Augsburger Allgemeine (Land West)
Viel Kritik an der Idee einer Katzensteuer
Debatte Im Internet wird darüber diskutiert. Leiterinnen der Tierheime in Augsburg und Friedberg haben eine klare Meinung
Augsburg Dass sie Steuern bezahlen müssen, ärgert Hundebesitzer schon lange – schließlich werden für andere Tiere keine Steuern fällig. In die Augsburger Stadtkasse flossen so beispielsweise vergangenes Jahr 678 000 Euro. Derzeit gibt es vor allem im Internet zahlreiche Diskussionen darüber, ob nicht auch Katzen besteuert werden sollten.
Angestoßen hat sie ein Journalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit einem Kommentar. Er verweist darauf, dass Hunden der Killerinstinkt abtrainiert werden könne, Katzen aber nicht. Und er zitiert eine Studie aus den USA, wonach Milliarden Säugetiere und Vögel jedes Jahr wegen Katzen sterben. Er plädiert für eine Katzensteuer. Auch der Deutsche Jagdverband ließ bereits Sympathien für eine Katzenabgabe erkennen. Inzwischen wurde das Thema auch von Politikern aufgegriffen.
Als problematisch bewertet die hohe Zahl an freilaufenden Katzen auch Sabina Gassner, Chefin des Augsburger Tierheimes. Mit dem Betrieb der Einrichtung haben die Städte Augsburg und Gersthofen den „Tierschutzverein Augsburg und Umgebung“beauftragt. Wie viele freilaufende Katzen es gibt, kann Gassner nicht sagen, da es keine Meldepflicht gibt. Hinzu kommt, dass auch Vereine wie „Notfellchen“und „Attis“Katzen aufnehmen.
Dass sich die Zahl frei lebender Katzen stetig erhöhe, sei wahrscheinlich. Schließlich kann eine geschlechtsreife Katze bis zu vier Mal im Jahr Nachwuchs bekommen, mit zwei bis fünf Jungtieren, so die Leiterin des Tierheimes. Die Jungtiere wiederum sind nach sechs Monaten wieder geschlechtsreif. Viele dieser Tiere würden aber aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen oft nur zwei bis drei Jahre alt. Eine Hauskatze dagegen kann bis zu 20 Jahre leben. Eine Steuer hält Gassner für den falschen Weg. Sie sieht auch die Hundesteuer kritisch, weil für andere Tierarten keine Steuer fällig wird. So sieht es auch Gerlinde Bitzl, Leiterin des Tierheims Lechleite in Friedberg. „Das ist doch eine unsinnige Diskussion. 70 bis 80 Prozent der Katzen in
der Stadt sind Hauskatzen. Eine Verordnung, dass die Menschen auf dem Land, vor allem die Bauern, ihre Katzen kastrieren oder sterilisieren müssen, wäre nötig“, so Bitzl. Auch darin ist sie sich mit Gassner einig. Laut der Augsburger Leiterin sollten Kater nur sterilisiert werden, damit sie weiterhin ihr Revier abmarkieren können. Zudem sollten alle Tiere geimpft, mit einem Chip ausgestattet und im Deutschen Haustierregister erfasst werden, fordert sie. Diese Vorgehensweise wird auch im Augsburger Tierheim praktiziert, wenn sich nach 28 Tagen niemand gemeldet hat, der das Tier vermisst. Entscheiden sich Gäste, eines der Tiere aufzunehmen, müssen sie 120 Euro zahlen. „Diese Gebühr deckt gerade so die Kosten für die Sterilisation, die Kosten für Unterbringung und Versorgung übernehmen wir“, betont Gassner. Mehr als 60 Prozent der Ausgaben des Tierschutzvereins seien auf Katzen zurückzuführen. Sind die Tiere verletzt, sind die Behandlungskosten schnell vierstellig.
2016 wurden im Augsburger Tierheim an der Holzbachstraße 227 gefundene Katzen wieder vermittelt und 217 neu abgegeben. Im Schnitt leben dort 70 Katzen. Aktuell ist es nur die Hälfte. Im Mai/Juni und Herbst, wenn klassischerweise der Nachwuchs kommt, können es 170 Katzen sein, dann wird die Anzahl zum Problem, weil dann der Platz kaum noch ausreicht. Zumindest dieses Problem gibt es in Friedberg nicht. „Wir haben ein sehr weitläufiges Areal und dadurch ausreichend Platz“, so Bitzl.