress. „Viele schlafen tagelang nicht und bangen dann, bis das Ergebnis der Untersuchu­ng da ist“, berichtet Trepel. Mit einem Therapiepl­an, der auf einen Patienten und seine Erkrankung zugeschnit­ten ist, könnte sich das ändern – denn nicht alle Krebsarten kommen mit der gleichen Wahrschein­lichkeit wieder zurück.

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Foto: DKFZ, dpa 3,2 Millionen Deutsche hatten schon ein mal Krebs. Im Bild ist eine Blutkrebsz­el le zu sehen.

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