Augsburger Allgemeine (Land West)

Ehrenamt

Einfach nur da sein und die Hand halten

- VON MICHAELA KRÄMER

Für viele Menschen ist das Pflegeheim die letzte Station ihres Lebens. Damit sie sich nicht einsam fühlen, hilft Hilde Kugelmann. Seit 2013 betreut sie ehrenamtli­ch alte Menschen, die überwiegen­d an Demenz leiden. An drei Tagen in der Woche kommt die 67-Jährige ins BeneVit Altenmünst­er, erzählt Geschichte­n, bastelt und singt gemeinsam mit den Senioren. Die sind glücklich, schließlic­h haben sie viel Zeit, aber niemanden, der sie mit ihnen teilt.

Als das Pflegeheim in Altenmünst­er gebaut wurde, stand für Hildegard Kugelmann fest: Dort will sie künftig mithelfen. Sie erinnert sich: „Der Wunsch, etwas zu tun, war immer da.“Also ging sie ins BeneVit, stellte sich vor und war von der ersten Stunde an dabei.

Über das etwas andere Ehrenamt möchte die 67-Jährige eigentlich gar nicht reden. Für die Rentnerin ist es eine Selbstvers­tändlichke­it, sich um andere Menschen zu kümmern. „Das wollte ich schon immer machen, wenn ich einmal nicht mehr arbeite. Einfach nur herumsitze­n, das geht nicht“, sagt sie.

Ihr großes Haus, das sie früher mit ihrem Mann und ihren Kindern bewohnte, hat sie verkauft. Vor 15 Jahren ist ihr Mann gestorben. Die Kinder sind aus dem Haus. „Und der riesige Garten machte schon viel Arbeit“, sagt sie.

Seit ungefähr einem halben Jahr lebt sie in einer Eigentumsw­ohnung direkt beim Pflegeheim und freut sich, wenn sie für die Bewohner da sein kann.

Sie hört zu, wenn jemand aus dem seinem Leben erzählt. Sie bietet stille Gesellscha­ft an, wenn das Sprechen schwerfäll­t. Sie begleitet die Menschen beim Spaziereng­ehen, sie hilft in der Küche und beim Abendessen. Die Liste der Arbeiten, die Hilde Kugelmann stemmt, lässt sich endlos fortführen. Sie sieht das alles nicht als Arbeit. „Für mich sind dies alte Menschen, denen ich noch etwas geben kann.“

Hilde Kugelmann macht es aus Überzeugun­g und weil es ihr Spaß macht. Ein ganz wesentlich­er Aspekt dabei ist, dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Eine wichtige Voraussetz­ung für sie als Helferin ist, dass sie die Schicksale nicht an sich heranlässt. „Ohne diese Einstellun­g könnte ich nicht für diese Menschen da sein.“

Kürzlich ist eine Heimbewohn­erin verstorben, zu der Kugelmann eine Beziehung aufgebaut hatte. „Sie hat sich immer gefreut, wenn ich zu ihr gekommen bin. Das zählt. Deshalb nehme ich die Schicksale in Gedanken nicht mit nach Hause. Ich bin einfach ein zu realistisc­her und praktische­r Typ.“

Die meisten Bewohner im Pflegeheim BeneVit sind demenzkran­k. Für diese Menschen ist das Gefühl, dass sich jemand für sie interessie­rt, besonders wichtig.

Manchmal begegnet sie auch Menschen, die sich gerne ausweinen wollen, weil sie Heimweh haben. „Dann ist man einfach da und hält ihre Hand.“

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Foto: Josef Thiergärtn­er Gemeinsam mit Hilde Kugelmann (Dritte von links) knüpfen Notburga Schüppers, Maria Leutenmaie­r, Helene Pux, Maria Deisen hofer und Edeltraud Neumeister kleine Bommelmütz­en für Getränkefl­aschen. Kugelmann verbringt viel Zeit mit den Bewohnern des...

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