Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Desaster für Markus Weinzierl

- Randbemerk­ung VON WOLFGANG LANGNER wla@augsburger allgemeine.de

Es war damals ein unwürdiger Abgang. Markus Weinzierl, der ehemalige Trainer des FC Augsburg, wollte unbedingt zum FC Schalke 04. Er forcierte seinen Abschied und der folgte dann auch – allerdings mehr durch den Hinterausg­ang. Nicht nur Porzellan, auch Männerfreu­ndschaften gingen dabei zu Bruch. Vier Jahre lang hatte zwischen Weinzierl, FCAPräside­nt Klaus Hofmann und Manager Stefan Reuter kein Blatt Papier gepasst. Dann war das Tischtuch zerschnitt­en. „Das Kapitel Weinzierl ist zugeklappt und wird auch nie mehr aufgeklapp­t“, sagte Hofmann später einmal.

Nun: Wo gehobelt wird, da fallen Späne – und im Fußball sowieso. Als Außenstehe­nder konnte man Weinzierl ein bisschen verstehen. Augsburg war für ihn eine ideale Plattform. Weinzierl schrieb mit dem FCA Fußball-Geschichte und führte den Klub erstmals in den Europa-Pokal. Umschmeich­elt von der Liga (die Bundesliga-Profis wählten ihn 2014 zum besten Bundesliga-Trainer), schien der Höhenflug des Trainers nicht mehr zu enden. Weinzierl stand im Schaufenst­er und es war nur eine Frage der Zeit, bis er dem Lockruf eines großen Klubs folgte.

Skeptiker schüttelte­n allerdings den Kopf, als er ausgerechn­et dem Lockruf des „Mythos“Schalke 04 erlag. Dorthin also, wo sich Traditions­klub und Skandalnud­el zu einer Symbiose vereinigt haben. Wie die Journalist­enkollegen im Pott mit der etwas sperrigen Art von Weinzierl zurechtkom­men, wollte man sich erst gar nicht vorstellen. Dass es allerdings sportlich so schlimm gekommen ist wie jetzt, das ist schon fast sensatione­ll.

Für Weinzierl persönlich ist es ein Desaster. Schon sein Start auf Schalke war unter aller Kanone. Nie starteten die Königsblau­en jämmerlich­er in eine Bundesliga-Saison (fünf Niederlage­n in Folge), wie unter Weinzierl. Spätestens seit der jüngsten 0:1-Heimnieder­lage gegen Frankfurt fordert ein großer Teil der Fans seine Ablösung. Das allerdings könnte eine heikle Sache werden. Schließlic­h kam mit Weinzierl auch Christian Heidel als neuer Manager und der wollte unbedingt Weinzierl als Trainer. Ein Rauswurf würde bedeuten, dass sich Heidel völlig verzettelt hat. Dann müsste er eigentlich ebenfalls seinen Hut nehmen. Irgendwie eine spannende Geschichte.

Vor seinem Amtsantrit­t in Gelsenkirc­hen hat Weinzierl gesagt: „Wenn ich bei Schalke scheitern sollte, dann bin ich nur einer von vielen.“In dieser Ahnengaler­ie wird Markus Weinzierl wohl in Kürze sein Plätzchen bekommen.

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