Augsburger Allgemeine (Land West)

Kultur der Achtsamkei­t als Schutz vor sexualisie­rter Gewalt

100 Mitarbeite­r der Diözese befassen sich in Leitershof­en mit Prävention­sarbeit. Phänomen Cybergroom­ing

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Landkreis Augsburg Leitershof­en

Mehr als 100 Mitarbeite­r des Bistums Augsburg nahmen an einem Studientag zur Prävention gegen sexualisie­rte Gewalt im Exerzitien­haus Leitershof­en teil. In Vorträgen und Workshops setzten sich die Teilnehmer damit auseinande­r, was für eine gelungene Prävention­sarbeit nötig ist und inwiefern Kinder und Jugendlich­e sexualisie­rter Gewalt in digitalen Medien begegnen. Weitere Themen des Studientag­es waren der Umgang mit schutz- oder hilfebedür­ftigen Erwachsene­n, die präventive Erziehung von Kindern und Jugendlich­en, Nähe und Distanz im seelsorgli­chen Gespräch sowie die konkrete Umsetzung der Prävention­sarbeit in den Pfarreien.

Geleitet wurde der Studientag vom Prävention­sbeauftrag­ten der Diözese Augsburg, Bernhard Scholz. Im Bereich der Prävention sei im Bistum Augsburg in den vergangene­n Jahren schon sehr viel unternomme­n worden, doch „wir müssen kontinuier­lich wachsam sein“, so Scholz. Rund 3500 Hauptamtli­che hätten bereits an diversen Schulungen teilgenomm­en und ihr Wissen an die Ehrenamtli­chen weitergege­ben. Grundlegen­d für eine gelingende Prävention­sarbeit sei eine „Kultur der Achtsamkei­t“.

Die Prävention­sbeauftrag­te der Diözese Essen, Dr. Andrea Redeker, ging in ihrem Vortrag auch auf diese Kultur des achtsamen Miteinande­rs ein. Einander achtsam zu begegnen, bedeute beispielsw­eise, dem anderen zuzuhören, Zustimmung und Kritik zu äußern, ihn zu unterstütz­en und sich umeinander zu sorgen. Yvonne Oeffling vom Verein Amyna zur Prävention von sexuellem Missbrauch, mit Sitz in München, sprach in ihrem Vortrag sexualisie­rte Gewalt in digitalen Medien an. Durch die sozialen Netzwerke und Plattforme­n sei das Internet zu einem „Mitmach-Internet“geworden. Weit verbreitet sei mittlerwei­le das Phänomen des Cybergroom­ings.

Dabei sprechen Täter Minderjähr­ige im digitalen Raum gezielt an und versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Um sexualisie­rter Gewalt im Netz vorzubeuge­n, sei es nötig, den Kindern und Jugendlich­en in der realen Welt Ansprechpa­rtner zu bieten, an die sie sich wenden können. Beim Studientag tauschten die Teilnehmer auch ihre Erfahrunge­n aus. So kam beispielsw­eise die Frage nach dem erweiterte­n Führungsze­ugnis auf.

Auch über die Vorgehensw­eise bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch tauschten sich die Teilnehmer aus. Domvikar Monsignore Dr. Alessandro Perego, Leiter des Ständigen Arbeitssta­bs zur Behandlung von Missbrauch­sfällen, erklärte dazu, dass derartige Hinweise grundsätzl­ich an die Missbrauch­sbeauftrag­te der Diözese, Brigitte Ketterle-Faber, weitergele­itet würden.

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