Augsburger Allgemeine (Land West)
Wunschzettel für das neue alte Rathaus
Was sich die Neusässer vom renovierten Gebäude erhoffen und was dort angeboten wird
Neusäß
Das alte Rathaus in Neusäß soll zu einem Haus der Begegnung werden, ein neuer sozialer Treffpunkt in der Stadt. Der Plan scheint aufzugehen: Interessierte liefen beim Tag der offenen Tür durch die Gänge und blickten neugierig in die einzelnen Räume. Während sich die einen bei Kaffee und Kuchen auf einen Plausch niederließen, holten sich die anderen Infos über einzelne Angebote ein. Jüngere Besucher stellten selbst Buttons her oder tobten sich in der Spielecke aus. Bei einer Rallye galt es Fragen rund um das alte Rathaus zu beantworten.
Wie bereits vor der Sanierung sind im alten Rathaus die Ökumenische Sozialstation Neusäß-DiedorfDietkrich und das FreiwilligenZentrum zu finden. Zudem gibt es einen Veranstaltungsraum, der primär von der Volkshochschule genutzt wird, sowie – ganz neu in Neusäß – eine Familienstation.
Die Geschichte des Gebäudes beginnt mit seiner Eröffnung am 4. Oktober 1959. Knapp drei Jahrzehnte war es das Rathaus der damaligen Gemeinde bis zur Stadterhebung 1988. Mit dem Neubau des heutigen Rathauses verlor es seine ursprüngliche Bestimmung und beheimatet seitdem verschiedene Vereine. 2016 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Die Kosten beliefen sich auf 1,5 Millionen Euro. Großes Augenmerk wurde vor allem auf Barrierefreiheit und die energetische Sanierung gelegt. Das Gebäude verfügt nun über einen Aufzug und einen barrierefreien Zugang sowie über neue Fenster und Türen. Zudem wurden die Sanitäranlagen erneuert. Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, dass die Charakteristik des Gebäudes erhalten und es zugleich auf den neuesten Stand gebracht wird. Die Innentüren aus Vollholz sowie mehrere Einbauschränke aus Holz wurden aufgearbeitet und erstrahlen im neuen Glanz. Gleiches gilt für die Türrahmen aus Naturstein.
alte Rathaus wird gut angenommen. Viele kamen, „um sich das Gebäude mal von innen anzusehen“. Auch die Leiter der einzelnen Einrichtungen zeigten sich rundum zufrieden. Andrea Baumann ist mit ihrer Familienstation ganz neu in Neusäß. Sie freut sich, dass sie bis- viele positive Kontakte knüpfen konnte. Insbesondere profitiert sie von der Nähe des Freiwilligen-Zentrums, mit dem sie Erfahrungen austauscht. Baumann ist „absolut zufrieden“und hat sich gut eingelebt. Künftig will sie Kurse, zum Beispiel im Bereich Gesundheit, anDas bieten und gemeinsam mit dem Jugendkulturhaus Stereoton einen Vortrag über Datenschutz und Medien.
Ähnlich äußert sich Stephanie Niklas, Leiterin der Volkshochschule. Der neue große und mit moderner Technik ausgestattete Vortragsher raum werde gut von den Teilnehmern der Volkshochschule angenommen. Vor allem Sprachkurse finden statt. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Teilnehmer in Grundschulen auf kleinen Stühlen sitzen mussten. Die Botschaft vom lebenslangen Lernen soll keine leere Hülse bleiben, ihr wird mit einer entsprechenden Ausstattung Rechnung getragen.
Eine besondere Idee für den Tag der offenen Tür kam von den Mitarbeitern des Freiwilligen-Zentrums. Besucher konnten auf Zetteln ihre Wünsche für das Gebäude notieren und im Freien auf einer Wäscheleine hängen.
Offen für neue Ideen zu sein ist Ursula Meyer, der Leiterin des Freiwilligen-Zentrums, ein Anliegen. Wer sich engagieren möchte, ist bei ihr bestens aufgehoben. Eigene Ideen könnten gerne eingebracht werden, betont sie. Aber auch wer selbst noch keine konkrete Vorstellung hat, sei bei ihr willkommen. Auch sie ist zufrieden mit den neuen Räumen, die ihr mehr Platz als früher bieten. Sie wünscht sich, dass noch mehr Menschen kämen. Berührungsängste seien fehl am Platz. Ein niederschwelliges Angebot ist beispielsweise der Bürgertreff. Sieglinde Braun organisiert den wöchentlichen Treff am Mittwoch, der überwiegend von Älteren angenommen wird. „Aber auch Jüngere sind willkommen“, ergänzt sie. Bei Kaffee und Kuchen steht das Miteinander im Vordergrund, anschließend gibt es Spiele. Rommé und Rummikub stehen hoch im Kurs. Wer nicht mobil ist, kann sich vom Fahrdienst abholen und wieder heimbringen lassen.
Auch bei Joachim Schneider, Leiter der Ökumenischen Sozialstation Neusäß-Diedorf-Dietkirch, fällt der Vorher-nachher-Vergleich positiv aus: „Es hat sehr viel gewonnen“, so sein Resümee. Vorher seien Fenster und die Heizung mangelhaft gewesen. Doch die größte Verbesserung sei für ihn, dass er nun mehr Platz habe.