Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Ende der angefahrenen Poller?
Verkehr Vor allem in der Innenstadt beschädigen Autos und Lastwagen regelmäßig Pfosten und Steinsäulen. Für die Stadt ist das teuer. Zwei angehende Industriemechanikerinnen wollen Abhilfe schaffen
Zwei junge Frauen haben eine Idee, wie die Stadt Augsburg Geld sparen könnte. Es geht um die Steinpoller in der Innenstadt, die immer wieder von Autos und Lkw beschädigt oder komplett umgefahren werden. Mitte Oktober hatte unsere Redaktion darüber berichtet, dass Bautrupps des Tiefbauamtes drei bis fünf Mal in der Woche ausrücken müssen, um beschädigte Steinpoller und Metallpfosten zu reparieren. Allein das Wiederaufstellen eines Steinpollers kostet 200 Euro. Ist er zerbrochen, kom- weitere 200 Euro dazu. Begeht der Unfallverursacher Fahrerflucht, bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen. Dass die Stadt dafür Geld verschleudere, könne doch nicht sein, dachten sich Nadia Geiger und Denise Umann, als sie den Artikel lasen. Die 18- und die 19-Jährige befinden sich im ersten Ausbildungsjahr zur Industriemechanikerin bei MAN Diesel & Turbo. Die Auszu- bildenden hatten eine Idee, wie man die Steinpoller für Verkehrsteilnehmer sichtbarer machen kann. Ihr Vorhaben durften sie in der Arbeit nebenbei umsetzen. Heraus kam ein Poller aus Styropor, der rein als Anschauungsmodell dient. Die Kollegen vom Modellbau und der Lackiererei haben ihnen dabei geholfen, dass dieser originalgetreu aussieht. Doch der eigentliche Clou ist auf der Kuppe des Pollers und an der Seite zu finden. Oben haben die beiden Azubis eine Solarleuchte installiert. „Die ist kostengünstig aus dem Baumarkt“, sagt Nadia Geiger. Das Licht auf dem Poller soll die Autofahrer vor allem beim Rückwärtsmen fahren warnen. „Denn die Poller sind grau und werden besonders in der Dunkelheit oft nicht erkannt“, erklärt die 18-Jährige. Ein seitlich angebrachtes Aluminiumgehäuse mit Solarzelle ist als Signal für Fußgänger und Fahrradfahrer gedacht. Auch dieses leuchtet in der Dunkelheit. Denise Umann, die in der Nähe des Doms wohnt, habe schon oft beobachtet, wie ein Poller dort in der Dunkelheit immer wieder übersehen werde. Die 19-Jährige verspricht sich von dem Licht eine Verbesserung.
Ausbildungsleiter Herbert Huttner spricht von einer „pfiffigen Idee“. Geiger und Umann nehmen mit dem illuminierten Poller am Wettbewerb „Jugend forscht“teil. „Uns ist es wichtig, zu zeigen, dass man mit wenig Geld viel erreichen kann“, erläutert Umann. Mit ungefähr 100 Euro für Montage und Fertigung pro Poller könnten bestehende Steinpfosten aufgerüstet werden. Der Ausbildungsleiter ist stolz auf die beiden jungen, kreativen Frauen. „Jugend forscht ist uns wichtig. Nicht nur weil wir Sponsor sind, sondern weil junge Menschen die Chance haben, sich und ihre Ideen zu präsentieren.“Er und die beiden Auszubildenden seien gespannt, ob es auch von Seiten der Stadt darauf eine Reaktion geben wird.