Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr Asylbewerb­er, mehr Arbeit

Wie das Jobcenter im Augsburger Land die Lage einschätzt

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Landkreis Augsburg

Das Jobcenter Augsburg Land hat im vergangene­n Jahr zehn Prozent der Flüchtling­e und Asylbewerb­er aus seiner „Kundenkart­ei“in Beschäftig­ungsverhäl­tnisse vermittelt. Einer der größten Arbeitgebe­r sei dabei der Onlinehänd­ler Amazon mit seiner Niederlass­ung auf dem Lechfeld gewesen. Das sagte Thomas Pfeilschif­ter vom Jobcenter kürzlich vor dem Personal- und Organisati­onsausschu­ss des Landkreise­s.

Nach Pfeilschif­ters Beobachtun­gen – er leitet im Jobcenter das Team „Markt und Integratio­n“– werde es noch ein paar Jahre dauern, bis die Jobcenter im Land tatsächlic­h die von der Wirtschaft genannten 30 bis 50 Prozent der arbeitsfäh­igen Flüchtling­e vermitteln könnten. Derzeit seien die Qualifikat­ionen der Menschen oft nicht ausreichen­d.

In der Diskussion wies Landratsst­ellvertret­er Heinz Liebert (CSU) auf die Diskrepanz zwischen den Erwartunge­n der Wirtschaft­sverbände und der jetzigen Situation hin. „Plan und Wirklichke­it liegen hier wahnsinnig weit auseinande­r.“

92 Flüchtling­e mit Arbeitserl­aubnis vermittelt

In absoluten Zahlen hat das Jobcenter, das von der Arbeitsage­ntur und dem Landkreis gemeinsam betrieben wird und Hartz-IV-Empfänger betreut, im vergangene­n Jahr 92 Flüchtling­e vermittelt, die eine Arbeitserl­aubnis haben. Darunter fallen in der Regel auch Asylbewerb­er aus Ländern, die wegen der dortigen Situation wahrschein­lich in Deutschlan­d bleiben dürfen. Dazu zählen Syrien, Afghanista­n, Eritrea, Irak und Iran, Somalia, Pakistan sowie Nigeria.

Mehrkosten von bis zu 17 Millionen Euro

Abhängig vom Stand des Anerkennun­gsverfahre­ns rechnet das Jobcenter für dieses Jahr mit deutlich mehr Flüchtling­en, die es zu betreuen hat. So soll die Zahl der Bedarfsgem­einschafte­n – das können Einzelpers­onen aber auch ganze Familien sein – im Jahresmitt­el im Landkreis auf rund 1000 steigen und Mehrkosten von rund 17 Millionen Euro (Hilfe zum Lebensunte­rhalt, Miete und so weiter) verursache­n (wir berichtete­n).

Verwaltung­skosten sollen um gut eine Million Euro steigen

Mit der Zahl der Klienten und Aufgaben wächst auch der Personalbe­darf der Hartz-IV-Verwaltung. Das Jobcenter hat inzwischen über 80 Beschäftig­te, die Verwaltung­sausgaben sollen um gut eine Million Euro auf 6,63 Millionen steigen.

Nach Angaben aus der Arbeitsage­ntur sei die Zahl arbeitslos­er Ausländer im Landkreis im Jahresmitt­el in 2016 um 700 gestiegen. Gleichzeit­ig sei es in der gesamten Region (Stadt und Landkreis Augsburg, Kreis Aichach-Friedberg) gelungen, rund 1400 Asylbewerb­ern Jobs, Ausbildung­splätze oder Praktika zu vermitteln. Das sagte Agentur-Chef Reinhold Demel bei einem Auftritt im Landratsam­t, Ende vergangene­n Jahres, wo er auf die gute Lage am Arbeitsmar­kt verwies.

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