Augsburger Allgemeine (Land West)
Trostpflaster für die Verlierer
Futsal Warum der Landkreis-Vizemeister TSV Diedorf trotz der Final-Niederlage gegen den TSV Meitingen im kommenden Jahr an der schwäbischen Meisterschaft teilnehmen darf
Fischach
Der Jubel unter den zahlreichen Diedorfer Fans brandete noch einmal auf, als Kreisspielleiter Reinhold Mießl dem Vizemeister eine gute Nachricht überbrachte. Weil die Meitinger als Bezirksligist ohnehin schon für die schwäbischen Titelkämpfe 2017/18 qualifiziert sind, rücken die Diedorfer als Landkreis-Zweiter nach und dürfen auch an der Bezirksmeisterschaft teilnehmen. Dabei wird es voraussichtlich am 29. Dezember eine Rückkehr nach Fischach geben, denn dort steigt eine der sieben schwäbischen Vorrunden.
Auch über das Gesicht von Jürgen Fuchs huschte wieder ein Lächeln. „Der Titel wäre mir zwar lieber gewesen, aber das ist dann doch ein wenig Balsam auf unsere Seelen, dass wir bei der Schwäbischen dabei sein dürfen“, sagte der Trainer des TSV Diedorf. Insgesamt sei der Auftritt der Seinen eine tolle Sache gewesen. „Wir haben gezeigt, dass man auch als Kreisligist gut kicken kann. Wenn wir 23 Sekunden vor Schluss den Zehnmeter durch Florian Sandner oder den Nachschuss durch Philipp Harjung verwandeln, gewinnen wir mit 3:2“, trauerte er den vergebenen Großchancen nach. Im Halbfinale gegen den TSV Neusäß hatten die Diedorfer das Glück, dass Marcel Burda kurz vor Schluss einen Zehnmeter nicht zum 3:3-Ausgleich nutzen konnte. „Er hätte eigentlich gar nicht mehr spielen dürfen“, nahm Gerhard Hildmann seinen Präzisionsschützen in Schutz, der nach einer in der letzten Woche erlittenen Gehirnerschütterung und einem groben Foul eines Klosterlechfelders in der Pause zwischen den beiden Spielen in der Kabine kollabiert war.
Während Burda das Spielgerät am Kasten vorbeiballerte, war für die Diedorfer Meitingens überragender Schlussmann Alexander Bernhardt Endstation. Der 19-Jährige, im Freien nur die Nummer zwei hinter Tobias Hellmann, hatte zuvor schon gegen André Schäffler vom Zehnmeterpunkt den Führungstreffer verhindert und dann auch im Sechsmeterschießen gegen Sandner einmal die Oberhand behalten und seiner Mannschaft damit den Landkreistitel gesichert.
Dass der Meitinger Triumph diesmal von so wenigen Fans vor Ort mitverfolgt wurde, begründet Abteilungsleiter Torsten Vrazic so: „Wahrscheinlich hat man uns nichts zugetraut und gefürchtet, dass wir – so wie in den letzten Jahren – gleich im ersten Spiel rausfliegen. Deshalb haben wohl viele den weiten Weg quer durch den Landkreis von Meitingen nach Fischach gescheut.“Begeistert war Vrazic von den Anhängern des FC Horgau, die trotz des frühen Ausscheidens ihrer Mannschaft bis zum Ende ausharrten und zur guten Stimmung in der mit weit über 600 Zuschauern gefüllten Fischacher Staudenhalle beitrugen.
Für den Bezirksligisten aus dem Lechtal beginnt nun eine Rückrunde, in der man sich augenscheinlich den Aufstieg in die Landesliga auf die Fahnen geschrieben hat. Egal ob als Meister bei sechs Punkten Rückstand auf Aystetten oder über die Relegation bei einem Zähler Rückstand auf den VfR Neuburg. Die personellen Voraussetzungen wurden geschaffen. Nach Marco Lettrari (TSV Gersthofen) und Maik Stach (SV Wörnitzstein) hat man sich nun auch mit dem Landesligisten FC Gundelfingen über die Ablöse für Roman Kadutschenko geeinigt. Einen weiteren hochkarätigen Neuzugang hat Vrazic noch in der Hinterhand. „Zum Nulltarif“, schmunzelt der Meitinger Fußballboss.
Auch wenn das Endrundenturnier packende Spiele, Hochspannung und Dramatik ohne Ende bot – Jürgen Fuchs kann sich mit dem Futsal noch immer nicht anfreunden. „Es fehlt die Aktion, die Dynamik, der Kampf“, meint er und plädiert für größere Tore und vor allem für einen richtigen Fußball. „Aber den Jungen gefällt’s. Vielleicht bin ich zu alt dafür“, lacht der ehemalige Jugend-Nationalspieler, der gestern seinen 45. Geburtstag feiern konnte.
Die Kreisvorsitzende Carola Härtel sieht die Entwicklung beim Futsal auf dem richtigen Weg – aber auch noch einigen Nachholbedarf. Sie bietet deshalb den Vereinen, Schiedsrichtern und Funktionären für die kommende Hallenrunde einen runden Tisch an. „Wir müssen uns gemeinsam weiterentwickeln, denn es geht um den Fußball, der allen enorm viel Spaß bereitet“, meinte sie am Rande einer Jugendveranstaltung.