Augsburger Allgemeine (Land West)
Mit Hulapalu zum Narrenbaum
400 Hexen verwandeln das Gemeindezentrum in Mittelneufnach in tobendes Hexenhaus
Es wuselte geradezu von bunten Hexen, Masken- und Hästrägern sowie neonleuchtenden Guggamusikern: Bei eisigen Temperaturen wurde in Mittelneufnach das elfjährige Bestehen der Böcklesberger Hexen mit dem erstmaligen Stellen des Narrenbaumes und einer großen Hexenparty gefeiert.
Es ist kurz vor 19 Uhr, als die letzten Hexen vor dem Gemeindezentrum eintreffen. Sie kommen aber nicht auf dem Besen dahergeflogen, sondern fahren modern im Bus vor. Einige haben einen weiten Weg hinter sich: Bis aus Füssen, Elchingen oder Donaualtheim sind sie gekommen, und der bunte Haufen vor dem Gemeindezentrum scheint kein Ende zu nehmen, um den Böcklesberger Hexen ihre Ehre zu erweisen. Insgesamt haben sich fünfundzwanzig Narrenzünfte und -vereine mit rund 400 Aktiven zum Elfjährigen angekündigt. Oberhexe Margit Müller-Fertl, Zunftmeisterin der Böcklesberger Hexen, ist begeistert und überglücklich, dass der Einladung so viele gefolgt sind.
Mit Glühwein und Punsch wärmen sich die Akteure in dieser bitterkalten Winternacht noch mal auf, bevor der Narrenbaum in der Dorfmitte abgeholt wird. Angeführt von der bunt blinkenden Guggamusik, den Breitenbrunner Dorfbachfurzern, die mit „Hulapalu“, „Summer of 69“und weiteren Stimmungsliedern die Hästräger so richtig auf Stimmungstemperatur bringen, zieht die lustige Karawane in ihren vielfarbigen Kostümen und filigran geschnitzten Masken lautstark durch die Straßen von Mittelneufnach. Am Gemeindezentrum wieder angelangt, wird der Baum von der Zimmermannsgilde traditionell per Hand aufgestellt. Die sogenannte Zimmermannsgilde besteht aus lauter erfahrenen Zimmerern aus Mittelneufnach, die sich sofort bereit erklärten, den Baum für die Narrenzunft fachmännisch aufzustellen. Bezüglich der Symbolik des Narrenbaums gibt es verschiedene Auslegungen. So wird zum Beispiel der Narrenbaum als Abwandlung des biblischen Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies oder als Symbol des Unsinnigen und Närrischen gesehen. Heute wird der Narrenbaum allgemein als weithin sichtbares Symbol für die Herrschaft der Narren verstanden.
Und was ist das Geheimnis der Hexen und Narrenzünfte? Peter von den „Schilfgräbsler“aus Hochwang erklärt es so: „Es hat einfach eine Tradition, und man trifft in der Fasnacht viele Bekannte, die man sonst nicht sieht. Es gibt kein Konkurrenzdenken unter den Zünften. Man feiert, man quatscht, es ist wie eine riesengroße Familie.“Und wo sich so viele Zünfte treffen, darf dann auch das „Familienoberhaupt“nicht fehlen. Der stellvertretende Oberzunftmeister des BayerischSchwäbischen Fasnachtsverbandes, Simon Czech, überreicht Zunftmeisterin Margit mit einem Gedicht ein Geschenk zum Jubiläum.
Für die anschließenden Hexenparty haben die Böcklesberger Hexen ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Die beiden Oberriedener Kinder- und Jugendtanzgruppen Crazy Kids und Crazy Youngsters eröffneten den heiteren Showabend.
Geheimnisvoll und mysteriös wurde es dagegen beim Hexentanz der Deifelhexa aus Memmingerberg, und leicht erotisch angehaucht war wiederum die Burlesque-Darbietung der Ronsberger Garde, bei der die männlichen Hexen schon etwas ins Schwitzen kamen. Zum Schluss gaben noch mal die Breitenbrunner Dorfbachfurzer mit ihren Trommeln und Blasinstrumenten so richtig Gas, dass regelrecht die Wände wackelten.
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