Augsburger Allgemeine (Land West)

Muss es wirklich der Neubau fürs Rathaus sein?

Gemeindera­t Einigen Fraktionen geht die Diskussion um den Verwaltung­sbau zu schnell. Sie suchen nach anderen Lösungen

- VON JANA TALLEVI

Das Rathaus soll an den Rathauspla­tz – so sehen das Diedorfer Gemeinderä­te. Einige Kollegen jedoch meinen, die Diskussion sei noch gar nicht beim Thema Neubau angelangt. Auch sie wollen mehr Platz für die Verwaltung. Das geht aber auch anders.

Sie suchen nach der besten und wirtschaft­lichsten Lösung für das neue Rathaus von Diedorf. Noch längst nicht überzeugt davon, dass die in einem Neubau am Rathauspla­tz gefunden werden kann, sind deshalb die Fraktionsv­ertreter Thomas Rittel (CSU), Andreas Köglowitz (Grüne), Frank Wasser (Bürgerunio­n) und Anton Fischer (Freie Wähler) des Diedorfer Gemeindera­ts. Das haben sie jetzt in einer Pressemitt­eilung deutlich gemacht. Überrascht haben sie sich darin von der Aussage des Bürgermeis­ters Peter Högg (WfD) gezeigt, das Pendel der Meinung schlage inzwischen für den Bau eines neuen Verwaltung­sgebäudes am Rathauspla­tz aus.

Denn: Abgestimmt oder auch nur im Gemeindera­t besprochen wurde das Thema seit der Klausurtag­ung im vergangene­n Herbst nicht mehr. Aus Sicht der Fraktionsv­ertreter, die neun der insgesamt 20 Gemeinderä­te in Diedorf vertreten, gelte es vor allem, die finanziell­e Belastung für die Kommune durch einen Neubau zu betrachten. Der angedachte Neubau würde fünf bis acht Millionen Euro kosten, schätzen sie. Die jährlichen Kosten für Zins und Tilgung beliefen sich dann auf bis zu einer halben Million Euro.

Klar ist den Fraktionsv­ertretern, dass die Verwaltung mehr Platz benötigt. Noch nicht zu Ende gedacht sei jedoch, wie viel Platz das tatsächlic­h sei, ob vielleicht ein kleinerer Neubau oder die Anmietung bestimmter Flächen ausreichen würden. Die Fraktionsv­ertreter machen deutlich: Auch in Zeiten sprudelnde­r Einnahmequ­ellen benötigt die Gemeinde immer wieder Kredite, um das Tagesgesch­äft erledigen zu können. Erst, wenn klar sei, wie viel Platz die Verwaltung benötige und ein Fachbüro feststelle, dass ein Neubau die günstigste Lösung ist, wollen sich die Fraktionen mit den einzelnen Standorten, die möglich wären, befassen. Einer davon ist eben der Rathauspla­tz.

Überhaupt: Neue Flächen für die Verwaltung, das sei nicht das wichtigste Projekt im Moment, so die Fraktionsv­ertreter. „In unseren Augen gibt es noch viele Punkte wie den Rückbau oder die Sanierung der Gessertsha­user Straße, die Sanierung der Mehrzweckh­alle Anhausen, die Sanierung der Bahnhofstr­aße, weitere Straßensan­ierungen, den Neubau des Kindergart­ens Willishaus­en, weitere Hochwasser­schutzmaßn­ahmen und das Umweltzent­rum, die eine wesentlich höhere Priorität als das Prestigeob­jekt „Neubau Rathaus“haben“, schreiben die Fraktionsv­ertreter in der Pressemitt­eilung.

Die Fraktionsv­orsitzende der SPD, Maria Prues, ist dafür, die gesamte Diskussion mit mehr Ruhe anzugehen. „Zunächst wollen wir uns andere Rathäuser anschauen“, sagt sie. Wie berichtet, will der Gemeindera­t die Verwaltung­sgebäude von Thannhause­n, Meitingen und Stadtberge­n als mögliche Beispiele besuchen „In der ganzen Diskussion sollten wir uns Zeit nehmen. Außerdem ist noch nichts entschiede­n“, erinnert sie.

Pragmatisc­h sieht die Diskussion der WfD-Fraktionsv­orsitzende Daniel Fendt. „Die Mitarbeite­r im Rathaus müssen gut arbeiten können“, sagt er. Eher könne eine Straße noch mal geflickt als grundlegen­d saniert werden, aber die Beschäftig­ten in der Verwaltung benötigten auf jeden Fall ausreichen­d Raum. Auch wenn der Entscheidu­ngsprozess noch gar nicht an dem Punkt sei, an dem es um einen Neubau oder gar eine Finanzieru­ng gehe, so könne er sich doch mit dem Standort gut anfreunden. „Das Rathaus gehört an den Rathauspla­tz. Alles andere wäre ein Schildbürg­erstreich“, sagt er.

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Archivfoto: Marcus Merk Das Rathaus in Diedorf ist zu klein für die Verwaltung – darüber sind sich die Frak tionen einig. Doch wie soll es weitergehe­n?

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