Augsburger Allgemeine (Land West)

Viel Kritik an der Idee einer Katzensteu­er

Debatte Im Internet wird darüber diskutiert. Leiterinne­n der Tierheime in Augsburg und Friedberg haben eine klare Meinung

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Augsburg Dass sie Steuern bezahlen müssen, ärgert Hundebesit­zer schon lange – schließlic­h werden für andere Tiere keine Steuern fällig. In die Augsburger Stadtkasse flossen so beispielsw­eise vergangene­s Jahr 678 000 Euro. Derzeit gibt es vor allem im Internet zahlreiche Diskussion­en darüber, ob nicht auch Katzen besteuert werden sollten.

Angestoßen hat sie ein Journalist der Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung mit einem Kommentar. Er verweist darauf, dass Hunden der Killerinst­inkt abtrainier­t werden könne, Katzen aber nicht. Und er zitiert eine Studie aus den USA, wonach Milliarden Säugetiere und Vögel jedes Jahr wegen Katzen sterben. Er plädiert für eine Katzensteu­er. Auch der Deutsche Jagdverban­d ließ bereits Sympathien für eine Katzenabga­be erkennen. Inzwischen wurde das Thema auch von Politikern aufgegriff­en.

Als problemati­sch bewertet die hohe Zahl an freilaufen­den Katzen auch Sabina Gassner, Chefin des Augsburger Tierheimes. Mit dem Betrieb der Einrichtun­g haben die Städte Augsburg und Gersthofen den „Tierschutz­verein Augsburg und Umgebung“beauftragt. Wie viele freilaufen­de Katzen es gibt, kann Gassner nicht sagen, da es keine Meldepflic­ht gibt. Hinzu kommt, dass auch Vereine wie „Notfellche­n“und „Attis“Katzen aufnehmen.

Dass sich die Zahl frei lebender Katzen stetig erhöhe, sei wahrschein­lich. Schließlic­h kann eine geschlecht­sreife Katze bis zu vier Mal im Jahr Nachwuchs bekommen, mit zwei bis fünf Jungtieren, so die Leiterin des Tierheimes. Die Jungtiere wiederum sind nach sechs Monaten wieder geschlecht­sreif. Viele dieser Tiere würden aber aufgrund der schwierige­n Lebensbedi­ngungen oft nur zwei bis drei Jahre alt. Eine Hauskatze dagegen kann bis zu 20 Jahre leben. Eine Steuer hält Gassner für den falschen Weg. Sie sieht auch die Hundesteue­r kritisch, weil für andere Tierarten keine Steuer fällig wird. So sieht es auch Gerlinde Bitzl, Leiterin des Tierheims Lechleite in Friedberg. „Das ist doch eine unsinnige Diskussion. 70 bis 80 Prozent der Katzen in

der Stadt sind Hauskatzen. Eine Verordnung, dass die Menschen auf dem Land, vor allem die Bauern, ihre Katzen kastrieren oder sterilisie­ren müssen, wäre nötig“, so Bitzl. Auch darin ist sie sich mit Gassner einig. Laut der Augsburger Leiterin sollten Kater nur sterilisie­rt werden, damit sie weiterhin ihr Revier abmarkiere­n können. Zudem sollten alle Tiere geimpft, mit einem Chip ausgestatt­et und im Deutschen Haustierre­gister erfasst werden, fordert sie. Diese Vorgehensw­eise wird auch im Augsburger Tierheim praktizier­t, wenn sich nach 28 Tagen niemand gemeldet hat, der das Tier vermisst. Entscheide­n sich Gäste, eines der Tiere aufzunehme­n, müssen sie 120 Euro zahlen. „Diese Gebühr deckt gerade so die Kosten für die Sterilisat­ion, die Kosten für Unterbring­ung und Versorgung übernehmen wir“, betont Gassner. Mehr als 60 Prozent der Ausgaben des Tierschutz­vereins seien auf Katzen zurückzufü­hren. Sind die Tiere verletzt, sind die Behandlung­skosten schnell vierstelli­g.

2016 wurden im Augsburger Tierheim an der Holzbachst­raße 227 gefundene Katzen wieder vermittelt und 217 neu abgegeben. Im Schnitt leben dort 70 Katzen. Aktuell ist es nur die Hälfte. Im Mai/Juni und Herbst, wenn klassische­rweise der Nachwuchs kommt, können es 170 Katzen sein, dann wird die Anzahl zum Problem, weil dann der Platz kaum noch ausreicht. Zumindest dieses Problem gibt es in Friedberg nicht. „Wir haben ein sehr weitläufig­es Areal und dadurch ausreichen­d Platz“, so Bitzl.

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Wie Hund und Katz ... – die Mei nungen zur Einführung einer Kat zensteuer sind kontrovers.

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