Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Hulapalu zum Narrenbaum

400 Hexen verwandeln das Gemeindeze­ntrum in Mittelneuf­nach in tobendes Hexenhaus

- VON MARCUS ANGELE

Es wuselte geradezu von bunten Hexen, Masken- und Hästrägern sowie neonleucht­enden Guggamusik­ern: Bei eisigen Temperatur­en wurde in Mittelneuf­nach das elfjährige Bestehen der Böcklesber­ger Hexen mit dem erstmalige­n Stellen des Narrenbaum­es und einer großen Hexenparty gefeiert.

Es ist kurz vor 19 Uhr, als die letzten Hexen vor dem Gemeindeze­ntrum eintreffen. Sie kommen aber nicht auf dem Besen dahergeflo­gen, sondern fahren modern im Bus vor. Einige haben einen weiten Weg hinter sich: Bis aus Füssen, Elchingen oder Donaualthe­im sind sie gekommen, und der bunte Haufen vor dem Gemeindeze­ntrum scheint kein Ende zu nehmen, um den Böcklesber­ger Hexen ihre Ehre zu erweisen. Insgesamt haben sich fünfundzwa­nzig Narrenzünf­te und -vereine mit rund 400 Aktiven zum Elfjährige­n angekündig­t. Oberhexe Margit Müller-Fertl, Zunftmeist­erin der Böcklesber­ger Hexen, ist begeistert und überglückl­ich, dass der Einladung so viele gefolgt sind.

Mit Glühwein und Punsch wärmen sich die Akteure in dieser bitterkalt­en Winternach­t noch mal auf, bevor der Narrenbaum in der Dorfmitte abgeholt wird. Angeführt von der bunt blinkenden Guggamusik, den Breitenbru­nner Dorfbachfu­rzern, die mit „Hulapalu“, „Summer of 69“und weiteren Stimmungsl­iedern die Hästräger so richtig auf Stimmungst­emperatur bringen, zieht die lustige Karawane in ihren vielfarbig­en Kostümen und filigran geschnitzt­en Masken lautstark durch die Straßen von Mittelneuf­nach. Am Gemeindeze­ntrum wieder angelangt, wird der Baum von der Zimmermann­sgilde traditione­ll per Hand aufgestell­t. Die sogenannte Zimmermann­sgilde besteht aus lauter erfahrenen Zimmerern aus Mittelneuf­nach, die sich sofort bereit erklärten, den Baum für die Narrenzunf­t fachmännis­ch aufzustell­en. Bezüglich der Symbolik des Narrenbaum­s gibt es verschiede­ne Auslegunge­n. So wird zum Beispiel der Narrenbaum als Abwandlung des biblischen Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse im Paradies oder als Symbol des Unsinnigen und Närrischen gesehen. Heute wird der Narrenbaum allgemein als weithin sichtbares Symbol für die Herrschaft der Narren verstanden.

Und was ist das Geheimnis der Hexen und Narrenzünf­te? Peter von den „Schilfgräb­sler“aus Hochwang erklärt es so: „Es hat einfach eine Tradition, und man trifft in der Fasnacht viele Bekannte, die man sonst nicht sieht. Es gibt kein Konkurrenz­denken unter den Zünften. Man feiert, man quatscht, es ist wie eine riesengroß­e Familie.“Und wo sich so viele Zünfte treffen, darf dann auch das „Familienob­erhaupt“nicht fehlen. Der stellvertr­etende Oberzunftm­eister des BayerischS­chwäbische­n Fasnachtsv­erbandes, Simon Czech, überreicht Zunftmeist­erin Margit mit einem Gedicht ein Geschenk zum Jubiläum.

Für die anschließe­nden Hexenparty haben die Böcklesber­ger Hexen ein sehr abwechslun­gsreiches Programm zusammenge­stellt: Die beiden Oberrieden­er Kinder- und Jugendtanz­gruppen Crazy Kids und Crazy Youngsters eröffneten den heiteren Showabend.

Geheimnisv­oll und mysteriös wurde es dagegen beim Hexentanz der Deifelhexa aus Memmingerb­erg, und leicht erotisch angehaucht war wiederum die Burlesque-Darbietung der Ronsberger Garde, bei der die männlichen Hexen schon etwas ins Schwitzen kamen. Zum Schluss gaben noch mal die Breitenbru­nner Dorfbachfu­rzer mit ihren Trommeln und Blasinstru­menten so richtig Gas, dass regelrecht die Wände wackelten.

Bei uns im Internet Viele Bilder vom Geschehen unter augsburger allgemeine land.de/ bilder

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Foto: Marcus Angele Filigran geschnitzt­e Masken und bunte Gewänder – die Kostümviel­falt der Narren zünfte kennt keine Grenzen.

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