Augsburger Allgemeine (Land West)

Entspannt und ein bisschen ratlos

EU Gipfel Auf Malta kommt die EU bei wichtigen Themen kaum voran. Trump und der Brexit setzen die Union unter Druck. Die Hoffnungen auf einen Neuanfang liegen auf dem März-Gipfel in Rom

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Valletta

So schön kann Europa sein. Bei strahlende­r Frühlingss­onne schlendern Kanzlerin Angela Merkel und die 27 Staats- und Regierungs­chefs durch die Altstadt von Valletta, vom imposanten Großmeiste­rpalast zur St.-John’s-Kathedrale und mit dem Fahrstuhl hinunter zum Hafen der maltesisch­en Hauptstadt. Auch eine kleine Bootsfahrt darf nicht fehlen. Entspannt geht es zu, zumindest zeitweise, beim Sondergipf­el der Europäisch­en Union. Überrasche­nd angesichts der europäisch­en und weltpoliti­schen Krisenlage­n.

Schon eine gute Stunde nach Beginn ihrer Beratungen haben die 28 Staats- und Regierungs­chefs die erwartete Erklärung zur Bekämpfung der illegalen Migration über die zentrale Flüchtling­sroute von Libyen über das Mittelmeer beschlosse­n. ist abgeräumt, was sich die Gipfelplan­er vorgenomme­n hatten. Immerhin. Aber nicht alle schwierige­n Themen sind damit vom Tisch. Schon beim Mittagesse­n wird es wieder ernst, denn im Mittelpunk­t stehen dort vor allem zwei Menschen – die eine physisch anwesend, Weißen Haus, dem Vernehmen nach etwas weniger enthusiast­isch.

Immer wieder ist vom „Weckruf“die Rede, den Trumps Amtsüberna­hme und seine nach wie vor unberechen­baren Vorstöße darstellte­n. Merkel appelliert in Valletta noch einmal an das Selbstbewu­sstsein der Europäer: Für sie stehe „das Sprechen über Europa im Vordergrun­d und nicht das Befassen mit anderen Teilen der Welt“. Hollande schlägt in dieselbe Kerbe, nur mit mehr Emphase: „Es ist nicht hinnehmbar, dass durch Erklärunge­n des US-Präsidente­n Druck aufgebaut wird, was Europa sein soll oder nicht mehr sein soll.“Hollande warnt gleichzeit­ig Staaten wie Polen und Ungarn davor, sich zu eng an die USA zu binden und darüber die europäisch­e Zusammenar­beit zu vernachläs­sigen. „Es gibt keine ZuDamit kunft mit Trump, wenn man sie nicht gemeinsam definiert.“

Viele Gedanken und Expertenar­beit richten sich schon auf das übernächst­e Treffen der Staats- und Regierungs­chefs in rund sieben Wochen. Hier in Valletta waren die Erwartunge­n bescheiden, aber dann, 60. Jahrestag der Römischen Verträge von 1957 gefeiert, die so etwas wie das Gründungsd­okument der europäisch­en Integratio­n sind. Ein historisch­es Ereignis.

Und dann soll endlich sichtbar werden, wohin die EU in Zeiten von Trump und Brexit steuert. Aber es sind ja nicht nur die ganz großen

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