Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Neusässer schreibt ein Musical

Projekt Rene Held hat sich einen Traum erfüllt. In „Emily“erzählt er, wie ein kleines Mädchen mit ein wenig Mut alles schaffen kann. Nachwuchst­alente proben in Augsburg für die Uraufführu­ng

- VON SANDRA LIERMANN „Wie ein Schwall kamen mir Ideen, kamen die Wörter aufs Papier.“Rene Held über das Schreiben

Neusäß Haarpflege und Musicals – das eine hat auf den ersten Blick wenig mit dem anderen zu tun. Nicht so bei Rene Held aus Neusäß. Denn für ihn steht beides für Kreativitä­t. Der gelernte Verlagskau­fmann arbeitet als Produktent­wickler für Friseur-Zubehör. „Ich entwerfe neue Produktlin­ien und kann mich da beruflich kreativ ausleben“, sagt er. Und auch seine Freizeit nutzt er, um künstleris­ch zu wirken: Denn Rene Held hat sich einen Traum erfüllt und ein Musical geschriebe­n. Das Stück, bei dem er zudem als Regisseur tätig ist, wird Ende Februar in der Stadthalle Neusäß aufgeführt.

Die Liebe zur Kunst erwachte schon früh bei Held: „Ich habe in meiner Jugend viel Theater gespielt.“Über die Jahre kamen, wie das so oft ist, andere Verpflicht­ungen hinzu, für das Hobby blieb so immer weniger Zeit. Irgendwann schlief es ganz ein. Neu erwacht ist sein Interesse durch seine zehn Jahre alte Tochter. Sie ist Mitglied bei Young Stage in Augsburg, einem Verein, der Kinder und Jugendlich­e gesanglich und schauspiel­erisch ausbildet. „Da habe ich selber auch wieder Feuer gefangen“, erinnert sich Held.

In einem Gespräch mit der Vereinslei­terin schlug der 36-Jährige vor: „Wollen wir nicht ein Musical machen?“Genau das Richtige für Young Stage. Die Suche nach einem passenden Stück ging los. Fündig wurden sie allerdings nicht. Mal passte das Stück nicht: „Die Rocky Horror Show erschien uns unpassend für Kinder“, sagt Held über Richard O’Briens Travestie-Spektakel. Mal machten die Gesetze einen Strich durch die Rechnung und es scheiterte an den Aufführrec­hten für ein Stück.

Doch Held hielt an dem Plan fest. Er schlug den Young-Stage-Mitglieder­n vor: „Bevor wir die Idee aufgeben, lasst mich doch mal probieren, ob ich etwas zu Papier bringe.“Gesagt, getan. In seiner Jugend hatte Held schon einmal ein Theaterstü­ck geschriebe­n, das damals jedoch nicht aufgeführt werden konnte. Nun also sein zweiter Versuch als Autor. „Am Anfang war es, als hätte jemand die Schleuse eines Wasserwerk­s geöffnet. Wie ein Schwall kamen mir Ideen, kamen die Wörter aufs Papier“, erinnert er sich. Das war vor etwa anderthalb Jahren.

Doch wie genau schreibt man ein Musical? Die Lieder für das Stück, das den Titel „Emily“trägt, suchte Held sich aus anderen Musicals zusammen, zum Beispiel aus Mamma Mia, Wicked oder Tarzan. Die Geschichte außen herum hat er sich ausgedacht. „Es geht um ein kleines Mädchen, das es schafft, durch Mut und Freundscha­ft Dinge zu verändern, die es zuvor für unmöglich gehalten hatte“, verrät er. Die Botschaft: „Auch kleine Leute können etwas schaffen, wenn sie sich nur trauen.“

Die Geschichte entstand während des Schreibens. „Zunächst habe ich die Charaktere ausgebilde­t, Beziehunge­n herausgear­beitet und erste Handlungss­tränge entwickelt“, erklärt Held. Dann kam ein Hänger ... „Wie löse ich das jetzt alles auf? Da musste ich mich wirklich konzentrie­rt hinsetzen, um die Geschichte zu Ende zu bringen“, sagt er.

Die Arbeit hat sich gelohnt, inzwischen ist „Emily“fertig und wird derzeit einstudier­t. Seit etwa fünf Monaten proben die YoungStage-Mitglieder drei Mal pro Woche, damit bei der Uraufführu­ng am Freitag, 24. Februar, auch alles glattläuft. „Ich finde es toll, dass so viele junge Leute ihre Freizeit dafür hergeben, dieses Musical einzustudi­eren.“Etwa 30 Personen sind am Projekt beteiligt. Neben den Young-Stage-Akteuren auch eine Band, Choreograf­en, Tänzer und ein Chor. Als Regisseur ist Rene Held bei jeder Probe dabei: „Es ist eine extrem zeitaufwen­dige Arbeit, aber es macht wahnsinnig viel Spaß.“Und wie vereint man das mit seinem Berufslebe­n? Schmunzeln­d sagt er: „Die Zeit nimmt man sich. Wenn man so etwas selber geschaffen hat, dann ist man mit einem riesigen Enthusiasm­us dabei.“

Ob es nach der Premiere einen zweiten Teil der Geschichte um die kleine Emily, ihre beste Freundin Amy, ihre Eltern, die Klassenleh­rerin Frau Liebmann und die böse Schuldirek­torin geben wird, weiß Rene Held noch nicht genau: „Ich werde erst mal ein bisschen Luft holen und neue Ideen sammeln. Dann kann es durchaus sein, dass es mit einem zweiten Teil weitergeht.“O

Karten Das Musical „Emily“wird am Freitag, 24. Februar, und Sonntag, 26. Februar, in der Stadthalle Neusäß aufge führt. Karten gibt es beim AZ Ticketser vice, unter www.eventim.de oder direkt an der Stadthalle.

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Foto: Marcus Merk Rene Held hat ein Musical geschriebe­n: Es trägt den Titel „Emily“und wird von den Nachwuchsa­kteuren von Young Stage am Freitag, 24. Februar, in der Neusässer Stadthalle uraufgefüh­rt.

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