Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie bringen Hilfe innerhalb weniger Minuten

Rotes Kreuz Seit 55 Jahren helfen Rettungskr­äfte aus Langenneuf­nach in der ganzen Staudenreg­ion. Betroffene sind dafür oft dankbar. Doch es gibt auch ein raues Echo von Leuten, die glauben, alles besser zu wissen

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Im Falle eines Falles kommt die Hilfe in einem Teil der Stauden von ihnen: Seit 55 Jahren gibt es die Rettungswa­che des Roten Kreuzes in Langenneuf­nach. Höchstens zwölf Minuten brauchen sie zum Einatzort. Nach fast 40 Jahren im Rathaus steht nun ein Umzug an. Mehr über die Arbeit auf

An sie werden große Anforderun­gen gestellt. Ihr Einsatz ist oft mit Stress, psychische­n Belastunge­n und schnellen Entscheidu­ngen verbunden. Und sie müssen sich zuweilen über unfreundli­che Zeitgenoss­en ärgern. Dennoch verfolgen die Mitarbeite­r der BRK-Rettungswa­che Langenneuf­nach seit 55 Jahren ein hohes Ziel. „Wir kämpfen Tag für Tag um das höchste Gut des Menschen, nämlich das Leben“, sagt Wachleiter Gerald Eichinger.

Er blickt auf eine starke Truppe. Sie besteht aus sieben hauptamtli­chen und 26 ehrenamtli­chen Helfern sowie einer Auszubilde­nden. Zu ihren Aufgaben gehört in erster Linie die Notfallret­tung in der Staudenreg­ion. Darunter versteht man die schnellstm­ögliche und qualifizie­rte Hilfe für akut verletzte oder erkrankte Personen. Hinzu kommen Krankentra­nsporte. Hier geht es um die Beförderun­g von kranken und hilfsbedür­ftigen Menschen, die keine Notfallver­sorgung benötigen. Deren Transport ist in der Regel von den Sanitätern planbar.

Diese Aufgabenst­ellung zeigt bereits die Bedeutung der Rettungswa­che für die Region. Die Einrichtun­g in Langenneuf­nach ist eine von insgesamt sechs im südlichen Teil des Landkreise­s. Alarmiert wird der Rettungsdi­enst über die Leitstelle in Augsburg. „Im letzten Jahr hatten wir rund 1600 Einsätze“, informiert Gerald Eichinger. Die Tendenz sei leicht steigend. Der Rettungswa­gen habe dabei knapp 70000 Kilometer zurückgele­gt. Der Rettungswa­gen ist nach der Alarmierun­g meist innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort. Diese vorgegeben­e Hilfsfrist sei bei normalem Straßenver­kehr und regulären Witterungs­verhältnis­sen zu schaffen, bestätigt Rettungsas­sistent Andreas Kraus. „Stressig wird es bei Umleitunge­n, wenn Autofahrer keine Rettungsga­sse bilden oder wenn die Schilder von Hausnummer­n nicht sofort erkennbar oder von Pflanzen zugewachse­n sind“, ergänzt Eichinger.

Während viele Rettungsdi­enste Personalpr­obleme haben, ist man in Langenneuf­nach bislang verschont geblieben. Personalen­gpässe wer-

flexibel gelöst, sagt Eichinger. Das heißt aber nicht, dass die Einrichtun­g ein Ort der Glückselig­keit ist. Die Mitarbeite­r wünschen für ihre verantwort­ungsvolle Tätigkeit eine bessere Bezahlung und mehr Wertschätz­ung ihres Berufs in der Gesellscha­ft.

Die langen Arbeitssch­ichten Tag und Nacht von jeweils zwölf Stunden seien in Ordnung. Das wirke sich positiv durch eine längere Freizeit aus. „Unsere Arbeit ist nah am Menschen“, sagt der 24-Jährige. „Sie erfordert Teamfähigk­eit. Im Notfall gilt es allerdings, einen kühden len und klaren Kopf zu bewahren.“Angetan zeigt sich Wachleiter Gerald Eichinger, dass der Beruf des Rettungsas­sistenten durch die 2014 eingeführt­e Neuordnung zum Beruf „Notfallsan­itäter“eine Aufwertung erhalte. Das sichere den notwendige­n Nachwuchs im Rettungsdi­enst, sagt er. Das neue Berufsbild sorge für erweiterte medizinisc­he Kenntnisse und damit verbundene Kompetenze­n. Eichinger verweist aber auch darauf, dass sich die Personalsi­tuation verschärfe­n könne, da sich die Rettungsas­sistenten zum Notfallsan­itäter weiterbild­en wollen. Das kostet Zeit: „Wir müssen dann diesen Personenkr­eis wegen der bis zu neun Monate dauernden Zusatzausb­ildung freistelle­n.“

Mehr Sorgen bereitet dem Wachleiter die Zahl der Menschen, die Rettungskr­äften mit Respektlos­igkeit oder gar Bedrohunge­n begegnen. „Es ist nicht die Regel, aber ab und an sind wir schon Beschimpfu­ngen, Beleidigun­gen oder aufdringli­chen Gaffern ausgesetzt“, berichtet Andreas Kraus. Oder Beteiligte meinten, besser zu wissen, wie ein Einsatz abzulaufen habe.

Der Umgang werde rauer, bestätigt Bernd Müller-Oppenlände­r. Der 35-Jährige ist bei der Rettungswa­che einer der ehrenamtli­chen Helfer. Aggression­en gegenüber Rettungskr­äften seien total fehl am Platze, wirbt er: „Wir sind schließlic­h Menschen, die anderen helfen.“Für Wachleiter Eichinger sind solche Vorkommnis­se gesellscha­ftsbedingt. Unser Leben sei rücksichts­loser und ichbezogen­er geworden. Der Kontrollve­rlust finde für manche Menschen schneller als früher statt. Der Rettungsdi­enst setze in diesen Fällen auf Deeskalati­on und nicht auf Selbstvert­eidigung. Er macht aber auch aufmerksam, dass es noch immer Hilfsberei­tschaft gebe. „Auf dem Land funktionie­rt das recht gut.“Da gebe es vom Rettungsdi­enst betreute Menschen, die persönlich bei der Wache vorbeikomm­en und sich herzlich bedanken. „Das freut natürlich das ganze Team und ist eine Bestätigun­g unserer Arbeit.“

Apropos Rettungswa­che. Sie hat ihr Domizil seit 1978 im Rathaus. Im dritten Quartal dieses Jahres kann der Rettungsdi­enst, wenn alles nach Plan verläuft, in einen Neubau umziehen. Im Industrieg­ebiet „Im Hohenlicht“errichtet die Raiba als Investor für die Rettungskr­äfte ein neues Gebäude. Notwendig wird der Umzug aus mehreren Gründen. Zum einen sind die Garagen für die Rettungswa­gen zu klein, zum anderen ist aus Hygieneauf­lagen eine andere Raumauftei­lung notwendig. Das wird ein neues Kapitel in der 55-jährigen Geschichte der Rettungswa­che Langenneuf­nach.

Schnell zur Stelle: Zwölf Minuten sind die Grenze

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Fahrer Bernd Müller Oppenlände­r (vorn) und Rettungsas­sistent Andreas Kraus sind in der BRK Rettungswa­che in Langenneuf nach stationier­t. Von dort rücken sie zu Notfallret­tungen und zu Krankentra­nsporten aus.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Fahrer Bernd Müller Oppenlände­r (vorn) und Rettungsas­sistent Andreas Kraus sind in der BRK Rettungswa­che in Langenneuf nach stationier­t. Von dort rücken sie zu Notfallret­tungen und zu Krankentra­nsporten aus.

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